Tinder findet sein Match

Bis jetzt war das persönliche Verschicken von Bildern bei Dating-App Tinder tabu. Das könnte sich ändern: Das US-Startup hat sich die mobile Messaging-App Tappy geschnappt. Die ermöglicht das schnelle Verschicken von Nachrichten – mit einem Fokus auf Fotos, so ähnlich wie Snapchat. Jeder Chat muss mit einem Bild beginnen, die dann aber nach 24 Stunden wieder verschwinden. Den Angaben zufolge wird Tappy, wie man es jetzt kennt, wahrscheinlich aufgelöst und vollständig in Tinder integriert.

Für die populäre Dating-App Tinder, Spross des Internetriesen InterActiveCorp, ist es die erste Übernahme. Das in 2012 gegründete Unternehmen kaufe den in Los Angeles sitzenden Tappy-Entwickler Chill aus Wachstumsgründen, wie der Tinder-CEO und Mitgründer Sean Rad gegenüber TechCrunch erzählt. Tinder wachse wie verrückt und es sei einfacher Chill, dessen Unternehmensstrategie der von Tinder ähnele, zu übernehmen. Genügend talentierte Leute zu rekrutieren, um die für 2015 geplanten Wachstumsziele einhalten zu können, sei zeitintensiver. Obwohl Tinder mit seiner Moments-Funktion ein sehr ähnliches Produkt zur Verfügung hat, erklärt Rad, dass Tappy ein paar Features hat, die gut zur Flirt-App passen würden.

Tinders User loggen sich über ihre Facebook-Profile ein und können andere Nutzer an ihren Fotos – mit sogenannten „Swipes“ – beurteilen. Nach links wischen bedeutet man ist nicht interessiert. Nach rechts: man würde sich gerne kennenlernen. Hat es bei dem anderen Suchenden auch gefunkt, kann man chatten oder sich verabreden. Man hat nur eine Chance, denn ein einmal abgelehntes Bild zeigt sich nie wieder.

Die Tinder-Gründer Rad und Justin Mateen haben für dieses oberflächliche Aussortieren von möglichen Herzenskandidaten schon einiges an Kritik einstecken müssen. „Tinder ist nur eine Abbildung davon, wie wir Menschen in der realen Welt miteinander kommunizieren“, rechtfertigt Mateen seine App in einem Gründerszene-Interview. „Wenn man beispielsweise in einem Café eine Person sieht, achtet man zunächst auch nur auf das Aussehen.“ Für beide ist die App auch keine reine Dating-Applikation. Eher eine „soziale Entdeckerplattform“.

Täglich wird in der App des US-Startups nach eigenen Angaben bis zu 1.2 Milliarden „Swipes“ und 12 Millionen Verkuppelungen registriert. Doch auch der Riese unter den Dating-Apps hat einmal klein angefangen. Tinders erstes Pitch-Deck zeigt die bemerkenswert einfachen Anfänge der App, die damals unter dem Namen „Match Box“ seine User für den Dating-Spaß bezahlen lassen wollte. Mittlerweile ist Tinder kostenlos – und eine halbe Milliarde Dollar wert.

Bild: Tinder / Screenshot