Tja, Apple. Das war wohl nichts. Wenn man den Berichten traut, ist diese komische neue Uhr ein totaler Schlag ins Wasser. Das fast einmütige Urteil: Bringt nichts, kann nichts, taugt nichts. Hässlich! Viel zu teuer, die Batterie hält nicht – und was soll der ganze Quatsch überhaupt? Man möchte den fantastilliardenschweren Konzern aus Cupertino fast schon bemitleiden, wenn man die vielen Verrisse über die Neuvorstellung liest. Wir verzichten hier mal auf einen Link. Lest einfach im Nachrichtenportal eures Vertrauens nach. Wir haben tatsächlich einen Artikel gefunden, der sich differenzierte Gedanken macht, warum diese Uhr eigentlich keine Uhr ist und sie genau das richtige Produkt zum richtigen Zeitpunkt darstellt.

Ach ja. Auch das neue Apple-Laptop ist natürlich ein einziger Reinfall. Da passt ja nur ein Stecker rein. Und der ist auch noch neu. Wie soll das denn gehen? Und außerdem gibt es einen Flachrechner aus Korea oder so, der noch eine Spur flacher ist. Hah!

Stellen wir uns für einen Moment vor, ein tapferer deutscher Ingenieur hätte so eine Uhr bei einem deutschen Computer-Hersteller vorgeschlagen. Oder die Idee vorgebracht, dass an den neuen Rechner nur ein Stecker passt. Ach ja. Es gibt ja keine Computer aus Deutschland. Die Asiaten machen das ja sowieso billiger. Aber mal angenommen. Der arme Mann wäre wahrscheinlich achtkantig rausgeflogen.

 

Auch auf die Gefahr hin, dass wir in den Kommentaren als naive, blinde und unterkomplexe Apple-Fanboys beschimpft werden: Es ist natürlich alles ganz anders. Denn nur wer die Dinge wirklich neu denkt, kann auch neue Standards setzen. Nur wer in der Lage ist, sich über Einwände, die ja zum Teil durchaus berechtigt sind und auf der Hand liegen, hinwegsetzt, kann originäre Produkte herstellen. Das wissen auch schlaue Menschen in der Startupszene. Apple hat einen Computer für das Handgelenk produziert, der wahrscheinlich den ersten ernsthaften Schritt in das Zeitalter des Internets der Dinge darstellt. Wir sind jedenfalls gespannt, was mit der Apple Watch passiert – und setzen an dieser Stelle aus einer leichten Wochenendlaune heraus einfach mal auf lockeren Sieg für Cupertino. Die ersten vier Kommentatoren, die unter diesem Artikel dagegenhalten, sind zum Lunch eingeladen, wenn Apple damit scheitert. Mit Pikkolo. Prösterchen.

Auch die Taxi-Alternative Uber muss viel Kritik einstecken. Der Chef soll ja ein richtiger Unsympath sein, seine Firma kommt in Deutschland auch nicht so richtig gut an. Wo bleibt denn da die mehrbändige Arbeitsverordnung für den öffentlichen Personentransport? Die wäre ja dann – überflüssig. So geht das natürlich nicht. Wir lieben unsere Verwaltungsvorschriften und wollen nicht in unaufgeräumten Karren von unfreundlichen Ortsunkundigen herumkutschiert werden, die einen beschimpfen, wenn man per Kreditkarte bezahlen will. Moment mal. Nein, ich meinte jetzt eigentlich Uber – und nicht die Taxifahrer. Uber scheint jedenfalls ziemlich verzweifelt von der Gegenwehr in Deutschland zu sein und bietet in Berlin gerade fünf Gratis-Fahrten für Touren unter 20 Euro an. Noch bis Sonntag, zehn Uhr. Kein schlechter Gedanke. Denn was lieben die Deutschen noch mehr als Ordnung und Sicherheit? Richtig. Schnäppchen!

Eindrucksvolle Bilder erreichen uns aus München. Auf einem Podium wurde mal wieder über die Zukunft der Medien gesprochen. Immerhin saßen dabei Giovanni di Lorenzo, Chefredakteur der Zeit, und Ulrich Wilhelm, Intendat des BR, auf der Bühne. Christian Jakubetz, Journalist, Berater und Dozent, berichtet in seinem Blog, dass der Graben zwischen analoger und digitaler Medienwelt eher noch breiter wird. „Mein Blick auf meinen Kalender bestätigte mir dann übrigens, dass ich mich tatsächlich auf einem Podium im Jahr 2015 befand“, so sein nicht gerade euphorisches Fazit. Es hätte vielleicht auch gereicht, einfach das Foto von di Lorenzo wirken zu lassen. Ohne Worte. Besser kann man die Diskussion wahrscheinlich nicht zusammenfassen. Unbeschnitten. Ohne Photoshop. Danke, lieber Christian Jakubetz.

Zeit-Chefredakteur Giovanni di Lorenzo ist begeistert von den neuen Möglichkeiten für den Journalismus im Netz.

Und dann war da noch die bewegende Geschichte des YouNow-Gründers Adi Sideman. Um seine Livestream-Plattform ist in Deutschland eine ebenso aufgeregte wie einseitige Diskussion entflammt. YouNow sei eine gefährliche Plattform, die vor allem Pädophilen alle Möglichkeiten gebe, ihre perverse Neigung auszuleben, könnte man sie zusammenfassen. In unserem Gespräch mit Sideman stellt sich heraus, dass er sich schon als Student intensiv mit dem Thema Pädophilie auseinandergesetzt hat. Unter anderem in Form eines preisgekrönten Dokumentarfilms. Über die Gründe für sein Interesse an diesem Thema wollte Sideman nicht sprechen. Er sagte lediglich, dass die Motive dafür in seiner Kindheit lägen. Wir sind uns nach dem intensiven Interview jedenfalls sicher, dass er alles tun wird, um YouNow zu einem möglichst sicheren Ort für Jugendliche zu machen. Wir hoffen, dass ihm auch viele Eltern dabei helfen.

Wir bei Gründerszene klappen jetzt unsere ziemlich dicken Laptops zu, werfen einen letzten Blick auf unsere Armbanduhren, die ja schon bald von Minirechnern abgelöst werden, und klinken uns in das Original-Superchill-Wochenende ein. Um den Übergang etwas fließender zu gestalten, hier wie immer ein paar Musiktipps, die sich gewaschen haben.

Die legendäre Hamburger Band Saal 2 ist wieder da. Jens Kraft kann es nicht lassen und klingt immer noch zeitlos. 

Wir freuen uns auf das neue Album von Sufjan Steven, das am 27. März erscheinen soll, und hören bis dahin das hier:

The Monochrome Set waren immer unterbewertet und ein Geheimtipp. Das wird sich wahrscheinlich auch mit ihrer neue Platte nicht ändern.

 

Foto: Monochrome Set / Tapete Records / Screenshot / Youtube  und Christian Jakubetz