Smoope-Mitgründer Eleftherios „Lefti“ Hatziioannou

„Ich möchte meine Lebenszeit sinnstiftend nutzen“

Als eines Abends Sadé im Radio lief, kam den Smoope-Gründern die Idee zum Unternehmensnamen: Smooth Operator, kurz eben Smoope. Das Startup aus dem Stuttgarter Raum bietet eine App an, die auf die bessere Vernetzung von Unternehmen und ihren Kunden abzielt. Vor seiner Zeit als Gründer war Eleftherios Hatziioannou bei Daimler. Welches wertvolle Wissen er aus dieser Zeit mitnehmen konnte, erzählt er im Interview.

Kurze Vorstellung: Wer bist du und was machst du?

Mein Name ist Eleftherios Hatziioannou. Viele kennen mich als „Lefti“, das ist quasi die nutzerfreundliche Variante. Was ich mache? Auf meiner Visitenkarte stand die letzten Jahre „Human Being & Doing – How can I help you?“. Ich bin demnach ein Mensch, der seine Lebenszeit möglichst sinnstiftend nutzen möchte. Seit letzten Oktober bin ich deshalb auch Mitgründer der Smoope GmbH.

Was ist die Idee hinter dem Unternehmen?

Instant Messaging ersetzt Anrufe und Emails im privaten Bereich. Diese Form der Kommunikation wird zunehmend auch von Unternehmen erwartet. Wir haben mit Smoope „Service To Go“ die Grundlage dafür geschaffen, dass kundenorientierte Unternehmen ab sofort mitmachen können. Niemand soll mehr lange in der Telefon-Warteschleife hängen, sich mit nervigen Sprachcomputern rumschlagen und lange Kontaktformulare ausfüllen müssen. Das erledigt man in Zukunft einfach und bequem über Smoope. Macht Sinn, oder?!

Erzähl uns von deinem beruflichen Werdegang. Welche Etappen hast du vor Smoope durchlaufen?

Ich habe meinen beruflichen Einstieg über ein BA-Studium in BWL bei der Smart GmbH/Daimler AG gemacht. Sehr schnell war mir klar, dass ich Spaß an Marketing und Kommunikation hatte. So kam es nach meinem Studium auch zum Wechsel in die Daimler-Zentrale, wo ich im Bereich Brand Communications für Mercedes-Benz tätig war. Erst im Sport-Marketing, dann in der Globalen Werbung und später in der Digitalen Kommunikation. Als erster Social Media Manager der Marke durfte ich das Thema global ausrollen. Wir waren damals einer der ersten DAX-Konzerne auf Facebook und Co.

Immer mehr Unternehmen öffneten sich für das Thema und brauchten Unterstützung. Ich wurde von vielen Seiten angesprochen, ob ich nicht helfen könnte. Dann folgte die Selbstständigkeit. Mit Peopleizers berate ich internationale Kunden im Bereich Digital Transformation mit Fokus auf das notwendige Change Management in diesem Zusammenhang. Im letzten Sommer kam dann mein langjähriger Freund und jetziger Co-Founder, Halil Mandal, auf mich zu. Er ist Mobilfunk-Unternehmer und war auf der Suche nach einem Tool, das Kundenbindung abseits der Ladentheke ermöglichen sollte. Wir haben nichts Passendes gefunden und entwickelten eine eigene Lösung. Daraus entstand im Oktober 2013 die Smoope GmbH, in der ich heute geschäftsführender Gesellschafter bin.

Konzern, Unternehmensgründung, Internet-Startup-Gründer. Was hat dich zu diesen Sprüngen bewegt?

Mein Werdegang spiegelt im Wesentlichen meinen persönlichen Reifeprozess wider. Als jüngster Sohn einer Arbeiterfamilie hatte ich keinerlei Berührungspunkte zum Unternehmertum. Selbstständigkeit kannte ich aus meinem nächsten Umfeld nicht. Über einen guten Schulabschluss und ein Studium sollte die Grundlage für eine langjährige und sichere Laufbahn in einem großen Unternehmen gelegt werden. Dann waren die Eltern zufrieden, die Brüder stolz und ich hatte meinen Platz in der Gesellschaft. Bis ich merkte, dass mir etwas fehlte. Mir schossen damals viele Fragen durch den Kopf: Wer bin ich, wofür brenne ich, was will ich mit meinem Leben eigentlich anfangen und dergleichen. Dieser Prozess dauerte mehrere Jahre und ist ehrlich gesagt auch noch nicht abgeschlossen. Entsprechend groß war das Unverständnis, als ich die Sicherheit hinter mir gelassen habe, um mein eigenes Ding in Angriff zu nehmen.

Als Teenie legte ich mit meinen älteren Brüdern mein Erspartes aus Ferienjobs in der Daimler-Produktion in Internet-Aktien an. Später half ich Freunden abends nach der Arbeit noch mit ihren Startups und experimentierte nebenher mit eigenen Ideen. Rückblickend waren da ein paar richtig gute Themen dabei, nur hatten wir keinen Plan, wie man sowas angehen sollte. Uns fehlte der Mumm und wir haben zu früh aufgegeben.

