Springer Funke Morgenpost digital

920 Millionen Euro für die Digitalisierungs-Kasse

Axel Springer verkauft die Berliner Morgenpost, das Hamburger Abendblatt, Hörzu und andere Print-Produkte an die Funke Mediengruppe. Stattliche 920 Millionen Euro ist der Deal wert. Dass der Springer-Verlag dem Käufer sogar einen Teil der Kaufsumme leiht, zeigt deutlich, wie wichtig die neue Strategie dem Berliner Medienunternehmen ist: Lediglich 660 Millionen Euro sollen bei Vollzug fließen, für den Rest gewährt Springer einen mehrjährig laufenden Kredit. Dennoch füllt der Konzern die Digitalisierungs-Kassen – und hatte sich zuletzt an der Scout-Gruppe interessiert gezeigt.

Fast wie ein Befreiungsschlag wirkt der Vorstoß – trotz Experimenten hatte Springer keine zukunftsträchtige journalistische Vision für die Titel finden können. Gleichwohl zeigt er das, was man den großen Medienkonzernen bislang nicht zugetraut hatte: absolute Konsequenz. Die mediale Zukunft ist digital, darüber scheint bei Springer nun Einigkeit zu herrschen. Hatten sich Mediengrößen wie Springer oder Bertelsmann anfangs nur zögerlich ins Internet getraut, scheint man nun umso stringenter aufholen zu wollen. Es wäre an der Zeit, das hat man beim Traditions-Medienhaus erkannt: „Wenn wir jetzt nicht handeln, müssten wir uns ernsthaft Sorgen machen“, wird Verlagschef Matthias Döpfner in einer E-Mail an die Mitarbeiter zitiert.

Bild und Welt bleiben Kernprodukte

Für den Konzern ist das angesichts seiner papierbasierten DNA sicherlich ein gewagter, aber wohl auch ein notwendiger Schritt: Ein digitales Dasein für all diese Produkte zu entwickeln, so wünschenswert es für die Titel auch sein mag, würde angesichts derzeit fehlender Ideen wohl zu viel Zeit und Geld in Anspruch nehmen. Für die deutsche Medienlandschaft markiert der Schritt einen weiteren Umbruch. Die kaum in Geld schwimmende Funke Mediengruppe muss nun versuchen, mit den Printprodukten profitabel zu bleiben. Ohne harte Sanierungsschritte wird das nicht gehen – bereits bei seinen anderen regionalen Titeln hatte der Verlag ordentlich zugelangt. Voll besetzte Standorte in Hamburg und München werden sich wirtschaftlich nicht betreiben lassen.

Bild und Welt bleiben währenddessen auch als „unverzichtbarer Kern des Unternehmens“ bestehen, erklärte Döpfner weiter in einer Pressemitteilung. Ob auch in gedruckter Form, verriet er allerings nicht. Auf beide wird Springer auch so bald nicht verzichten können – und beide sind sowohl gedruckt wie auch online etabliert, mittlerweile samt oft kritisierter Bezahlschranke. Vor allem bei der Welt wurde immer wieder gemutmaßt, das im Print nur die Welt am Sonntag Bestand haben wird. Das Bundeskartellamt will die Transaktion, von der sechs Prozent der Springer-Belegschaft betroffen sind, noch prüfen.

Gründerszene hat einige Reaktionen zusammengetragen – auch aus der Startup-Szene, für die der Springer-Konzern sowohl als namhafter und reichweitenstarker Investor, Exit-Kanal oder auch mit seinem Accelerator-Programm längst eine Bedeutung erlangt hat. Was meinen die Leser zum Springer-Vorstoß?

 

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