Daniel Weiner StuddyHelp

Ein Gastbeitrag von Daniel Weiner, Gründer von StudyHelp. Das 2013 in Paderborn gegründete Startup bietet Vorbereitungskurse für Schüler und Studenten. In insgesamt vier Folgen berichtet Weiner von seinem Alltag als Junggründer. Der Gründungsstandort Paderborn hat sich gut entwickelt. Nun will StudyHelp expandieren.

Ein Mittelsmann musste her

Gründung von StudyHelp? Check! Erfolgreicher Start der Vorbereitungskurse in Paderborn? Check! Doch wie sagt man so schön? „The World is not enough…“ Oder in diesem Fall: Paderborn is not enough. Uns wurde schnell klar, dass Paderborn nicht der Nabel der Welt ist und dass wir, um erfolgreich zu sein, unser Konzept auch auf andere Städte und Universitäten ausweiten mussten. Wenn Paderborner Studenten Gefallen an unserer Idee fanden, warum nicht auch Studenten anderer Universitäten?

G Tipp – Lesenswert bei Gründerszene „Einfach mal machen“ – Folge 1 des Gründertagebuchs

Der erste Schritt nach unserer Gründung war es also, unser Angebot auszuweiten. Aufgrund der räumlichen Nähe und guter Kontakte fiel die Wahl auf Kassel. Dort sollten bereits zur nächsten Klausurphase zusätzlich zum bisherigen Angebot Uni-Vorbereitungskurse stattfinden. Wie in Paderborn konzentrierten wir uns zunächst auf die berüchtigten „Siebfächer“ im Bereich Wirtschaftswissenschaften, casteten daraufhin potentielle Dozenten und suchten diese über soziale Netzwerke. Dieses Mal gingen wir schon sehr viel strukturierter und mit etwas mehr Vorlaufzeit vor. Schließlich hatten wir mit der Umsetzung unseres Konzepts in Paderborn erste Erfahrungen gesammelt und einiges dazu gelernt.

Trotzdem stellte uns die Entfernung der „ersten Zweigstelle“ vor einige logistische Herausforderungen: Wer liefert die Veranstaltungsunterlagen just-in-time zu den Kursen? Wer kümmert sich um Verträge vor Ort – sei es die Anmietung von Räumlichkeiten oder die Honorarverträge mit den Dozenten? Wer ist am Kurstag vor Ort und hilft bei der Organisation, während wir selbst unsere Kurse in Paderborn haben? Wie oft müssten wir nach Kassel fahren, um solche Details zu klären?

Uns wurde schnell klar, dass ein Mittelsmann her musste. Jemand, der uns nach außen hin in Kassel vertritt und gleichzeitig genauso wie wir hinter unserer Sache steht. In Ramon, der selber als Dozent für uns tätig war, fanden wir einen fleißigen Studenten aus Kassel, der für uns als „Standortleiter“ aktiv wurde, Kurse organisierte, sie durchführte und witzigerweise im Zuge seines Studiums selbst daran teilnahm.

Aber nicht nur die Entfernung, sondern auch die Zusammenarbeit mit der Universität stellten uns vor neue Herausforderungen. So verwehrte uns die Universität zum Beispiel die Nutzung der Räumlichkeiten in der vorlesungsfreien Zeit. Doch als flexible Unternehmer wichen wir spontan auf umliegende Bürgerhäuser mit entsprechender Infrastruktur aus. Die Anstrengung hat sich definitiv gelohnt: Innerhalb weniger Semester entwickelte sich das Büro in Kassel als unabhängiger Standort.

Ideen wachsen lassen

Wir wollten uns aber nicht nur geografisch weiterentwickeln, sondern vielmehr auch an unserer Basisidee arbeiten. „The World is not enough.“ Wir suchten nach einer Idee, die, wie es in der Szene heißt, schneller „skalierbar“ ist und nicht mühselig auf jede weitere Uni neu zugeschnitten werden muss. Als ich meinem Neffen in Mathe bei der Abi-Vorbereitung half, kam mir die Idee: Abi-Vorbereitungskurse für Schüler. Nicht wöchentlich, nicht mit Vertragsbindung über Monate. Einfach und unkompliziert. Genau dann, wenn der Schmerz am Größten ist. Und zwar kurz vor den Prüfungen.

Unsere neue Idee sollte natürlich so schnell wie möglich am „Markt“ getestet werden – allerdings standen die Abi-Prüfungen im Fach Mathe schon in vier Wochen an – und das ist selbst für so flexible Unternehmer wie uns verdammt knapp. Trotzdem entschlossen wir uns über einen Kaffee in der „Cafete“ der Uni, dass wir es trotz der kurzen Zeit versuchen wollten – allerdings nur in Paderborn. Schließlich wäre es selbst mit 20 Teilnehmern für diese kurze Zeit schon ein Erfolg.

