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So schöne Fundstücke wie diese alte Kamera finden sich in der Realität nur selten auf Swapper

Das Prinzip der Datingplattform Tinder ist so einfach, dass es mittlerweile unzählige Apps kopiert haben. Potenzielle Kandidaten für ein Date werden nach rechts gewischt, alle anderen fix nach links. Hat der Gegenpart genauso agiert, gibt es ein Match, und das Flirten beginnt. Doch das Prinzip funktioniert nicht nur für die Suche nach der großen Liebe.

App-Entwickler haben es mittlerweile in der Modebranche oder auch für den Kunstmarkt verwendet. Das spart nicht nur Kosten, sondern erleichtert zudem gleich die Werbung für die neue Software. Denn die Dating-App ist mittlerweile so bekannt, dass sie perfekt auch andere Software promotet. Im Marketing heißt es dann: „Habt ihr schon das neue Tinder für Mode ausprobiert?“

Mit dem Tinder für gebrauchte Gegenstände wollen nun zwei Gründer aus Frankfurt am Main durchstarten. Swapper soll dabei Matches zwischen Besitzern von überflüssigem Kram möglich machen. Statt Fotos von sich selbst – wie bei Tinder – werden beispielsweise Aufnahmen von den Schuhen, die man nicht mehr tragen will, eingestellt.

Angezeigt werden wiederum die Gegenstände, die andere Mitglieder loswerden wollen. Würde man sie gegen seine eigenen Artikel tauschen, wischt man sie nach rechts. Entscheidet sich der andere Nutzer auch für die eigenen Artikel, gibt es ein Match. Dann können die notwendigen Informationen ausgetauscht werden, um die Abwicklung durchzuführen.

Das Angebot ist noch ausbaufähig

Das Einstellen der Artikel funktioniert relativ simpel. Viele Auswahlmöglichkeiten bietet die App sowieso nicht. Das gilt leider auch für die Bilderfunktion. Hier lassen sich nur quadratische Formate verwenden. Zuvor gemachte Aufnahmen der eigenen Artikel müssen deswegen oft beschnitten werden, sodass Teile des Produkts möglicherweise nicht mehr so gut zu sehen sind.

Andere Portale, die den Verkauf von überflüssigem Kram ermöglichen wie Ebay-Kleinanzeigen oder Shpock, sind in ihren mobilen Apps deutlich weiter entwickelt. Als Verkäufer wird man dort allerdings auch oft mit Tauschanfragen genervt.

Swapper, das seit Ende November 2016 auf dem Markt ist, füllt also auf jeden Fall eine Marktlücke. Das Angebot ist dagegen noch deutlich ausbaufähig. Wie bei Tinder lässt sich der Radius vergrößern, in dem die App nach möglichen Matches sucht. Und diese Einstellung muss selbst in Metropolen deutlich vergrößert werden.

Sonst ist manchmal schon nach wenigen Produkten der Angebotskatalog leer. Für einen Test inserieren wir ein gut erhaltenes Bett von Ikea mit hochwertigem Lattenrost und Matratze. Preisklasse: 50 bis 100 Euro. Das Problem: Kaum andere Angebote liegen ebenfalls in dieser Kategorie.

Gesichtscreme oder alte Stifte gefällig?

Erst nach dem Senken der Preisvorstellung für den eigenen Artikel ploppen weitere Angebote auf. Wie wäre es mit einem Paar iPhone-Kopfhörer im Tausch gegen das Bett? Kein besonders lukrativer Deal. Danach folgen zwei Ikea-Billy-Regale, ein Strickmantel von Zara oder ein paar High Heels.

Manch einer will auch eine Gesichtscreme oder alte Stifte loswerden. Besonders oft werden auch alte PC-Spiele zum Tausch angeboten. In dieser Kategorie werden Nutzer fündig. Teure Gegenstände wie Smartphones lassen sich dagegen sicher schwieriger gegen Artikel im gleichen Preisrahmen eintauschen.

Noch nicht perfekt

Die Idee einer Tausch-App nach dem Tinder-Prinzip ist clever. Für Tauschwillige erleichtert sich die Suche erheblich. Doch das Angebot ist noch zu klein, um wirklich einen Mehrwert zu bieten. Außerdem müssen die Gründer noch an der Software feilen. Der Versuch, ein Radio von Philips genauer zu betrachten, brachte die App immer wieder zum Absturz.

Dieser Artikel erschien zuerst bei Welt Online.

Bild: Swapper