Roman Kirsch Casacanda Fab Lesara Startup-Helden
Roman Kirsch Casacanda Fab Lesara Startup-Helden Roman Kirsch ist Gründer und Geschäftsführer des Online-Discounters Lesara. 2012 verkaufte er sein Startup Casacanda an Fab.

„Startup-Held“ Roman Kirsch im Interview

Von den schweren Umbrüchen bei Fab hat Roman Kirsch nichts mehr mitbekommen. Als im vergangenen Sommer die ersten Massenentlassungen beim Design-Shoppingclub bekannt wurden, hatte sich dessen ehemaliger Europa-Chef bereits einem neuen Projekt zugewandt: Im November 2013 brachte er Lesara, einen Online-Discounter für Kleidung, Schmuck und Haushaltsgeräte an den Start, der bereits 25 Mitarbeiter beschäftigt. Das Berliner Startup fuhr kurz nach dem Start eine Millionenfinanzierung internationaler Investoren ein, darunter der VC Partech und Ex-Puma-Chef Franz Koch.

Kirsch hat BWL in London, Los Angeles und an der WHU im rheinischen Vallendar studiert. Als Unternehmensberater und Analyst war er zwischen 2008 und 2010 unter anderem bei Goldman Sachs und Booz & Company tätig. 2011 hatte Kirsch den deutschen Design-Shoppingclub Casacanda gegründet, den er schon im Februar 2012 an den US-Konkurrenten Fab verkaufte. Bis Februar 2013 war er daraufhin als CEO für Fab.com Continental Europe tätig. Seit Juli wurden in der US- sowie der Europazentrale Fabs in Berlin über 200 Mitarbeiter entlassen.

In der Reihe „Startup-Helden“ spricht der 25-Jährige über den Verkauf von Casacanda an Fab, die potente Finanzierung Lesaras und gibt Tipps für angehende Gründer.

Im vergangenen Jahr hat Fab mit einer Entlassungswelle auf sich aufmerksam gemacht. Hätte man die Entwicklung voraussehen können und was hältst du vom gegenwärtigen Kurs bei Fab?

Seit Anfang 2013 bin ich selbst nicht mehr operativ bei Fab involviert, beobachte die Entwicklung als Gesellschafter aber natürlich weiterhin mit Interesse. Bei jungen Unternehmen gibt es immer wieder Phasen der Neuorientierung, um weiterhin innovativ und erfolgreich zu bleiben. Die Entwicklung der letzten Wochen war damals natürlich nicht so vorherzusehen – der Fokus auf Profitabilität anstelle von unbändigem Wachstum ergibt jedoch definitiv Sinn. Fakt ist: Mit einem dreistelligen Millionenumsatz und einer hohen Finanzierungssumme im Rücken sowie einer loyalen Mitgliederbasis weltweit werden wir bestimmt noch viel Positives in Zukunft von Fab hören.

Bereust du es, Casacanda verkauft zu haben?

Der Verkauf war eine gemeinsam getragene Entscheidung. Wir haben im globalen Verbund die Chance für ein noch schnelleres Wachstum und den Aufbau eines Milliardenunternehmens gesehen. Für mich als damals 23-Jähriger eine einmalige Erfahrung, die ich auf keinen Fall missen möchte und natürlich nicht bereue.

Für dein neues Startup Lesara hast du kürzlich eine Millionensumme akquiriert. Wie kam die Zusammenarbeit mit den internationalen Investoren zustande?

Lesara war von Anfang an groß gedacht. Wir sind angetreten, um eine der erfolgreichsten Offline-Handelsbranche zu digitalisieren. Das ist keine einfache Aufgabe, denn die Tchibos und Lidls dieser Welt haben einiges an Kapital. Dem Kapital der Offline-Discounter setzen wir jahrelange E-Commerce-Erfahrung, Schnelligkeit und Innovation entgegen. Daher war es für mich auch wichtig, von Anfang an Unterstützer zu haben, die sich sowohl mit dem Offline- wie auch Onlinehandel auskennen.

So haben wir neben klassischen VCs einige Serienunternehmer aus Produktionsländern und auch viele Unterstützer aus dem klassischen Handel gewonnen. Diese Investoren konnten aufgrund meines privaten Netzwerkes und zahlreicher Kontakte angesprochen und gewonnen werden. Die internationale Perspektive hilft uns momentan vor allem beim Einkauf, wird uns aber natürlich auch später bei unseren Expansionsplänen vieles einfacher machen.

Was sind deine Pläne für Lesara in den kommenden zwölf Monaten?

Wir werden viel in unsere Partnerschaften mit Produzenten und Importeuren investieren und unsere Offline-Wettbewerber sowohl bei der Attraktivität der Produkte als auch bei den Preispunkten schlagen. Zu den drei Ländern, die wir jetzt schon bedienen (Deutschland, Österreich, Luxemburg) werden weitere Märkte hinzukommen, indem wir die internationale Expansion konsequent vorantreiben.

Welche Tipps gibst Du jungen Gründern nach Deinen eigenen Erfahrungen mit auf den Weg?

1. Team. Die Weichen für ein erfolgreiches Unternehmen werden dort gestellt und können nicht so einfach rückgängig gemacht werden. Die richtigen Mitgründer, erste Mitarbeiter, Mentoren und Investoren sind essentiell. 2. Leidenschaft. Sucht euch eine Beschäftigung, die euch mit Leidenschaft erfüllt. Etwas, an das ihr 24 Stunden am Tag denkt und wo ihr mit Herzblut dabei seid. 3. Einfach machen. Das ist wahrscheinlich der wichtigste Tipp: Viel zu viele gute Ideen und Vorsätze bleiben nur das – Ideen. Proaktivität und eine gewisse positive Naivität machen den Unterschied zwischen Erfolg und Misserfolg aus.

Bild: Roman Kirsch