„Netz können wir besser“

Da kann man sich als Telekom-Chef schon drüber aufregen. Timotheus Höttges schaut besorgt in Richtung Google – und macht sich so seine Gedanken. In einem Interview mit der Süddeutschen Zeitung sagte er: „Früher hat es ein Gleichgewicht gegeben. Die einen haben Dienste entwickelt, die anderen die Infrastruktur dafür bereitgestellt. Beide haben am Ende davon profitiert. Inzwischen geht bei der Verteilung der Wertschöpfung deutlich eine Schere auf.“ Er hat die kostspieligen, komplizierten Netze am Hals und Google macht damit Milliarden, soll das wohl heißen.

Höttges glaube jedoch nicht, dass Google in Zukunft in Europa eigene Netze aufbauen werde und demonstriert Selbstbewusstsein: „Netz können wir besser. Auch Google weiß, dass Netzausbau eine komplexe und teure Sache ist.“ Aber die Sache mit der Datensicherheit gibt auch dem Telekom-Chef zu denken. Und er beschwert sich, dass die deutschen Sicherheitsbedenken in den USA nicht richtig ernst genommen werden. Wenn in Zukunft die Wertschöpfung nur in den USA stattfände, wird es für die Telekom immer schwieriger, in den Netzausbau zu investieren.

Richtig bedrohlich würde Google für die Telekom laut Höttges, wenn der Suchmaschinenriese in Internettelefonie und Messaging-Dienste einstiege, ohne dabei etwas für die Infrastruktur zu tun, die für diese Angebote nötig sei.

Im eigenen Haus baut Höttges gerade um. Und ab. Der sogenannte Innovationsbereich soll „umstrukturiert“ werden. Umstrukturierung heißt häufig auch Stellenabbau. Und richtig, bis 2018 fallen einige hundert Stellen weg. Ausgerechnet auch in der Digital Business Unit, die sich mit der Gestaltung von Zukunftsprojekten beschäftigt. Man will in künftig mehr auf Partnerschaften setzen, heißt es. Die Telekom pflegt diese Art der Zusammenarbeit mit zum Beispiel mit Spotify, Evernote, Amazon oder China Mobile.

Höttges kann dann ganz in Ruhe weiter seine Hauptstrategie verfolgen: Er will die besten Netze in Europa bauen.

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