Savedo-Gründer Christian Tiessen

Mit WeltN24 beteiligt sich ein weiteres Medienhaus an dem Berliner Startup Savedo. Zusammen mit dem deutsch-französischen VC Fonds XAnge, dem Company Builder FinLeap, Kreos Capital aus London, Point Nine Capital und der German Startups Group investieren sie nun in die Festgeldplattform. Insgesamt 5,6 Millionen US-Dollar fließen in das Unternehmen. Bei der Beteiligung von WeltN24 handelt es sich um einen Media-for-Equity-Deal.

Seit seiner Gründung 2014 habe Savedo damit mehr als zehn Millionen US-Dollar erhalten, gibt das Startup an. Investiert haben dabei auch DvH Ventures, HW Capital, Cherry Ventures sowie einige Business Angels. Savedo war das erste Unternehmen aus dem Fintech-Inkubator Finleap. Gründer Christian Tiessen wurde in diesem Jahr unter die „30 unter 30“ auf der Forbes-Liste gewählt.

Im Interview erklärt der Gründer, wie er sich gegen WeltSparen und Zinspilot durchsetzen will:

Christian, wo steht Savedo nach eineinhalb Jahren?

Insgesamt sind mehr als 300 Millionen Euro Festgeld über unsere Plattform geflossen. Wir sind in Deutschland und Österreich aktiv und seit letzter Woche auch in den Niederlanden.

Euer Konkurrent Weltsparen hat – laut FAZ – eine Milliarde Euro an Festgeld über seine Plattform vermittelt und Zinspilot hat gerade eine Partnerschaft mit der Deutschen Bank angekündigt. Wie wollt ihr euch von der starken Konkurrenz absetzen?

Ich glaube, der Markt ist groß genug. In ganz Europa stecken zehn Billionen Euro in Festgeld. Selbst wenn wir zehn bis 20 Milliarden an Einlagen vermitteln, kann man ein sehr schönes Geschäft machen. Es geht erst einmal darum, den Leuten klar zu machen, dass sie ihr Geld in anderen europäischen Ländern in Festgeld stecken können. In Feinheiten unterscheiden wir uns dann durchaus von den Wettbewerbern.

Zum Beispiel?

Wir entwickeln unsere komplette Technologie selbst. Weltsparen hat dafür mit einem Partner zusammengearbeitet. Wir können unsere Produkte sehr viel agiler weiterentwickeln – und besser steuern.

Welche Unterschiede gibt es sonst?

Außerdem machen wir unseren kompletten Kundenservice inhouse. Auch das unterscheidet uns von den Wettbewerbern. Weltsparen geht mit Raisin den europäischen Markt mit einer Plattform in englischer Sprache an. Wir setzen eher auf ein lokales Angebot. In Amsterdam haben wir etwa ein Büro und bieten einen niederländischen Kundenservice. Weil wir glauben, dass Vertrauen für die Kunden wichtig ist. Das Handelsblatt und WeltN24 dürfen wir außerdem als offizielle Kooperationspartner bezeichnen. Das hilft sicherlich uns als Marke zu etablieren.

WeltN24 ist einer der neuen Investoren – mit einem Media-for-Equity-Deal. Wo erhaltet ihr Werbeplätze?

Wir werden auf allen Kanälen vertreten sein. Im TV, in der Zeitung und Online. Über den Handelsblatt-Verlag hatten wir beispielsweise schon Anzeigen in der Zeit, in verschiedenen Beilagen oder auf Handelsblatt Online.

Das hört sich eher nach einer älteren Zielgruppe an. Wer ist euer klassischer Kunde?

Unser Durchschnittskunde ist erstaunlich alt. Ein Großteil ist älter als 55 Jahre. Für unserer Produkt muss man ja auch erstmal Geld auf der hohen Kante habe. Es sind zum Beispiel viele Pensionäre dabei. Das unterscheidet uns auch ganz klar von Fintechs wie Number26.

Wie viel investieren die Kunden denn im Durchschnitt?

Bei der Erstanlage beträgt der Wert durchschnittlich 30.000 Euro. Und dann bei der zweiten oder dritten Anlage steigt die Summe nochmal.

Wie geht es mit den 5,6 Millionen US-Dollar an Finanzierung weiter?

Unsere Hauptaufgabe besteht darin, unser Modell in den Massenmarkt zu bringen. Und das Online-Banking mit weiteren Produkten auszubauen. Wir bleiben aber bei den Sparprodukten. Und wir wollen in weitere Länder expandieren.

Welche nächsten Länder habt ihr da anvisiert?

Leider geht das nicht so einfach wie im E-Commerce. Hier hatte ich vorher ein Startup gegründet, da musste man einfach eine neue Payment-Methode integrieren und die Seite übersetzen. Mit Savedo ist das komplexer. Da braucht man weitaus längeren Vorlauf, um sich etwa mit den lokalen Behörden zu verständigen. Aber in den nächsten ein, zwei Jahren werden neue Länder dazukommen.

Sollten in den kommenden Jahren die Zinsen mal wieder steigen, macht das euer Geschäftsmodell nicht kaputt?

Wenn ich etwas bei Savedo gelernt habe, dann, wie preissensibel die Deutschen sind. Schon bei der geringsten Änderung von Zinsen oder wenn es einen Bonus bei uns auf der Plattform gibt, steigt die Zahl der Kunden sofort. Außerdem wird es in Europa immer unterschiedliche Zinsniveaus geben. Vor der Krise war das ja auch der Fall.

Die Verbraucherschützer von Finanztip monieren, dass die Gelder bei anderen europäischen Banken zwar über die Einlagensicherung geschützt sind, aber die Sparer im Falle einer Insolvenz lange auf ihr Geld warten müssten. Was entgegnet ihr?

Da muss ich ganz vehement widersprechen. Bei der Einlagensicherung gibt es klare Fristen, die liegen bei 20 Tagen und werden demnächst auf sieben Tage verkürzt. Wir glauben an die Stabilität der Einlagensicherung – europaweit. Trotzdem ist das Sparen eine wichtige Finanzentscheidung, die wohl überlegt werden sollte. Als Plattform sind wir da neutraler Vermittler, der dem Sparer möglichst viele Informationen bietet.

Bislang bietet ihr euer Festgeld-Angebot und das Konto in Kooperation mit der biw Bank an. Seit Kurzem gibt es mit der Solarisbank auch eine Bank von Finleap selbst. Wechselt ihr bald den Partner?

Das steht bei uns momentan nicht auf der Agenda. Wir sind mit der biw Bank eine längerfristige Partnerschaft eingegangen. Momentan sind wir noch zufrieden. Aber der Ansatz der Solarisbank ist natürlich spannend.

Bild: Savedo; Hinweis: Axel Springer ist Gesellschafter der Business Insider Deutschland GmbH, dem Medienhaus von Gründerszene. Weitere Informationen zu Business Insider findet ihr hier: www.businessinsider.de/informationen/impressum