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Die Performance-Künstlerin Maya Ofir Magnat

Technologischer Sex löst den biologischen bald ab, glaubt Maya Ofir Magnat. Die Werke der Performance-Künstlerin aus Tel Aviv loten die Grenzen zwischen Sex und Technologie aus. Bei ihren Auftritten lässt sich Magnat etwa per Facebook-Chat steuern oder verschmilzt über einen Projektor mit ihrem nackten digitalen Avatar.

Auf der Konferenz re:publica 2017 in Berlin spricht die 29-Jährige darüber, welche Möglichkeiten es schon heute für Menschen gibt, Sex mit Maschinen zu haben, und wie dabei Intimität entsteht (Dienstag, 9. Mai, 11:15-11:45 Uhr). Sex-Technologie sei weitaus mehr als brummende Vibratoren, sagt Magnat. Auch smarte und ferngesteuerte Sexspielzeuge gehörten dazu, Virtual Reality und Roboter. Technologien, die gerade erst am Anfang stehen, aber schon bald großen Einfluss auf die Sexualität vieler Menschen nehmen werden, wie sie glaubt. Mit Wired sprach Magnat darüber, warum Sex mit Maschinen einerseits großartig ist, andererseits aber auch ethische Fragen aufwirft.

Maya, wie hat Technologie den Sex verändert?

Sie hat ihn schneller verfügbar gemacht. Wir können uns jederzeit Pornos anschauen, wir können Vibratoren online bestellen und wir können Apps benutzten, um Menschen zu finden, die ähnliche sexuelle Präferenzen haben wie wir. Außerdem kann Technologie uns helfen, neue sexuelle Erfahrungen zu sammeln. Damit wir Formen der Berührung erleben können, die wir ohne sie nicht bekommen. Menschen können einfach nicht mit hoher Geschwindigkeit vibrieren.

Viele Technologien wie Virtual Reality, Sexroboter oder smartes Sexspielzeug wirken aber oft noch immer eher albern als erregend.

All diese Dinge werden sich stark weiterentwickeln und etwas verändern. Ich wünsche mir, dass dabei die Idee, Sex durch Technologie zu verändern, präsenter wird. Bereits das kann helfen, unsere Beziehung zu Sex zu verändern. Vor allem Sexroboter werden dann aber auch einige ethische Fragen aufwerfen.

Welche?

Sexroboter sind ein Problem. Obwohl ihre derzeitigen Vorbilder nur realistische Puppen sind, benutzen Menschen sie als Ersatz für eine Partnerschaft. Sie haben Emotionen für sie und Beziehungen mit ihnen. Das wird häufiger passieren, wenn es irgendwann richtige Roboter mit einer Künstlichen Intelligenz sind.

Ist das nicht etwas Gutes für Menschen, die keinen echten Partner finden?

Ja, das kann es sein. Aber ich würde mir wünschen, dass das nur eine Phase ist. Du benutzt den Roboter, um zu lernen und zu üben, wie es ist, eine Beziehung zu führen. Und wenn du dich sicher fühlst, dann suchst du dir einen echten Partner.

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Deine Angst ist also, dass die Menschen einfach bei ihren Robotern bleiben?

Manche werden das tun. Und wenn sie glücklich damit sind, dann ist das in Ordnung. Nicht jeder braucht einen menschlichen Partner. Aber die große Frage lautet: Warum werden diese Werkzeuge überhaupt so gebaut, dass sie menschenähnlich sind, wenn es ihr eigentlicher Zweck darin besteht, Orgasmen zu erzeugen? Diese Frage sollten wir uns bei allen Sexspielzeugen stellen.

Was ist deine Antwort?

Wir suchen immer eine menschliche Verbindung. Das sieht man daran, dass wir versuchen, diese Puppen realistischer erscheinen zu lassen. Es gibt jetzt eine Puppe, die eine warme Vagina hat. Warum? Weil sie die Illusion einer menschlichen Verbindung erschaffen soll. Deshalb gibt es auch Teledildonics (Anm. d. Red.: smarte Sexspielzeuge, die ferngesteuert werden können). Wir hatten Vibratoren, das war okay und wir bekamen gute Orgasmen. Aber das war uns nicht genug. Wir suchen den emotionalen Kontakt mit anderen Menschen. Und deshalb verbessern wir unsere Werkzeuge dahingehend.

Was ist die größte Herausforderung bei Sex-Technologien?

Menschen dabei zu helfen, Probleme zu lösen, die tatsächlich existieren. Es gibt viele Probleme auf der Welt, die mit Sex zu tun haben. Es geht nicht immer nur darum, zum Höhepunkt zu kommen. Es gibt Menschen, die können ohne technologische Hilfe nicht sexuell aktiv sein. Beispielsweise Personen mit Behinderungen oder Menschen, die sich vor ihrem eigenen Körper schämen. Ihnen sollten wir Sexualität ermöglichen.

Dieser Artikel erschien zuerst bei Wired.de. Wired ist Medienpartner der re:publica 2017 und berichtet live von der Konferenz.

Bild: Maya Ofir Magnat