Display Kaputt. Tipps zur günstigen Reparatur

Schnell ist ein Smartphone durch die Finger geglitten – es fällt, der Bildschirm des teuren Hightech-Geräts zersplittert. Das eben noch makellose Display ist nun von tausend kleinen Haarrissen übersät – ein hässlicher Anblick. Dann stellt sich die große Frage: Teure Reparatur beim Hersteller mit Originalbauteil oder zum günstigen Angebot des Handyladens um die Ecke greifen?

„Unabhängige Dienstleister sind günstiger und nicht immer per se schlecht“, sagt Falko Hansen von Teltarif.de. Allerdings treibt der harte Preiswettbewerb manche Anbieter zu Spottpreisen, die skeptisch machen sollten. Doch wie können Verbraucher die seriösen von den unseriösen Anbietern unterscheiden? Experten raten dazu, vorher Fragen zu stellen – zum Beispiel: „Wird staubfrei und ladungsgesichert gearbeitet?“, sagt Olaf Meyer vom Vergleichsportal Handyreparaturvergleich.de. Das schützt die Elektronik vor Schäden bei der Reparatur.

„Das Thema Qualität der Ersatzteile ansprechen und sich darüber schriftliche Garantien geben lassen“, rät Hansen. Manche Anbieter würden beispielsweise mit Ersatzteilen werben, die „der Originalqualität entsprechen“. Auch die Länge der Garantie, die ein Dienstleister auf die Reparatur gibt, kann ein Hinweis auf die Qualität sein – sie schwankt in der Regel zwischen sechs und 24 Monaten.

Vergangenes Jahr hatte die Stiftung Warentest die Reparaturdienste einer Reihe von Herstellern und großer Online-Anbieter getestet. Testsieger wurde Apple mit der Gesamtnote gut (2,0), weil der iPhone-Hersteller Geräte nicht reparierte, sondern gleich ganz austauscht.

Zum Teil extrem geringe Margen für Dienstleister

Unter den alternativen Anbietern abseits der Hersteller schnitt der Online-Anbieter Handyreparatur123 mit der Gesamtnote „befriedigend“ (2,7) noch am besten ab. Die Reparatur war allerdings „mittelmäßig, zum Teil recht teuer, aber relativ flott“, urteilten die Tester. Günstig war dagegen die getestete iPhone-Reparatur mit 139 Euro. „Das Ersatzdisplay reichte sogar an die Originalqualität heran“, schrieb Stiftung Warentest damals.

Der Markt für Handy-Reparaturen boomt – genau wie der Markt für Smartphones insgesamt. Auch wenn es über den stark fragmentierten Markt keine offiziellen Statistiken gibt, gehen Marktbeobachter davon aus, dass das Angebot stärker wächst als die Nachfrage. „Momentan ist es sehr hart für die Anbieter“, sagt Meyer. Einzelne, wie der Berliner Anbieter Giga Fixxoo, hätten den Markt bereits wieder aufgegeben und konzentrierten sich auf Handy-Zubehör. Die harte Konkurrenz am Markt führe zu teilweise lächerlich geringen Margen für die Dienstleister. „Es gibt Geräte, da bleiben ein, zwei Euro Marge übrig“, sagt Meyer. Er erwartet in den kommenden Jahren eine Bereinigung des Marktes.

Häufigster Reparaturfall ist ein zersprungener Bildschirm. „70 bis 80 Prozent sind Displayschäden“, schätzt Meyer. Beim iPhone 6 machten Bildschirmschäden beispielsweise mehr als 63 Prozent der Reparaturfälle auf dem Vergleichsportal aus, beim Samsung S5 seien es rund 72 Prozent.

Ein neuer Akku kostet bei Apple 79 Euro

Gerade beim Displaytausch schwanken auch die Preise stark. Dabei wird in der Regel nicht nur das gesplitterte Glas ausgetauscht, sondern aufgrund der stark integrierten Bauweise moderner Smartphones der gesamte Bildschirm. „Ein Austausch der oberen Glasschicht ist zwar bei vielen Modellen auch heute noch technisch möglich und sogar für Laien durchführbar – es gibt entsprechende Reparaturkits im Netz, aber sehr fehleranfällig und arbeitsintensiv, weil das Ablösen und Auftragen der dünnen Schicht extremes Fingerspitzengefühl erfordert“, sagt Andreas Seeger, Redakteur bei der Fachzeitschrift Connect. „Davon ist unbedingt abzuraten.“

Bei Apple ist der Preisunterschied zwischen Herstellerreparatur und einem anderen Dienstleister besonders groß. Der Tausch eines defekten Bildschirms kostet bei Apple bei den meisten Modellen 147 Euro. Für das aktuelle iPhone 6S Plus werden 167 Euro fällig – für das iPhone 6 nur 127 Euro.