Zwei Wochen später sollten die Kurse stattfinden, um den Schülern noch ausreichend Zeit zum Lernen zu geben. Das hieß für uns: Entwicklung eines Konzepts für die Abi-Kurse, Räume organisieren, Dozenten finden und coachen, die Abwicklung der Anmeldung über unsere Plattform organisieren und die scheinbar größte Herausforderung: Schüler als Neukunden zu gewinnen. Am besten natürlich alles gleichzeitig.

Bild: StudyHelp


Daniel Weiner StuddyHelp

Zeitdruck spornt ja bekanntermaßen an, aber diese Aufgabe glich einem Himmelfahrtskommando. Um keine Zeit zu verlieren, musste der Terminkalender für die nächsten zwei Wochen auf links gezogen werden. Für mich bedeutete das: spontane vorlesungsfreie Zeit.

Carlo hatte es da nicht ganz so leicht. Neben seinem Praktikum mit gleichzeitiger Studienarbeit versuchte er, meine Vorbereitungen nach seinem Feierabend so gut es ging zu unterstützen. Nach unzähligen Nachtschichten mit tiefen Augenrändern, leeren Kaffeetassen, dem palettenweisen Verzehr diverser Energy-Drinks und häufigem Zuspätkommen von Carlo bei seinem Arbeitgeber, konnten wir mit Stolz auf ein ausgeklügeltes Konzept blicken, das nicht nur ein vorzeigbares Skript beinhaltete, sondern auch komplett auf Schüler zugeschnitten war. Die nötigen Dozenten kamen aus unserem Freundeskreis und mussten bis auf die letzte Sekunde – sprich in der Nacht vor dem Kurs – geschult werden.

Werbung, Werbung und noch mehr Werbung

Es fehlten nur noch die Schüler – und das war wohl das größte Problem. An der Paderborner Universität hatten wir uns zwar bereits einen Namen gemacht, aber dort halten sich bekanntlich nicht sehr viele Schüler auf. Neben Facebook-Werbung, die in 2013 noch wenig kommerziell benutzt wurde, wollten wir unsere Veranstaltung auf allen möglichen Kanälen der regionalen Presse bewerben – und das natürlich am besten kostenlos. Über lokale Zeitungen und Radio versuchten wir, unsere „Kunden“ zu erreichen. Der Plan war, unsere Geschichte erzählen, und somit indirekt (eigentlich direkt) Werbung für unsere Kurse zu machen. Wir schafften es damit nicht nur ins Studio von Radio Hochstift, sondern auch in zwei Tageszeitungen in Paderborn. Kostenlose Werbung? Check!

Die Anmeldezahlen in Paderborn explodierten und am Ende wollten sage und schreibe 200 Abiturienten an unseren Kursen teilnehmen. Mit weiteren Dozenten in der Hinterhand und der kurzfristigen Anmietung weiterer Räumlichkeiten, wurden unsere ersten Abikurse ein voller Erfolg.

Das Abitur war zu Ende und die nächsten Uniklausuren noch weit entfernt. Was war also die nächste große Herausforderung? Ohne neue Ziele und den Zeitdruck wäre es ja fast schon langweilig geworden. „Real life is not enough“. Fasziniert von YouTube und der Möglichkeit, sich durch Videos kostenlos, jederzeit und von überall Wissen aneignen zu können, fingen wir zunächst aus Spaß an, ein Video für unser Spezialgebiet Mechanik zu produzieren.

Ohne eine Ahnung, wie groß YouTube im Bereich Bildung einmal werden würde, etablierten wir in kürzester Zeit unter dem Namen StudyHelpTV unseren eigenen Bildungs-Channel im Bereich Technische Mechanik. Durch strategisches Marketing über die sozialen Netzwerke und die Verbreitung an der Paderborner Uni bekamen die ersten Videos einiges an Aufmerksamkeit. Dabei waren die Aufnahmen mit schlechtem Ton, Qualität und Licht und mehr oder weniger mit Zettel und Stift abgedreht. Trotzdem, Kommentare wie „Die StudyHelp Engel, die mein Leben gerettet haben“ oder „Allahs Segen auf Dich“ zeigten uns, dass wir etwas richtig machten und motivierten uns, zahlreiche Videos nachzuschießen.

Der Stil ist bis heute noch immer nicht professionell, aber an Ton und Licht haben wir gearbeitet. Heute können wir auf Deutschlands besten Kanal im Bereich der Technischen Mechanik mit 8000 Abonnenten und 200.000 Klicks im Monat blicken. Bereits ab dem ersten Video wollten wir uns von der Menge an Videos abheben und durch einheitliche Thumbmails, Intro und Outro einen Wiedererkennungswert schaffen. „Herzlich Willkommen bei StudyHelpTV“ in komischer Betonung wird wohl jedem Fan bekannt vorkommen. Ja, diese Begrüßung ist bewusst von uns so gestaltet.

Unikurse, Abikurse und ein YouTube-Channel? Check!

Im dritten Teil seines Gründertagebuchs berichtet Daniel dann, wie Youtube das Lernen revolutioniert hat und direktes Feedback nicht nur sein Produkt verbessert, sonder auch seine Motivation ins unendliche steigert.

Bild: StudyHelp