Steinmeier
Steinmeier Deutlich freundlicher zur Presse als Donald Trump: Frank-Walter Steinmeier im Einsatz als Außenminister

Wenn er nach einem langen Arbeitstag immer noch nicht genervt ist, schaut sich Frank-Walter Steinmeier einfach die Kommentare auf seiner Facebook-Seite an. Spätestens dann geht seine Laune garantiert in den Keller. Diese Geschichte erzählte der neue Bundespräsident jedenfalls im Interview mit dem ZDF. „In vielen sozialen Netzwerken hat sich eine gewisse Maßlosigkeit in der Sprache breitgemacht, auf deren Basis keine vernünftige Kommunikation mehr zustande kommt“, konstatiert Steinmeier.

Der zukünftige Bundespräsident will das gesellschaftliche Gespräch neu organisieren und dafür werben, den Argumenten der Gegenseite zuzuhören. „Da müssen wir wieder hinkommen und dazu kann und soll der Bundespräsident einen Beitrag liefern.“ Seinen Appell richtet Steinmeier insbesondere an die jüngere Generation, „die sich stärker aus sozialen Netzwerken und dem Internet informiert“.

Steinmeier ist bis heute eigentlich nur ein einziges Mal durch einen öffentlichen Temperamentsausbruch aufgefallen – bei einer „Wutrede“ auf dem Berliner Alexanderplatz, die allerdings eher nach seinem langjährigem Chef Gerhard Schröder klang als nach ihm selber. Ansonsten brachte ihn seine Moderationsfähigkeit, seine Diplomatie und Ruhe bis in das höchste Amt Deutschlands. Das ist nicht die schlechteste Voraussetzungen für seinen Plan.

Am Tag seiner Wahl machte Steinmeier gleich mal vor, wie Social Media eben auch funktionieren kann. Er bedankte sich mit einem Eintrag bei seiner Ehefrau Elke Büdenbender dafür, dass sie „das mitmacht“. Büdenbender verzichtet für die Präsidentschaft ihres Mannes auf die Ausübung ihres Berufes als Richterin am Berliner Verwaltungsgericht.

Steinmeier ist ein maßvoller, fast schon biederer Mann. Ihm wird von Kritikern gerne vorgeworfen, dass er nichts als vorgestanzte Sätze produzieren würde. Als Außenminister, sagen sie, sei er oft dadurch aufgefallen, dass er sich in entscheidenden Momenten unsichtbar gemacht habe. Freunde halten gerade das für seine Fähigkeit zur Diplomatie und damit für eine Stärke. Beim Volk scheint Steinmeier mit dieser Art anzukommen. Jedenfalls gewinnt der Vater einer erwachsenen Tochter regelmäßig die Beliebtheitswettbewerbe der deutschen Politiker.

Und vielleicht sind es gerade diese Eigenschaften, die dem neuen Präsidenten helfen, für einen anderen Ton in Netzwerken zu kämpfen. Ausgeglichenheit, die Fähigkeit zuzuhören und sich hin und wieder einfach mal mit Kommentaren zurück zu halten. Das könnte geradezu eine Anleitung für ein besseres Diskussionsklima in sozialen Netzwerken sein.

Die Kommentare unter der Liebeserklärung für seine Frau werden jedenfalls für gute Laune bei Steinmeier sorgen.

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