Schon 2006 ein Medienstar in Kanada: Gründer Tobias Lütke

Ein kanadisches Unternehmen geht an die Börse. Mit über 600 Mitarbeitern. Mit Kunden aus über 150 Ländern. Mit einem Umsatz von über 150 Millionen US-Dollar im Jahr 2014. Und: Mit zwei Gründern, die ursprünglich aus Deutschland – genauer gesagt aus Koblenz – stammen.

Die Rede ist von Shopify, einem Startup aus Ottawa, das 2006 von Tobias Lütke und Daniel Weinand gegründet wurde. Shopify bietet kleinen Unternehmen und Mittelständlern eine cloudbasierte Verkaufsplattform. Kunden können so ihre verschiedenen Verkaufskanäle – Onlineshops, Offline-Geschäfte, Apps oder soziale Netzwerke  – zusammenfassen. So sollen die Unternehmen ihr Geschäft mit nur einer Plattform kontrollieren und organisieren können.

Bei seiner letzten Finanzierungsrunde wurde Shopify mit einer Milliarde US-Dollar bewertet. In seiner Heimat wird besonders Tobias Lütke deswegen als Startup-Held gefeiert. Ein typischer Überflieger soll er jedoch nicht gewesen sein, wie ein Blick in die Lokalzeitung verrät: „Ich war ein miserabler Schüler“, sagte er vor einiger Zeit der Rhein-Zeitung. Nach seinem Realschul-Abschluss machte er eine Ausbildung zum Fachinformatiker. Sein Freund Daniel Weinand arbeitete als Programmierer.

Lütke und Mitgründer Daniel Weinand 2014

Beide sind heute Anfang dreißig. Wie die FAZ schreibt, lernten Lütke und Weinand ihre späteren Frauen bei Urlauben in Kanada kennen. Zunächst zogen beide Frauen nach Deutschland, wollten dann aber wieder zurück in die Heimat. Lütke ließ sich 2002 in Kanada nieder, Weinand folgte einige Jahre später.

Die Idee für Shopify hatten Lütke 2004, als er einen Shop für Snowboard-Equipment namens Snowdevil aufbauen wollten. „Damals wurden Online-Store-Softwares für bestehende Unternehmen gebaut, die online gehen wollten“, schreibt Lütke in einem Blog-Eintrag. „Diese waren nicht nur unglaublich teuer, sondern auch sehr komplex und unflexibel.“ Er nahm an, dass es auch anderen Gründern so gehen müsste. 2006 gründeten er und Weinand deswegen Shopify.

Zu Beginn bestand das Team aus fünf Mitarbeitern, die in einem Coffee-Shop an der Seite bastelten. Ein eigenes Büro konnten sich die Gründer nicht leisten, Lütke soll sogar bei seinen Schwiegereltern eingezogen sein, um Geld zu sparen. Erst 2010 schloss Shopify die erste von drei Finanzierungsrunden ab, die insgesamt stolze 122 Millionen US-Dollar einbrachten. Für deutsche Startup-Verhältnisse eine ungeheure Summe. Heute arbeiten die mehr als 600 Mitarbeiter in vier Büros in Ottawa, Toronto, Montreal und Kitchener-Waterloo.

Neun Jahre nach der Gründung gipfelte die Shopify-Geschichte nun in einem Börsengang. In New York und Toronto sammelte das Unternehmen 131 Millionen US-Dollar ein, bei einem Emissionspreis von 17 US-Dollar pro Aktie war Shopify 1,26 Milliarden US-Dollar wert. Und zum Börsenschluss am Donnerstag notierte die Shopify-Aktie bereits bei 25,68 Dollar – ein Plus von 51 Prozent. Das ist mal ein überzeugendes Börsendebüt!

Wer allerdings die aktuellen Zahlen von Shopify kennt, den dürfte das wenig verwundern: Im ersten Quartal setzte Shopify 37 Millionen Dollar um, bei einem Verlust von 4,5 Millionen US-Dollar. Aktuell nutzen über 165.000 Unternehmen den Dienst, darunter Tesla, Google oder Wikipedia, wie das Unternehmen auf seine Webseite schreibt.

Insgesamt sehen die Gründer 46 Millionen Unternehmen als potentielle Kunden. Gut möglich, dass die Bewertung von Shopify also weiter steigt.


In diesem Video stellt sich das Team von Shopify vor:

Bild: Namensnennung Bestimmte Rechte vorbehalten von xal