Wenn sich der Flieger verspätet, stehen den Passagieren häufig Entschädigungen zu.

Viel Aufregung gab es gerade erst rund um den Start von Wirkaufendeinenflug (WKDF), hinter dem Kreditech-Gründer Sebastian Diemer steht. Denn nicht nur die von Diemer unterstützte Firma drängt auf den Flugrechte-Markt – gleich drei weitere Konkurrenten wollen die Aufmerksamkeit der Kunden erregen. Zu Beginn eskalierte da erst einmal ein Streit um Datenschutz und schlechte Bewertungen.

Nun hat das Verbrauchermagazin Finanztip die Angebote der Startups unter die Lupe genommen. Das Geschäftsmodell: Fluggästen steht eine Entschädigung von bis 600 Euro zu, wenn ein Flug sich verspätet oder gestrichen wird. Doch die Airlines weigern sich oft zu zahlen – es hilft dann nur eine Klage. An dieser Stelle kommen die Startups in Spiel – mit zwei verschiedenen Ansätzen.

  • Die neueren Startups wie WKDF und EUflight bieten enttäuschten Passagieren eine Sofortentschädigung. Das bedeutet: Sie kaufen den Kunden ihren Anspruch auf Entschädigung ab, zahlen direkt– und erkämpfen das Geld danach bei den Airlines. Die Startups behalten dafür einen Teil der Entschädigung.
  • Bei dem älteren Modell von Startups wie Flightright oder Refund.me setzen die Unternehmen im Auftrag für die enttäuschten Passagiere die Entschädigung bei den Airlines und im Zweifel vor Gericht durch. Das kann sich über Monate hinziehen. Haben sie Erfolg, überweisen sie dem Kunden das Geld und ziehen 25 bis 30 Prozent an Gebühren ab.

Für ihren Test haben die Verbraucherschützer den Flugrechte-Anbietern ausführliche Fragebögen geschickt – etwa zur Anzahl der Anfragen, den Kosten, der Zusammenarbeit mit Kanzleien und erfolgreichen Urteilen. Gründerszene erklärt die wichtigsten Fragen zum Test:

Welches Modell empfehlen die Verbraucherschützer den Fluggästen?

Schnelles Geld oder warten – diese Frage stellt sich bei den Angeboten der Startups. „Wer das Geld sofort möchte und sich auch gedanklich mit dem Thema nicht mehr beschäftigen will, kann die Sofortentschädigung wählen“, sagt Britta Schön von Finanztip gegenüber Gründerszene. Das wären die Angebote von Wirkaufendeinenflug oder EUflight. „Wer Zeit hat, kann zu einem klassischen Fluggasthelfer gehen und bekommt einen größeren Anteil der Entschädigung“, erklärt Schön – also bei Flightright oder Refund.me.

Schneidet ein Anbieter bei Finanztip besonders gut ab?

Bei den klassischen Flugrechte-Angeboten schneiden alle Anbieter gut ab: Finanztip hebt allerdings EUClaim und Fairplane heraus. Diese punkten durch eine lange Erfahrung, niedrige Gebühren und Transparenz. Aber auch Flug-Verspaetet.de, Refund.me und Flightright sind laut Finanztip „gute Adressen“. Die Verbraucherschützer monieren aber, dass die Kunden nicht jederzeit kündigen können.

Bei den Anbietern mit einer Sofortentschädigung empfiehlt das Verbrauchermagazin EUFlight, das sich durch ein „faires Honorar“, rund 2.000 ausgezahlte Kunden und schnelle Zahlungen auszeichne.

Wie hat sich die Konkurrenz mit Sofortentschädigung im Angebot geschlagen?

Der etabliertere Player Flighright bietet mit „Flightcash“ ebenfalls die Option der sofortigen Entschädigung. Das Unternehmen aber „hat sich in unserer Umfrage bei seinem Modell Flightcash sehr bedeckt gehalten“, sagt Schön. Allgemeine Geschäftsbedingungen seien noch nicht zu finden – darin müsste Anbieter das Preismodell genau erläutern. Nach dem Eindruck der Rechtsexpertin sei Flightcash noch in einer Testphase. „Das Preismodell ist derzeit auf jeden Fall noch nicht transparent“, sagt Schön.

Von Wirkaufendeinenflug erhielt Finanztip gar keine Antwort. „AGB fehlen auf der Seite, die das Preismodell erläutern müssten.“ Die Angabe, eine Entschädigung bis 400 Euro zu leisten, sei „auf jeden Fall nicht transparent“, urteilt Schön. Der Konkurrent Compensation2Go antwortete auf die Finanztip-Anfrage ebenfalls nicht.

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