Von welchen Learnings aus deiner Zeit vor Smoope, auch aus deiner Zeit im Konzern, konntest du denn am meisten profitieren? Und was musstest du erst lernen?

Ich habe gelernt, dass es absolut wichtig ist, ehrlich zu sich selbst zu sein. Ich bin überzeugt davon, dass man nur dann erfolgreich sein kann, wenn man das tut, wofür man wirklich brennt. Entsprechend ist es wichtig, frühzeitig seinen „Purpose“ zu definieren und diesen nie aus den Augen zu verlieren. Es ist darüber hinaus sogar noch wichtiger, das richtige Team um sich zu versammeln als die Aufgabe an sich. In einem guten Team macht man jeden Job gerne. Ist das nicht der Fall, wird sogar der Traumjob zur Qual. Ansonsten sollte man Dinge anpacken und ausprobieren. Die meisten geben zu schnell auf oder versuchen es erst gar nicht – es wird viel um den heißen Brei herumgeredet, anstatt sich die Hände schmutzig zu machen. Ich habe noch nie bereut, etwas getan zu haben, aber durchaus bereut, vieles nicht getan zu haben.

Aus meiner Corporate-Zeit nehme ich wichtige Einblicke in Entscheidungswege und -prozesse in Unternehmen mit. Das hilft uns heute, unsere Kunden besser zu verstehen.

Als ich das Social-Media-Thema für Mercedes-Benz angegangen bin, war es im Prinzip auch nichts anderes als ein „unternehmensinternes Startup“. Es ging darum, das Thema bekannt zu machen und auf die Agenda zu bringen, Verbündete zu gewinnen und Schritt für Schritt nach vorne zu kommen auf Basis einer mittel- bis langfristigen Strategie. Wir mussten neue Dinge ausprobieren und auch wieder verwerfen, kleine Erfolge haben wir genutzt, um noch mehr Management-Attention zu erreichen und uns weiter zu verbreiten in der Organisation et cetera. Jedes Startup funktioniert nach dem selben Muster.

Was ich dazulerne ist, noch kurzfristiger zu denken und zu handeln. Von Woche zu Woche, nicht von Jahr zu Jahr. Außerdem ist ein Startup eine psychologische Achterbahnfahrt, für die man gewappnet sein muss. Es fühlt sich nicht schön an, wenn man abgelehnt oder kritisiert wird, aber das muss man schnell wegstecken, seine Erkenntnisse daraus ziehen und weitermachen. In einem Startup gibt es immer zu viel zu tun und entsprechend müssen Dinge auf der Strecke bleiben. Als Perfektionist muss man sich schnell von seiner Idealvorstellung lösen, denn die perfekte Welt gibt es hier nicht. Es geht immer nur darum, das Nötigste zu tun, um weiter vorwärts zu kommen mit den Ressourcen, die man hat.

Wie sähe es aus, dein Plädoyer für die Selbstständigkeit?

Do what you love, love what you do! Wenn das bedeutet, selbstständig zu sein, dann tue es. Mit gesundem Menschenverstand kann man schon sehr weit kommen in der heutigen Zeit. Zu viele Menschen schleppen sich meiner Meinung nach von Montag zu Freitag, um sich dann jubelnd ins Wochenende zu verabschieden. Am Montag klingelt dann wieder der Wecker und das Grauen geht von vorne los. In diesem Setup läuft doch gehörig was schief, oder? Das Ziel sollte sein, dass jeder das tut, worauf sie oder er wirklich Bock hat. Montag bis Freitag wäre dann die Happy Hour – unsere Zeit ist zu begrenzt und wertvoll, um auch nur einen Tag zu vergeuden.

Was gefällt dir am meisten daran, dein eigener Chef zu sein?

Ich sehe mich nicht als „Chef“, ich bin Teil eines Teams, in dem ich bestimmte Aufgaben übernehme. Alleine kann ich wenig bewegen. Führung hat meiner Meinung nach reichlich wenig mit Titeln zu tun. Ich habe so einige Möchtegern-Chefs erlebt in meiner Laufbahn, die in Wirklichkeit nur Marionetten waren.

Mir geht es vor allem darum, meine Ideen in die Realität umsetzen zu können und die volle Verantwortung dafür zu tragen. Zu viele gute Ideen bleiben in Konzern-Strukturen einfach auf der Strecke – das ist im Startup-Umfeld anders. Da wird nicht lange diskutiert, man packt Dinge an und probiert Neues aus. Es ist weder Zeit noch Geld da für ewige Diskussionen, Jours fixes, Rekos, Kick-offs, Budget-Interviews, Get-Togethers, Monatsmeetings, Quartalstreffen und so weiter und so fort. Ihr wisst schon, was ich meine. Es gibt viel zu tun in unserer Welt, packen wir’s an!

Lefti, vielen Dank für dieses Gespräch.

 

Bild: Eleftherios Hatziioannou