Die volle Apple-Produktpalette auf der Macworld Konferenz

Vor 40 Jahren – am 1. April 1976 – haben Steve Jobs, Steve Wozniak und Ron Wayne die Apple Computer Company gegründet. Es folgte ein Bastelrechner und der erste kommerziell erfolgreiche Computer mit grafischer Oberfläche – eine Geschichte mit Höhen, Tiefen und einer Beinahepleite.

Im Jahr 2007, als Apple wieder so richtig erfolgreich war, tilgte das Unternehmen den Bestandteil „Computer“ aus dem eigenen Namen. Es war das Jahr der iPhone-Einführung, nachdem Apple vor allem mit dem MP3-Player iPod zum Erfolg zurückgefunden hatte.

40 Jahre nach der Gründung droht Apple ausgerechnet die treuesten Kunden zu verraten: die Mac-Nutzer. Denn wer heute einen Mac kaufen will, hat es schwer: Die aktuellen Modelle sind durch die Bank mit veralteten Intel-Prozessoren ausgestattet und auch ansonsten warten Mac-Nutzer auf eine Aktualisierung zahlreicher Modelle – bislang vergeblich.

Der neuste Mac-Rechner stammt von Oktober 2015: Damals brachte Apple einen neuen iMac auf den Markt. Wer mit dem Gedanken spielt, sich ein MacBook Pro mit Retina-Bildschirm anzuschaffen, wartet bereits seit Mai 2015 auf eine Aktualisierung dieser Modellreihe. Seitdem hat Apple nicht einmal den Preis des Computers gesenkt, während sich die darin verbauten Komponenten verbilligt haben.

Mac-Modelle teilweise seit 2013 nicht mehr aktualisiert

Dabei ist das MacBook Pro nicht einmal der extremste Fall: Das kleine MacBook wurde im April 2015 eingeführt – und seitdem nie überarbeitet oder im Preis gesenkt. Auf ein Update des MacBook Air warten Apple-Kunden schon seit März 2015. Und der Stand-Alone-Computer Mac mini wurde zuletzt im Oktober 2014 aktualisiert.

Völlig absurd ist die Situation bei Apples Profirechner Mac Pro. Der wurde im Dezember 2013 eingeführt – und wird seitdem unverändert verkauft. Sogar ein Modell von Juni 2012 ist aktuell immer noch unverändert zu haben: das MacBook Pro ohne Retina-Bildschirm. Im Juli 2014 gab es lediglich eine geringe Preissenkung für das Auslaufmodell. Bei sechs von sieben Mac-Modellen rät die Apple-Seite Macrumors derzeit zu „nicht kaufen“ – nur der iMac wird als „neutral“ gewertet.

Dabei verdient Apple weiter gutes Geld mit den Macs, die sogar dem allgemeinen Negativtrend bei den PC-Verkäufen trotzen. Das Unternehmen verkaufte trotz der Update-Müdigkeit im ersten Quartal dieses Jahres 5,3 Millionen Macs – fast so viele wie ein Jahr zuvor, als rund 5,5 Millionen der Apple-Rechner abgesetzt wurden. Der Umsatz sank im Jahresvergleich nur um zwei Prozent auf 6,7 Milliarden Dollar.

Im Quartal zuvor hatte Apple sogar neue Rekordverkäufe bei den Macs verkündet. Aufgrund immer neuer Rekordabsatzzahlen beim iPhone nimmt die relative Bedeutung der Mac-Verkäufe für den Konzern allerdings ab. Zum Vergleich: Mit dem iPhone hatte Apple im jüngsten Quartal mehr als 32 Milliarden Dollar eingenommen.

Einige Profinutzer wenden sich von Apple ab

Doch die relative Bedeutung der Mac-Rechner für den PC-Markt hat zugenommen. Der Erfolg erst von Apples MP3-Player iPod und später von iPhone und iPad haben auch den Mac-Verkäufen geholfen. Den Markt für PCs über 1000 Dollar Verkaufspreis beherrscht Apple inzwischen fast alleine.

Computerprofis hatte der Konzern vor allem dadurch überzeugt, dass er ab der Jahrtausendwende auf Mac OS X gesetzt hat. Das Mac-Betriebssystem, das heute nur noch OS X heißt, basiert auf dem alten Großrechnersystem Unix, das tiefe Systemeingriffe ermöglicht. Apple verband es mit der von dem Unternehmen gewohnten schönen grafischen Oberfläche, mit der auch Computerneulinge gut umgehen können.

Gerade für Profis wurden Apple-Rechner zuletzt aber immer unattraktiver. So unterstützt Apples Videoschnittsoftware Final Cut Pro X, die 2011 erschien, unter anderem kein Farbkorrektursystem mehr – ein No-Go für viele professionelle Anwender. Auch andere Apple-Programme für die Mac-Plattform wie die Büroprogramme aus der iWork-Suite wurden im Funktionsumfang abgespeckt und damit den iOS-Versionen ähnlicher.

Mac-Nutzer machen sich nun Hoffnungen, dass Apple auf der Entwicklerkonferenz WWDC im Sommer neue Modelle ankündigt. Sollten dann wieder keine neuen Macs angekündigt werden, droht Apple die Gunst der Profinutzer endgültig zu verspielen.

Das ist in zweierlei Hinsicht ein Risiko: Gerade die technisch versierten Mac-Nutzer sind häufig auch die, an deren Rat sich Freunde halten, wenn es um die Anschaffung auch anderer technischer Geräte wie Smartphones geht. Und während das iPhone vor allem ein Trendgerät ist, das vielleicht schon morgen nicht mehr angesagt ist, ist der Mac-Absatz eine Stütze der Stabilität, auf die Apple auch dann noch zählen kann, wenn längst ein anderes Smartphone „in“ sein sollte.

Dieser Artikel erschien zuerst bei Welt Online.

Titelbild: Gettyimages / Justin Sullivan; Bild im Artikel: Apple