Seit ungefähr vier Wochen suche ich nach einem Paket. Laut dem Zettel aus meinem Briefkasten liegt es bei irgendeinem Nachbarn, den ich nicht kenne – und der noch nicht mal in meinem Haus wohnt. Auch sonst laufe ich mehrmals pro Woche nach Feierabend durch die Nachbarschaft, um nach meinen Päckchen zu suchen. Mal der Kiosk, mal das Büro gegenüber, mal die Nachbarn. So erlebe ich den berühmten Bottleneck des E-Commerces am eigenen Leib.

Als ich mich vor mehreren Wochen – die nervige Sucherei vor Augen – für den Dienst von Lockbox anmeldete, war mir klar: Mein persönlicher Bedarf für eine Paketbox ist da. Trotz aller Infos auf der Homepage, blieb ich mit einigen Fragezeichen zurück. Wie schafft es das Berliner Startup, die Pakete direkt an meine Tür zu ketten?

Die Anmeldung

Schon wenige Tage nach meiner Online-Anmeldung klingelt ein Lockbox-Mitarbeiter an der Tür. Er muss kommen, um den sogenannten Anker an die Tür anzupassen. Der junge Mann trägt ein T-Shirt mit der Aufschrift „Postschlangen sind so 90er“. What a joke.

Nach fünf Minuten halte ich den Anker in meinen Händen, alles kostenlos und ziemlich schnell. Meine nächsten Pakete bestelle ich also nicht an meine Adresse, sondern gebe meinen Namen mit einer Lockbox-Adresse an. Das Startup informiert mich über den Zeitpunkt, wenn ich den Anker unter die Tür schieben soll. Die nächste Amazon-Bestellung ist sofort raus.

Die Lieferung

Durch meine Mitgliedschaft bei Amazon-Prime bin ich schnelle Lieferungen gewöhnt. Es ärgert mich, dass sich die Lieferung durch den Zwischenschritt verzögert: Erst geht das Paket ja zu Lockbox, und das Unternehmen bringt es dann zu mir.

Also steht die Lockbox einen Tag später vor meiner Haustür – verbunden mit dem Anker. Nur wenn man den Anker unter der Tür wegzieht, lässt sich die Lockbox auch öffnen. Die Art, wie das Paket mit dem Anker verbunden ist, scheint stabil. Die Box ist in einem guten Zustand. Für diesen Komfort nehme ich die Wartezeiten gerne in Kauf.

Die Kosten

Wären da nicht die Kosten: Bei meinen zwei Amazon-Lieferungen – die im Abstand von einem halben Tag ankommen – fallen insgesamt fast sechs Euro Liefergebühren an. Pro Kiste sind das exakt 2,90 Euro. Das stört mich ehrlich gesagt mehr als die Wartezeiten. Ich persönlich würde lieber für einen bestimmten Betrag ein Abo abschließen, dass ich als Vielnutzer nicht jede Kiste einzeln bezahlen muss.

Denn es gibt ein weiteres Problem: Wenn Lockbox die Kiste wieder abholt, kostet das noch einmal drei Euro. Insgesamt wurden für die Lieferung zusätzlich etwa 12 Euro fällig. Und: Ich darf die Kisten nicht länger als 30 Tage behalten. Für den Fall, dass ich neue Pakete in die Lockbox liefern lasse, holt das Unternehmen meine alten Boxen kostenlos wieder ab.

Für die Bestellung bei Partnershops fällt übrigens keine Liefergebühr an. Die Auswahl ist derzeit in Berlin noch bei etwa einem dutzend Shops.

Das Testfazit

Mich fasziniert die Konstruktion der Box. Alles klappt ziemlich schnell und einfach. So ein Service wäre mir sicherlich 20 Euro pro Monat wert. Mit dem aktuellen Preismodell ist mir das etwas teuer.

In meinen Augen eignet sich der Service besonders für ein anderes Angebot des Startups: Durch Kooperationen mit Onlineshops, die beispielsweise Essen verkaufen, kann ich mir Lebensmittel und Getränke an meinen Anker liefern lassen. Und zwar ohne Lieferkosten von Lockbox. Bislang verkaufen die Anbieter vor allem hochwertiges und auch entsprechend teueres Essen, allerdings gibt in Hamburg eine Zusammenarbeit mit Edeka. Ich kann mir gut vorstellen, meine Lebensmittel künftig auf diesem Weg zu bestellen. Ich würde mir insgesamt mehr Kooperation mit großen Supermärkten wünschen – um eine größere und etwas günstigere Auswahl an Lebensmitteln zu haben.

Die Aussicht

Andere Startups wie Locumi bieten eine ähnliche Konstruktion für die Haustür. Und die großen Paketzusteller tüfteln an eigenen Lösungen: Einmal möchte die DHL Paketboxen vor Privathäusern aufstellen. Und unter dem Namen Parcel-Lock arbeiten DPD, GLS und Hermes an einer eigenen Lösung, wie die Frankfurter Allgemeine Zeitung kürzlich berichtete. Schon im kommenden Jahr könnten die ersten Boxen verfügbar sein.

Auch für die großen Player ist das keine leichte Aufgabe. Sollte es aber gut funktionieren, befürchte ich, dass Angebote von Startups wie Lockbox überflüssig werden. Zumindest für die Pakete von Amazon und Co.

Bild: Lockbox, Montage