Marc Christ
Marc Christ Marc-Alexander Christ ist Mitgründer von SumUp.

Sie treten an, um der angestaubten Finanzbranche den Kampf anzusagen: Mehr als 400 Fintechs gibt es mittlerweile allein in Deutschland. Doch die Erfolge lassen noch immer auf sich warten. Kritiker bemängeln, dass ihre Geschäftsmodelle nur schwerlich profitabel sein könnten. Als im Mai dieses Jahres 20 Fintechs dem Magazin Capital Einblick in ihre Geschäftszahlen gaben, konnte nur eines davon seine Profitabilität nachweisen: der Roboadviser von Fincite. Anfang September vermeldete dann das Berliner Startup SumUp, schwarze Zahlen zu schreiben.

Geschäfte macht der Mobile-Payment-Anbieter vor allem mit Einzelhändlern, die für ihren Shop ein Kartenlesegerät brauchen. Die Installation wie auch die Abwicklung der Bezahlvorgänge übernimmt SumUp. Wie viele Kunden SumUp bereits hat, möchte Christ nicht bekannt geben. Den Erfolg führt Christ darauf zurück, dass man Händlern ein Geschäftsmodell anbiete, das auch langfristig intensiv genutzt werde. Verdient wird nicht nur mit dem Verkauf des mobilen Kartenlesers, sondern auch über Kommissionen pro Transaktion.

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SumUp-Press-Image-2 Das mobile Kartenlesegerät von SumUp.

Laut eigenen Angaben hat das 2011 gegründete Startup im Juli den Break-Even geschafft – operativ, also vor Steuern, Zinsen und Abschreibungen. Allein im vergangenen halben Jahr seien die Umsätze verdoppelt worden. Das Unternehmen nähere sich nun einem Jahresumsatz von 100 Millionen US-Dollar, heißt es. „Von den mehreren hundert Fintechs sind wir die ersten, die profitabel sind“, sagt Mitgründer Marc-Alexander Christ zu Gründerszene über die direkten Konkurrenten. „Viele Kritiker haben gesagt, dass sich unser Geschäft niemals rechnen wird.“ Das Startup ist mit etwa 50 Millionen Euro finanziert, unter anderem von American Express und dem Rabattportal Groupon.

„Jetzt kann uns nichts mehr aufhalten“

Bei der Bekanntgabe der Profitabilität sagte Mitgründer Daniel Klein: „Jetzt kann uns nichts mehr aufhalten.“ Christ möchte es nicht ganz so drastisch formuliert wissen. Er betont aber ebenfalls, dass man derzeit sehr gut aufgestellt sei. Eine Garantie dafür, auch in den Folgemonaten profitabel zu bleiben, gibt es allerdings nicht. Die Expansion in einen neuen Markt und damit einhergehende Personal- und Marketing-Ausgaben können den Schnitt im nächsten Jahr schnell wieder anders aussehen lassen. Doch seit Juli wirtschafte SumUp nun durchgängig im positiven Bereich, sagt Christ zu Gründerszene. Und das, obwohl das Unternehmen seit einiger Zeit dabei ist, in den USA einen Fuß in die Tür zu bekommen.

Retail-Händler befänden sich dort gerade in der Situation, von Magnetstreifen-Lesern auf Chipkarten umzustellen. Was hierzulande schon Standard ist, beträfe in den USA fast 20 Millionen Terminals, die laut Christ noch umgestellt werden müssen. „Das ist unsere Chance.“ Und es sei nicht so, dass das Berliner Startup viel Geld dafür in die Hand genommen habe, so Christ. „Wir gehen den amerikanischen Markt opportunistisch an und investieren jetzt nur in Marketing.“

Bereits im vergangenen Jahr hatte Sumup bekannt gegeben, in den den US-Markt einzusteigen. Über den Beta-Launch ist man aber bisher nicht hinausgekommen. Wann der Bezahlservice offiziell ausgerollt wird, kann Christ auf Nachfrage noch nicht abschätzen.

Der wohl größte Wettbewerber in den USA ist derzeit das von Twitter-Chef Jack Dorsey geführte US-Unternehmen Square, das ebenfalls Bezahlterminals für Einzelhändler anbietet. Und auch PayPal stellt dort eine mobile Zahlungsplattform zur Verfügung. Auf dem deutschen Markt ist zudem das schwedische Unternehmen iZettle aktiv. Expansionsversuche nach Russland und Irland hatte das Startup zuletzt in den Sand gesetzt. „Aufgrund der schwierigen wirtschaftlichen Lage“ zog man sich damals zurück, hieß es von einer Unternehmenssprecherin.

SumUp ist nach eigenen Angaben in derzeit 15 Ländern aktiv. Probleme gäbe es momentan in keinem davon, kommentiert Christ. Erst im April fusionierte das Berliner Startup mit dem Wettbewerber Payleven. Das Rocket-Venture hatte erst im Februar dieses Jahres 10 Millionen Euro eingesammelt. Durch den Zusammenschluss komme SumUp mittlerweile auf etwa 300 Mitarbeiter. Payleven war als der einzige direkte Wettbewerber aus Deutschland mit seinem Bezahlservice bereits in Brasilien, Frankreich, Großbritannien, Irland, Italien, Niederlande, Spanien, Polen und Österreich aktiv.

Letztlich habe auch die Fusion dazu beigetragen, schwarze Zahlen zu schreiben, sagt der Gründer. Details möchte er allerdings nicht verraten.

 Bild: SumUp