Auf Yeti und Fleek können Bilder anonym und unzensiert mit Nutzern in der Umgebung geteilt werden

Fleek und Yeti heißen sie, die neuen Renner unter US-amerikanischen Studenten. Die beiden Smartphone-Apps funktionieren ähnlich wie Snapchat: Nutzer können Fotos und Videos mit der Community teilen, nach einigen Sekunden verschwinden diese wieder aus dem Stream. Der Unterschied zu Snapchat: bei diesen Apps gibt es keinerlei Zensur. Nutzer können ihre Videos und Fotos völlig ungefiltert mit anderen in der Umgebung teilen – und das völlig anonym. Das geht einigen Eltern, Lehrern und auch Kommilitonen zu weit.

Yeti (oder auch Yeti – Campus Stories) gibt es seit März, Fleek seit Herbst 2015. Yeti werde von Millionen von Studenten in den USA genutzt, zitiert Business Insider den Kommunikations-Chef der App, Ben Kaplan. Fleek hingegen scheint weniger bekannt zu sein. Offiziell ist Fleek für Kinder ab zwölf Jahren zugelassen. Bei Yeti liegt die Altersbeschränkung ein wenig höher: Laut Nutzungsbedingungen ist die App für Jugendliche ab 17 geeignet und verbietet Fotos sowie Videos von nackten oder halbnackten Menschen und sexuell anzügliche Inhalte.

Party, Sex und Drogen

Die Realität sieht jedoch anders aus. Business Insider vermutet, dass 30 bis 40 Prozent der Inhalte auf Yeti mit Sex, Drogen oder Waffengebrauch zu tun haben. Eagle News berichtet ähnliches über Fleek. Ein Foto von einem gänzlich entkleideten und über eine Kühlerhaube gebeugten Mädchen hat die Autorin dort entdeckt. Das Bild war mit dem Satz „What happens when you drive an F-350“ versehen.

Im Dezember vergangenen Jahres tauchte im Stream von Yeti ein Video von einer möglichen Vergewaltigung auf. Die Polizei in Tallahassee, Florida, ermittelte daraufhin, wie die Daily News berichtet. Es ist nicht bekannt, wer die Szene gefilmt und veröffentlicht hatte.

Screenshots aus dem Yeti-Stream

Dara Greenwood, Psychologin und Professorin am Vassar College, betont gegenüber Business Insider, dass die Gefahr von Mobbing oder anderer psychischer Gewalt durch Medien wie Yeti zunähme. Es entstehe ein noch höherer Druck auf Einzelne, sich mit Drogen und sexuell anstößigen Themen zu exponieren.

Andere sehen vielmehr eine erhöhte Gefahr von Verleumdung und sexueller Gewalt: „Die Mädchen, von denen anstößige Bilder über den Campus gehen, werden als Schlampen und leichte Mädchen gesehen. Jeder schaut nur noch auf sie, als ob sie ein Stück Fleisch seien“, sagt eine College-Schülerin gegenüber Eagle News. Männer, die Frauen als Objekte behandelten, würden hier glorifiziert.

Auch wenn die Bilder nach kurzer Zeit wieder aus dem Stream verschwinden: Mit Screenshots können sie festgehalten und weiter geteilt werden. Es ist nicht unwahrscheinlich, dass die Bilder noch Jahre später im Netz zu sehen sein werden. Zum Beispiel von zukünftigen Arbeitgebern.

Was sich auf Yeti abspiele, verletze jegliche Privatsphäre, meint Rechtsanwalt Kevin Duffan aus Virginia Beach. Er geht davon aus, dass die App bei eingestellt werde. Trotzdem sei das keine adäquate Lösung, denn die Studenten würden sich schnell eine Alternative suchen. Der einzige Weg sei, dass Studenten die Gefahren solcher Postings realisierten.

Was Duffan sonst noch zu Yeti zu sagen hatte, seht Ihr hier:

Bild: Gettyimages / Peter Muller