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Die Thiocyn-Geschäftsführerin Anja Fenske-Bengisch und Gründer Martin Ferfers

Viele Männer trifft es mit 40, manche mit 30 und ein paar wenige sogar schon mit 20: erblich bedingter Haarausfall, der sich anfangs noch als Geheimratsecken tarnt, bis sich am Hinterkopf die ersten kahlen Stellen ausbreiten. Den Betroffenen bleibt dann in der Regel nur, sich von ihrem vollen Haarschopf zu verabschieden. Vier von fünf Männern sind von Haarverlust betroffen. Ein Milliardenmarkt.

Klar ist: Gäbe es ein Produkt, das den Haarausfall tatsächlich stoppen könnte, würde es sicher viele Käufer finden. Davon sind auch einige bekannte Investoren überzeugt, die nun 1,25 Millionen Euro in ein Frankfurter Startup stecken. Thiocyn heißt es, es bietet ein Serum zum Auftragen auf den Kopf an. Dadurch soll laut Hersteller der Haarschopf deutlich dichter werden, neue Haare sogar auf kahlen Stellen wieder sprießen können.

Unter den Geldgebern sind Szene-Köpfe der Saarbrücker 21, einer Gruppe von Business Angels aus dem Rocket-Umfeld: Philipp Kreibohm, David Khalil, Robert Maier und Lukas Brosseder, dazu das Vimeda-Gründerteam Tobias Teuber, Markus Teuber und Hans-Gert Stuke sowie der CEO von Grünspar, Sebastian Kotzwander.

Gegründet wurde das Startup im Dezember 2015 unter anderem von Martin Ferfers, der zuvor bereits Grünspar gestartet hat, den Gründern der Business-Beratung Supersieben, Andreas Geerkens, Charles Greene und Thomas Walter, und dem Forschungslabor SanderStrothmann. Entwickelt wurde das Produkt ursprünglich von einem Universitätsprofessor aus Greifswald, Axel Kramer.

Die Geschäftsführung des Startups übernahm Anja Fenske-Bengisch, die zuvor unter anderem bei L’Oréal, GlaxoSmithKline und Procter & Gamble im Marketing und Vertrieb tätig war. Heute arbeitet sie mit einem zehnköpfigen Team in Frankfurt.

„Thiocyn ist ein natürlicher Bestandteil des Körpers“, wirbt sie. Deshalb werde er auch gut vertragen. Wirkstoffe von Konkurrenzprodukten hätten teilweise viele Nebenwirkungen, so die Geschäftsführerin.

Derzeit verkauft das Unternehmen sein Serum online über seine Webseite, der Vertrieb über Apotheken soll dazukommen: „So erreichen wir auch eine ältere Zielgruppe, die nicht so online-affin ist.“ Eine Zielgruppe, die für ein Haarwuchsmittel besonders interessant ist. 

25 Euro kostet die 150-Milliliter-Flasche. Im Schnitt halte sie vier bis acht Wochen, so Fenske-Bengisch. Kunden bräuchten mindestens drei davon, um eine Wirkung zu sehen. Doch nicht bei jedem schlägt es so schnell an: „Wenn man seit Jahren inaktive Haarwurzeln hatte, kann es mitunter länger dauern“, so die CEO. Und falls die Haarwurzeln abgestorben seien, helfe nur noch eines: eine Haartransplantation. 

Wie hoch die bisherigen Umsätze sind, will Gründer Ferfers nicht verraten. Nur so viel sagt er: Schon wenige Monate nach dem Launch des Haarserums im Oktober 2016 sei das Startup profitabel gewesen. Eine Seed-Runde folgte im Februar 2016, damals sammelte die Firma 500.000 Euro ein, das Geld kam von einigen Business Angels und einem Mittelständler. In der neuen Runde kommen nun die Berliner Szene-Geldgeber hinzu.

Doch warum interessieren sich Investoren, die ansonsten vor allem digitale Unternehmen fördern, für ein analoges Produkt?

Tobias Teuber, einer der Geldgeber, nennt gegenüber Gründerszene eine Reihe von Gründen: Das Thema werde von den aktuellen Playern online nicht gut bespielt. Dort sehe er ein riesiges Potenzial. Außerdem sei es über das Web leicht international zu skalieren. Die Zielgruppe sei breit. Außerdem gebe es Markteintrittsbarrieren für Konkurrenten – Thiocyn habe Patentschutz und einen Forschungsvorsprung. Etwas will Teuber aber klarstellen: „Dass die Investoren nur auf Grund von Eigenbedarf investiert haben, weisen wir ob des weitgehend vollen Haupthaares entschieden zurück.“ 

Bild: Thiocyn