Manche Schäden, die bei der Reparatur entstehen, sind nicht direkt sichtbar

Media-Markt-Filialen mit eigenem Reparaturdienst berechnen für den Displaytausch eines iPhone 5S dagegen nur 99 Euro, beim iPhone 6 werden 139 Euro fällig. Den Akku tauscht Media Markt beim iPhone 5S bereits für 39 Euro aus, bei Apple kostet das 79 Euro. Dabei werden anders als bei anderen Herstellern im Falle Apples keine Originalteile verwendet, weil diese nicht frei am Markt erhältlich sind.

Samsung-Kunden können laut Hansen den Akku eines Galaxy S6 in der Regel für 50 Euro beim Hersteller austauschen lassen – hier ist der Unterschied zum freien Marktpreis also geringer. „Ich würde generell empfehlen, einen Dienstleister zu wählen, der vom Hersteller autorisiert ist, auch wenn das mehr kostet“, sagt Seeger von der Connect.

„Der Tausch wird hierbei dann von lokalen Reparaturwerkstätten durchgeführt, die bei Samsung unter Vertrag sind. Außerhalb der Garantiezeit können die Preise daher auch geringfügig schwanken“, sagt Hansen von Teltarif.de. Samsung selbst will sich zu konkreten Preisen nicht äußern. „Die Preisgestaltung ist nicht zuletzt auch aufgrund gesetzlicher Vorgaben dem jeweiligen Reparaturbetrieb überlassen und kann daher variieren“, sagt Andreas Beck, Service-Chef von Samsung Deutschland.

Das Unternehmen rät dazu, Reparaturen nur durch von Samsung qualifiziertes Personal durchführen zu lassen. Fehlt beispielsweise ein ausreichender Schutz gegen elektrostatische Aufladung, könne dies Schäden am Gerät hervorrufen, „die oftmals erst einige Zeit nach der Reparatur für den Kunden bemerkbar und dann entsprechend schwierig zu reklamieren sind“, sagt Beck.

Eine Neuanschaffung kann günstiger sein

Wer das Handy aus Preisgründen nicht vom Hersteller selbst oder zertifizierten Service-Werkstätten reparieren lässt, bekommt selten Originalteile. „Im Falle von Apple-Geräten gibt es gar keine Originalteile bei anderen Anbietern“, sagt Meyer. Sinnvoll kann in manchen Fällen auch eine Neuanschaffung sein: Im Test der Stiftung Warentest verlangte ein Anbieter kurioserweise für eine Reparatur fast 170 Euro mehr als das gleiche Handymodell zum Zeitpunkt des Schadens neu gekostet hätte.

Einige Hersteller behaupten, dass die gesetzlich vorgeschriebene Gewährleistung erlischt, wenn ein Handy durch einen nicht zertifizierten Dienstleister repariert wird. „An diesem Apple-Produkt dürfen Serviceleistungen ausschließlich durch Apple oder einen Apple Service Provider erbracht werden“, heißt es beispielsweise in den Garantiebedingungen von Apple. Auch Samsung ist dieser Auffassung.

„In dieser Pauschalität stimmt die Aussage nicht“, sagt Julia Rehberg von der Verbraucherzentrale Hamburg. „Nur wenn durch die Reparatur selbst Schäden auftreten, sind diese von der Gewährleistung natürlich ausgeschlossen.“ Es bestehe aber die Gefahr, dass später auftretende Mängel vom Händler auf die nicht zertifizierte Reparatur geschoben würden.

Wasserschäden sind in der Regel irreparabel

Zwischenzeitlich hatte Apple sogar iPhones, bei denen durch freie Reparaturwerkstätten der Fingerabdrucksensor ausgetauscht wurde, komplett deaktiviert. Später ruderte Apple zurück und entsperrte die Geräte wieder – inzwischen sind nur noch einige Funktionen wie der Zugriff auf die Apple-ID mittels Fingerabdruck nicht verfügbar, wenn nicht mehr das Originalteil verbaut ist.

Machtlos sind die Reparaturwerkstätten in der Regel bei Wasserschäden. Ist das Smartphone ins Klo gefallen, was gar nicht so selten passiert, können höchstens noch die Daten vom Smartphone gerettet werden. „Die häufigste Fehlerursache bei iPhones ist ein Wasserschaden, oft zurückzuführen auf Unachtsamkeit auf der Toilette“, heißt es bei Kroll Ontrack, einem Unternehmen für Datenrettungen.

Der Anteil der Datenrettungsaufträge für Apple-Geräte hat sich bei Kroll Ontrack in der Region Deutschland, Österreich und Schweiz in den letzten fünf Jahren vervierfacht – von 5 auf etwa 20 Prozent.

Dieser Artikel erschien zuerst bei Welt Online.

Bild: Getty Images / Toshiro Shimada