Somuchmore-Gründer Johannes Klose auf der Noah-Konferenz in London

Ein Exit kurz nach der Gründung: Johannes Klose hat sein Wellness-Startup erst im Januar 2015 gegründet – schon im April 2015 an Rocket Internet verkauft. Bei Somuchmore macht er mit seinem Mitgründer Alexander Argyros Kurse verschiedener Fitnessstudios und Wellness-Behandlungen mit einer Mitgliedschaftskarte zugänglich.

Für Klose ist das mehr als ein Job, eine Lebenseinstellung: „lch bin selbst Ex-Leistungssportler, meditiere, achte auf das, was ich esse. Diese Dinge prägen mein Leben wahnsinnig.“ Im Wellness- und Sportmarkt habe er außerdem große Chancen gesehen – und deshalb Somuchmore gegründet. Doch was ist eigentlich nach dem Exit passiert? Wir haben den Gründer auf der Noah-Konferenz in London getroffen und ausgefragt.

Johannes, warum entscheidet man sich so früh dazu, sein Unternehmen zu verkaufen?

Es ist weniger ein Verkauf und mehr eine unternehmerische Partnerschaft. Ich komme aus der Markenbildung und -kommunikation und Rocket ist extrem stark in der Exekution. Alles, was Sales, Marketing und so weiter angeht, das macht Rocket besser als jeder andere in Europa. In meinem Fall ist der Markt sehr kleinteilig: viele Studios, viele Kunden, die noch nicht wissen, was sie wollen. Das ist anspruchsvoll, dafür benötigt man Erfahrung im Team. Jemanden, der weiß, wie man etwas global ausrollt. Denn ich wollte nicht auf lokaler Ebene bleiben. Ich hatte damals mit Alex Kudlich gesprochen und gemerkt, dass er sich mit dem Markt wirklich auseinandergesetzt hatte. Das gab mir ein gutes Gefühl.

Und wie ist es so, für Rocket zu arbeiten?

Es ist anspruchsvoll. Auf Englisch würde man sagen: „It strips off the bullshit.“ Was Prozesse angeht, ist Rocket sehr penibel. Die Lernphase muss kurz sein. Aber das ist etwas, wo ich selbst sehr achtsam bin, deswegen ist es für mich kein Problem. Das Zweite ist, dass man bei Rocket Entscheidungen auf globaler Ebene trifft und sehr pragmatisch vorgeht. Für mich ist mein Startup eine Leidenschaft, ein hundertprozentiges Leib-und-Seele-Thema. Da spielen wir gutes Ping Pong.

Wobei bietet Rocket die größte Unterstützung?

Rocket bietet bei allem große Unterstützung. Ich hatte vorher schon ein gutes Netzwerk aus Leuten, die man bei Fragen anrufen kann. Aber bei Rocket hat man das Wissen inhouse, auf Zuruf und eine Stunde später auf dem Schreibtisch. So eine Struktur ist selten zu finden, da das Unternehmen wirklich alles hat: Tech, Product, Marketing, SEO, Legal, Tax. Und Roll-outs in andere Länder gehen schnell, da es dort Büros und bereits Unternehmensgefäße gibt, die man verwenden kann.

Rocket macht viel schnell groß und streicht in letzter Zeit auch viel schnell wieder zusammen. Hat man da als Gründer nicht manchmal Angst?

Ich habe überhaupt keine Angst, denn ich treffe meine eigenen Entscheidungen. Die Leute stellen sich den Einfluss falsch vor. Es ist nicht so, dass Oli mich morgens anruft und mir sagt, wie ich mein Unternehmen zu führen hätte. Was er macht – und das tut jeder gute Investor – ist, er sagt einem, wenn etwas keinen Sinn ergibt. Er hat so viel gesehen und sieht Muster und Strukturen, die man als Gründer mit ein, zwei Unternehmen gar nicht kennen kann. Auf der Ebene finden die Gespräche mit Rocket statt. Sie geben Hinweise, unterstützen und inspirieren, aber es ist nicht so, dass sie uns als Gründer overrulen würden. Ich würde so weit gehen zu sagen: Wenn Du den Reality-Check nicht aushältst, dann hast Du als Unternehmer ein Problem. Denn dann kennst Du Deine Zahlen und Operations nicht gut genug.

Was waren die nächsten Schritte nach dem Investment?

Wir haben geprüft, wo der Markt gebildet ist, also wo Leute Interesse an diesem Lifestyle haben. Entsprechend haben wir unsere acht Städte ausgewählt: Paris, London, Madrid, Wien, Berlin, Stuttgart, München und Hamburg. Dann haben wir unglaublich viel Produktarbeit gemacht. Es stehen viele Releases in den nächsten Wochen und Monaten an.

Sind Vaniday und vor allem Wahanda nicht starke Konkurrenten am Markt?

Das sind andere Modelle. Da bucht man eine Massage, einen Wellness-Besuch und das funktioniert on demand. Wir könnten auch Reselling betreiben und sind kein reiner Marktplatz, daher haben wir ganz andere Ertragspotentiale. Daher sehen wir die Unternehmen nicht als direkte Konkurrenten. Und wir wachsen stark, mit 50 Prozent monatlich.

Was sind die größten Herausforderungen, die Ihr angehen müsst?

Kundenbildung ist wichtig. Leute googlen nicht „Multi Studio Subscription“. In dieser Phase kann man nicht mit Hochdruck in 20 Länder expandieren und Geld ausgeben. Man muss den Kunden zuhören, auf die Straße gehen und ein Produkt bilden, was sie lieben. Wir sind dabei, ein sogenanntes „Studio in your pocket“ zu bauen. Da wird dir unterwegs vorgeschlagen, wann Du welche Kurse oder Angebote in Deiner Umgebung in Anspruch nehmen kannst. Wir wissen, welchen Sport und welche Wellness Dir gefallen, welchen Yoga-Lehrer Du magst. So wird das Erlebnis optimiert.

Vor einem Jahr bestand Dein Team nur aus Dir und Deinem Mitgründer. Ist es nicht auch herausfordernd, das Wachstum von zwei auf 55 Mitarbeiter in so kurzer Zeit zu managen?

Wir sind keine Hire-and-Fire-Company. Wir haben wahnsinnig viel Zeit verwendet, um gute HR zu finden. Die Wertewelt muss stimmen, inzwischen haben wir ein ziemlich eingeschworenes Team. Am Anfang was das nicht immer so, da geht alles schnell, man hat nicht immer genug Zeit, den Cultural Fit zu checken. Daran haben wir aber in den letzten Monaten hart gearbeitet.

Danke für das Gespräch, Johannes.

Bild: Christina Kyriasoglou/Gründerszene