Ein Beitrag von Joschka Friedag, CEO und Gründer von Cringle.

Das Gespräch mit einem Bankvorstand öffnete mir damals die Augen. Noch vor unser Gründung saß ich mit dem Banker von einer Volksbank zusammen und erklärte ihm die Idee von Cringle, einer App mit der sich Geld per Smartphone an Freunde verschicken lässt. Durch eine sofortige Überweisung etwa im Restaurant würde sich das Zahlungsverhalten stark verändern, sagte ich ihm. Er erwiderte: „Das funktioniert doch heute schon.“

Er müsse nur seine Banking-App öffnen, sich mit der PIN einloggen, die Kontoverbindung des Empfängers eingeben, einen Verwendungszweck beschreiben, den TAN abrufen, seine Chip-Karte in einen extra TAN-Generator einlegen und diesen Code im Smartphone eintragen. Dass wirklich niemand so einen umständlichen Vorgang im Restaurant tätigen würde, verstand er nicht.

Doch dieser Vorfall hat uns letztendlich nicht von einer Kooperation mit einer Bank abgehalten. Wie viele Startups haben wir die Vorteile einer Zusammenarbeit erkannt, während sich andere Fintechs mit einer plumpen Anti-Banken-Rhetorik immer noch an der alten Konkurrenz abarbeiten. Aus unserer Sicht ist der längst überfällige Umbruch innerhalb des angestaubten Bankwesens nur durch Kooperationen möglich. Denn: Startups bringen das nötige technische Wissen, Schnelligkeit und zeitgemäße Produkte. Die Banken bieten eine vertrauenswürdige Marke, Branchenwissen, Millionen von Kunden und die nötigen finanziellen Mittel. Mit Cringle waren wir eines der ersten Fintechs, das mit einer Bank zusammengearbeitet hat.

Bei der Zusammenarbeit zwischen Fintech-Startup und Bank sollten die jungen Unternehmen die folgenden Tipps beachten:

1. Sicherheit mitdenken

Banken legen ihren Fokus auf Sicherheit. Vertrauen ist das wichtigste Asset etablierter Banken. Bevor eine Kooperation zustande kommt, unterliegt das eigene Produkt meistens einer umfassenden rechtlichen und technischen Überprüfung. Daher sollten bei der Entwicklung hohe Sicherheitsstandards eingehalten werden.

Ein guter Anhaltspunkt sind die Empfehlungen des sogenannten Open Web Application Security Project, einer Organisation die Sicherheitsstandards definiert. Falls technische Dienstleistungen wie beispielsweise das Hosting ausgelagert sind, sollten diese ebenfalls hohe Standards vorweisen können. Hierfür eignen sich Unternehmen, die bereits Banken in ihrem Kundenportfolio haben.

2. Datenschutz – das deutsche Alleinstellungsmerkmal

In kaum einem anderen Land herrscht eine so große Verschwiegenheit zum Thema Geld wie in Deutschland. Und daran halten sich die Banken. Das Bankgeheimnis besteht aus der Pflicht jeder einzelnen Bank zur Verschwiegenheit über kundenbezogene Daten und daran müssen sich auch die kooperierenden Startups halten. Daher sollten Startups bei Kooperationsgesprächen auf folgenden Fragen gut vorbereitet sein:

  • Wie werden Daten gespeichert?
  • Wie werden Daten geschützt
  • Wer hat welche Zugriffsrechte?
  • Welche Normen und Standards werden eingehalten?

Bei Auslagerung von Daten an Dritte ist ein Vertrag zur sogenannten Auftragsdatenverarbeitung zwingend notwendig. Dieser Vertrag legt genau fest, welche Daten ausgetauscht und wozu sie verwendet werden. Mehr Infos gibt es unter diesem Link.

3. Aufsichtsrecht – die BaFin bestimmt die Rahmenbedingungen

Trotz des Wunsches nach Innovationen – an der Aufsichtsbehörde kommt kein Startup vorbei. So manche erfolgsversprechende Idee konnte nie umgesetzt werden, weil das Aufsichtsrecht missachtet wurde. Für ein Fintech zählen die gleichen regulatorischen Anforderungen wie für eine Großbank.

Gründer müssen daher das Aufsichtsrecht kennen und verstehen. Kreditwesengesetz, Geldwäschegesetz und Zahlungsdiensteaufsichtsgesetz stellen dabei nur einen kleinen Teil von Vorschriften und Pflichten dar. Eine Investition in eine gute Anwaltskanzlei ist zwar notwendig, reicht aber nicht. Das Wissen in diesem Gebiet gehört zur Branche dazu und sollte bei den Gründern unter keinen Umständen fehlen. Auf der Website der BaFin finden sich die Gesetztexte. Und das European Payment Council bieten ebenfalls gute Infos.

Allein im vergangenen Jahr gab es einige regulatorische Änderungen, die eine stetige Anpassung des Produktes erforderlich machen: reformierte Zahlungsrichtlinien, Mindestanforderungen an die Sicherheit von Internetzahlungen (MaSI). Diese Anforderung besagt, dass beim Payment eine besonders „starke Kundenauthentifizierung“ erforderlich ist.

Tipp: Das Bafin-Journal klärt über aktuelle Entwicklungen auf – und ist hier zu finden.

4. Unternehmenskultur – mehr als Anzug versus Kapuzenpulli

Banken sind große Konzerne mit internen Machtkämpfen, langen Auftragsvergaben und komplizierten Vorstandsbeschlüssen. Aus diesem Grund dauert es, bevor Entscheidungen getroffen werden können. Auch muss man bedenken, dass die IT einer Bank komplex ist und vielfach verändert wurde. Meistens haben Banken nur drei bis vier Release-Zyklen pro Jahr, an welche man seine eigene Planung anpassen muss. Da ist manchmal Geduld gefragt.

Für einen Gründer ist es schwer nachzuvollziehen, warum die Bank nicht innerhalb einer Woche das Meeting ansetzt oder warum eine „längst entschiedene Sache“ noch einmal von drei Abteilungen unterzeichnet werden muss. Entscheidungen werden nicht von einzelnen Personen getragen.

Tipp: Identifiziere und überzeuge die richtigen Stakeholder über alle Fachbereiche hinweg. Diese lassen sich nur durch Erfahrung und intensives Networking finden. Eine Geheimrezept gibt es dafür leider nicht. Trotzdem: So groß die Herausforderungen einer Kooperation auch sind – die Vorteile sind zu groß, um sie zu ignorieren.

Bild: Getty Images/Dennis Fischer Photography