Schnelligkeit sei der Schlüssel. Tempo. „Deutschland hat keine Zeit zu verlieren“, sagt Vizekanzler und Bundeswirtschaftsminister Sigmar Gabriel heute auf der Internet-Konferenz Noah in Berlin. „Deutschland muss seine digitale Transformation vorantreiben.“ In seiner Rede betont Gabriel, was die Politik dafür bereits alles getan haben will. Untätigkeit hingegen wirft er anderen vor: den Dax-Konzernen.

So fragt er: „Wo sind die Dax 30, wenn es darum geht, in Startups zu investieren?“ Investoren und Gründer im Publikum klatschen. In den USA, so Gabriel weiter, bekämen Startups nach neun Monaten drei mal so viel Kapital wie in Deutschland. „Wir haben das Funding von Seiten des Staats aus bereits substanziell erhöht“, argumentiert er, „nun muss der private Sektor folgen.“

Damit bezieht sich der Wirtschaftsminister auf den 500-Millionen-Euro Fonds, den sein Ministerium gemeinsam mit dem Europäischen Investmentfonds auflegen will. Gemeinsam mit erfolgreichen VCs und Fonds soll in Startups investiert werden; Finanzierungen von bis zu 40 Millionen Euro pro Firma sind laut Ministerium denkbar. Auch spielt Gabriel auf die Aufstockung des Gründerstipendiums Exist im vergangenen Jahr an. Das aber bleibt verbesserungswürdig.

Seine Regierung glaubt Gabriel auf dem richtigen Weg: „Die Bundesregierung und auch die Länder beschleunigen und versuchen, politisch stabile Rahmenbedingungen für Startups zu schaffen.“ Das sei ein Grund mehr, in Deutschland zu investieren. Auch, findet Gabriel, sei es der Regierung gelungen, die Regeln für das Crowdfunding zu verbessern. Das Kleinanlegerschutzgesetz, das Gabriel hiermit meint, tritt am 1. Juli in Kraft und bringt regulatorische Veränderungen für Investoren und Crowdinvesting-Plattformen mit sich. Nach massiver Kritik der Szene wurden einige der geplanten Klauseln angepasst, umstritten bleibt das Gesetz in Teilen weiterhin.

Gabriel betont noch, das deutsche Startup-Ökosystem berge entscheidende Vorteile. Zum Beispiel einen internationalen Talent-Pool und Kreativität. Deswegen habe beispielsweise 6Wunderkinder so schnell wachsen können – das Startup, das vor wenigen Tagen seinen Exit an Microsoft hinlegte. 6Wunderkinder sei aber nicht das einzige erfolgreiche Beispiel. Gabriel sagt: „Sein Startup so schnell wie möglich verkaufen zu wollen, ist zu engstirnig. Man sollte selbst ein großer Fisch werden wollen.“

Gleichzeitig mahnt er Konzerne, ein Startup aufzukaufen und zu integrieren sei sicher nicht immer der beste Weg, digitaler zu werden. „Aber Kooperationen zwischen etablierten Industrien und Startups, die können uns weiterbringen. Deutschland braucht beides: eine industrielle Basis und einen IT-Sektor.“

Bild: Gründerszene