Smartsupps Vladimír Šandera beim Berliner Tech Meetup

Das Internet vernetzt, doch was andere darin genau tun, das weiß man eigentlich gar nicht. Das geht auch Unternehmen so. Gerade Service-Mitarbeiter werden das Problem gut kennen: Für sie ist es schwierig nachzuvollziehen, was ein Kunde auf der Webseite der Firma treibt. Soll zum Beispiel eine Bestellung im Online-Shop schief gelaufen sein, kann der Kundenservice oft nicht prüfen, ob das überhaupt stimmt. Dieses Problem will das Berliner Startup Smartsupp lösen: mit einem besonderen Kundenchat und Videoaufzeichnungen. Die Aufzeichnungen starten automatisch, wenn der Kunde die Seite besucht und zeigen die Bewegungen des Nutzers auf der Unternehmenswebseite, seine Klicks und wann die Seite verlassen wieder wird. Mit dem Live-Chat kann der Kunde dann entsprechend angesprochen werden.

Das Konzept des Live-Chats präsentierte Smartsupp beim jüngsten Tech Meetup vor wenigen Tagen in Berlin. Während den Zuschauern der Nutzen durchaus einleuchtet, bemerkt einer: „Das klingt nach einem Privatsphären-Albtraum.“ Vladimír Šandera von Smartsupp lacht und sagt: „Ich wusste, dass das jemand fragen würde, schließlich sind wir in Deutschland!“ Er entgegnet: Das Prinzip sei Cookie-ähnlich und jeder speichere Cookies. Für solche Aufzeichnungen gebe es zudem noch keine Gesetzgebung. „Deine Webseite ist Dein Haus, Dein Eigentum“, so Šandera.

Nach eigenen Angaben hat Smartsupp bereits mehr als 9.000 Kunden für sich gewinnen können. Mit Microsoft, Škoda und Conrad sind einige namenhafte dabei. Hier ist der fünfminütige Vortrag vom Meetup zu sehen, inklusive anschließender Fragerunde.

Außerdem präsentierten fünf weitere Startups ihre Ideen bei dem Meetup.

Valsight erklärte seine Plattform, mit welcher sich Effekte von Ausgaben einer Firma simulieren lassen. Das Unternehmen kann Daten eingeben, Valsight wirft aus, wie sich beispielsweise ein erhöhtes Marketing-Volumen auf den Vertrieb auswirken könnte. Solche Abhängigkeiten abzubilden zu können, ist allerdings eher Nebensache. Gerade Marketing sei in Realität viel komplizierter, erklären CEO Stefan Müller und CTO Jonas Witt, da dabei zahlreiche Faktoren eine Rolle spielten. Valsight sei besser dafür geeignet, zum Beispiel die Effekte eines sich verändernden Ölpreises auf das Kostengefüge der Firma zu analysieren. Hier das Video:

Labfolder präsentierte seine Wissenschaftssoftware, mit der Forschung organisiert werden kann. In dem elektronischen Notizbuch können Wissenschaftler ihre Erkenntnisse festhalten, sie mit ihren Kollegen teilen und Aufgaben zuweisen und verwalten, erklärt CEO und Mitgründer Simon Bungers. Gruppenarbeit soll so erleichtert werden. Labfolder will besonders auf Datenschutz achten, um das geistige Eigentum zu schützen: mit verschlüsselter Kommunikation, täglichen Backups und Datenredundanz.

Das italienische Startup Tooteko druckt mit 3D-Druckern Modelle von Sehenswürdigkeiten aus – inklusive aller Details. Diese können dann von Sehbehinderten erfühlt werden. Bringt der Nutzer einen Sensor an bestimmte Stellen des Modells, werden Informationen dazu vorgelesen. Fabio D’Agnano führt das mit einem Ring an seinem Finger vor. In der Praxis soll das ganze auch mit den Smartphone funktionieren.

Das Startup Voicedrop hat ein Software-Development-Kit entwickelt, mit welchem Sprachaufnahmen in Applikationen eingebaut werden können. Ein Beispiel erläutert CTO Nathan Lunde-Berry: Würde sich Dropbox entschließen, Voicedrops Kunde zu werden, könnten die Nutzer zu den Dokumenten oder auch alleinstehend Sprachmemos direkt auf der Seite einsprechen und speichern – ohne langwieriges Hochladen. Außerdem werden die Bewegungen der Maus mit aufgenommen. Das Ergebnis sieht dann so aus wie ein Video, ist aber deutlich kleiner. Die aufgenommenen Dateien erscheinen in einer Liste und können für andere freigegeben werden.

Eine weitere B2B-Lösung bietet das Startup SepaOne: Damit solle es Unternehmen erleichtert werden, ausstehende Beträge von Kunden einzuziehen, präsentiert Managing Director Alexis Giesen. Nachdem der Kunde einmal seine Bankdaten eingegeben und seine Zustimmung erteilt hat, kann das Unternehmen offene Beträge von ihm einziehen, indem es eine Anfrage über die API schickt.

Übrigens: Am 9. September findet das erste CTO Dinner statt, bei dem die wichtigsten CTOs der Szene zusammenkommen sollen. 

 Bild: Vertical Media / Karolin Wallasch