Matthias Bürger
Matthias Bürger Matthias Bürger, einer der Gründer von Tinkerbots

Bauklötze sind eines der beliebtesten Spielzeuge für Kinder. Allerdings war das Matthias Bürger, dem Gründer von Tinkerbots, zu wenig: Mit einem Robotik-Baukasten will er Kinder zu Roboter-Entwicklern machen – nach dem Lego-Steck-Prinzip. Wer will, kann die eigenen Spielzeug-Roboter auch gleich noch programmieren und mit dem Smartphone steuern.

Bürger ist Geschäftsführer der Kinematics GmbH, die er 2014 mit Christian Guder und Leo Oschütz in Leipzig gründete. Die Robotik-Baukästen, die das Unternehmen mit Sitz in Bernau bei Berlin vertreibt, kosten zwischen 170 und 470 Euro. Eine Crowdfunding-Kampagne auf Indiegogo brachte dem Hardware-Startup vor zwei Jahren 300.000 Euro ein. Vor Kurzem gab es außerdem ein insgesamt siebenstelliges Mediabudget von SevenVentures. Der Gründer im Interview über die Roboter für das Kinderzimmer.

Matthias, Du hast einen High-Tech-Spielzeug-Baukasten auf den Markt gebracht. Was können Kinder damit machen?

Sie können ihre eigenen Roboter bauen – Tiere, Autos, Monster und Maschinen, die auf ihr Kommando hören. Die Kästen bestehen aus einzelnen Modulen mit integrierter Strom- und Datenübertragung. Ein Modul ist für die Steuerung zuständig, andere setzen Bewegungen um, etwa Drehen oder Greifen. Mit kleinen Plastik-Bausteinen kann man die Roboter umbauen und ihnen so eine individuelle Form geben.

Herzstück Deiner Erfindung ist das sogenannte Powerbrain, das als Steuerungsmodul fungiert. Wie lässt es sich bedienen?

Da gibt es verschiedene Möglichkeiten. Die Bewegungsmodule haben vorprogrammierte Bewegungsabläufe eingespeichert. Vor allem kleine Kinder müssen dann nur auf den Play-Knopf des Powerbrains drücken – schon bewegen sich die Teile wie voreingestellt. Außerdem kann man Bewegungen aufnehmen, die sich unsere Module merken und sie anschließend automatisch ausführen. Dann lässt sich ein fertiger Roboter auch per App fernsteuern. Durch Sensor-Module können Roboter Hindernissen ausweichen und auf Licht reagieren.

Kinder sollen die Maschinen selbst programmieren können. Wie soll das funktionieren?

Unsere Technologie ist mit einer Open-Source-Plattform zur Programmierung von Soft- und Hardware kompatibel. Sie kann bereits genutzt werden, allerdings arbeiten wir gerade an einer besseren Dokumentation: Wie man das Steuerungsmodul an den Computer anschließt, was man sich dafür herunterladen muss – bis hin zur eigentlichen Programmierung.

Über einen Adapter passen auch klassische Lego-Steine auf Eure Module. Besteht eine Kooperation zwischen Euch  und dem dänischen Unternehmen?

Aktuell besteht keine Kooperation mit Lego. Andere Firmen wie Mega Bloks nutzen die Steckverbindung ebenfalls. Rechtlich sind wir da also auf der sicheren Seite.

Auch Lego verkauft Robotik-Baukästen, mit denen Kinder Programmieren lernen können. Was grenzt Euer Produkt davon ab?

Wir richten uns an eine Zielgruppe ab fünf bis sechs Jahren. Deshalb ist unser System so einfach wie möglich gehalten. Man muss nicht programmieren, wenn man nicht möchte, kann es aber tun. Deswegen funktioniert unsere Technologie auch kabellos, im Prinzip kann man also nichts falsch zusammenbauen – auch, weil es für jede Bewegungsart ein eigenes Modul gibt, und nicht, wie bei vielen Anbietern, nur einen Motor.

Wo werden die Tinkerbots-Teile hergestellt?

Aktuell komplett in Deutschland. Die Plastikteile kommen von einem Unternehmen aus Thüringen, die Platinen werden in Berlin bestückt. Hier in Bernau setzen wir die Module und Pakete zusammen, verpacken und verschicken sie. Aber wir wollen weiter skalieren. Deshalb sprechen wir gerade mit externen Fertigungsbetrieben in Fernost und Osteuropa.

Die Baukästen sind zum Teil sehr teuer. Wer soll sich das leisten?

Ich finde nicht, dass sie teuer sind – jedenfalls nicht für einen vollwertigen Roboter. Trotzdem arbeiten wir gerade an einem Einsteiger-Baukasten für unter 100 Euro. Zusätzlich werden wir noch Ergänzungssets ab 19 Euro anbieten.

Bild: Tinkerbots