Börse

Wichtiger Exit-Weg für Kapitalgeber?

Anfang Oktober hatten Demandware-Gründer Stephan Schambach und Berlin-Startup-Academy-Macher Christoph Räthke zu einem Hintergrundgespräch eingeladen. Gründer, Investoren, Bankiers und Vertretern der Deutschen Börse kamen zusammen, um weiter für die Idee zu werben: Deutschland braucht einen neuen Neuen Markt. Ein Börsensegment, das speziell auf Startups zugeschnitten ist.

Schambach ist einer der größten Lobbyisten dieser Idee, seit Monaten tingelt er bereits durchs Land und kämpft für eine Art neuen Neuen Markt. Es gebe nicht genug Geld für deutsche Tech-Unternehmen, zumindest nicht von privaten Kapitalgebern, sagt er. Daher sei es wichtig, auch in Deutschland eine mit der US-amerikanischen Nasdaq vergleichbare Tech-Börse aufzubauen. Man darf annehmen, dass Schambach das aus voller Überzeugung aufgrund seiner eigenen Erfahrung tut. Er führte bereits zwei Technologie-Unternehmen an die Börse, erst Intershop, dann Demandware.

Nun veröffentlichen er und Christoph Räthke einen Videomitschnitt ihres Hintergrundtreffens:

Größere Investitionssummen, schnelleres Wachstum, mehr Sichtbarkeit. Das versprechen sich etwa Crossvertise-Gründer Matthias Völcker, Protonet-Geschäftsführer Ali Jelveh, Misterspex-Chef Dirk Graber, Bergfürst-Gründer Guido Sandler und Eatuber-Macherin Chanyu Xu von einer Tech-Börse. Und darüber hinaus: VCs können auf diesem Weg ihr Investment wieder herein holen, was die Motivation zum Einstieg in früheren Phasen erhöhen könne. Weil sie sich so insgesamt einem geringeren Risiko für gegenüber sehen, als bei der Suche nach einem Industriekonzern als alleinigem Exitweg.

Übrigens: Es gab nach dem Ende des berüchtigten Neuen Markts bereits einen Versuch, eine neue Technologiebörse hierzulande aufzubauen – sogar von der Nasdaq selbst. Zusammen mit der Berliner Börse wollte das US-Unternehmen im Jahr 2003 in der Hauptstadt eine kleine Nasdaq-Schwester etablieren. Zu geringe Börsenumsätze hatten das Vorhaben bereits nach wenigen Monaten ein frühes Ende bereitet.

 Im Raum steht die Forderung nach einem Börsensegment speziell für Startups bereits seit einiger Zeit. Unter anderem der Bundesverband Deutsche Startups und Noch-Wirtschaftsminister Philipp Rösler hatten die Diskussion in den vergangenen Wochen und Monaten aufleben lassen. Urbanara-Gründer Ben Esser hatte parallel in einem offenen Brief von der Wiederbelebung gescheiterter Modelle abgeraten, Crowdinvesting schließe bereits die Lücke zwischen Risikokapital und Börse.

Die Szene scheint sich zumindest in Teilen auf eine Startup- beziehungsweise Tech-Börse eingeschworen zu haben. Was meint Ihr dazu?

Bild: Dieter Schütz / pixelio.de