Die Treefin-Gründer: Andreas Gensch (links) und Reinhard Tahedl

Mit 17 Jahren machte Andreas Gensch eine Banklehre – um etwas „Gescheites zu lernen“. Im Anschluss war er unter anderem ein paar Jahre als Berater tätig. Aber das Interesse für Finanzen und auch der Plan, etwas Eigenes zu gründen, ließen ihn nicht los. Als er den jetzigen Mitgründer Reinhard Tahedl kennenlernte, der bereits erfolgreich ein Unternehmen ins Leben gerufen hatte, gingen die beiden das Projekt an: Im Dezember 2014 gründeten Gensch und Tahedl die Treefin AG.

Ihr Fintech-Unternehmen will ein digitaler Finanzassistent sein: Auf der Plattform erhalten Nutzer einen Überblick über all ihre Finanzen und Daten: Konten, Depots und Versicherungen. Ab September soll die Lösung für Web und Mobile verfügbar sein. Gründerszene sprach mit Andreas Gensch über sein Fintech-Startup.

Andreas, wie kam es zur Gründung?

Die Unzufriedenheit mit der derzeitigen Situation hat uns dazu getrieben: Dass man also vor seinen Excel-Tabellen sitzen und sich seine Finanzen und Versicherungen selbst zusammenbauen muss. In der Vergangenheit haben sich die Banken und Versicherungen ja einfach immer nur mit sich selbst beschäftigt und nicht mit dem Kunden – und eine Innovationswelle ist bekanntlich gerade im Gange.

Worum geht es bei Treefin?

Treefin vereint Konten, Kapitalanlagen und Versicherungen in einer plattformübergreifenden App. Du erhältst also mit einem Login den Überblick über all deine Finanzprodukte. Neben unserem Anspruch, Transparenz zu schaffen, zeigen wir in einem zweiten Schritt Spar- und Optimierungspotenziale auf, zum Beispiel wenn du unterversichert bist oder zu hohe Depotrisiken hast. Und in einem dritten Schritt leiten wir dich weiter, an einen unabhängigen Berater deiner Wahl oder an ein Vergleichsportal. Aber wir verkaufen dem Kunden keine Produkte, wir gehen also selbst nie in die Vertriebskette rein, sind also kein Makler.

Wie verdient ihr dann Geld?

Über ein Leadmodell. Wir verdienen also pro Klick, wenn wir unsere Nutzer weiterleiten. Darüber hinaus denken wir über eine Premium-Version nach, über die wir monetarisieren können.

Und wie seid ihr bisher finanziert?

Die Fundsaccess AG ist unser Ankerinvestor – das ist der von meinem Mitgründer Reinhard Tahedl gegründete IT-Dienstleister für Finanzinstitute. Durch Fundsaccess wurden diverse Vorprojekte durchgeführt sowie Teile des Gründungs-Investments gestemmt. Im ersten Quartal 2015 konnten wir außerdem eine Seed-Runde im mittleren sechsstelligen Bereich mit Investoren aus der Hochfinanz, IT-Beratung und Industrie abschließen.

Du hast ja bereits die Innovationswelle im Finanzvbereich angesprochen. Wie wollt ihr euch von Wettbewerbern abgrenzen?

Nach unserem Wissen gibt es aktuell keinen Marktteilnehmer, der diesen Dreiklang – Konten, Versicherungen, Kapitalanlagen – abbildet. Zwar gibt es schon klassische Banking-Apps am Markt, aber die machen eben auch nur Banking. Erste digitale Versicherungsmakler schießen aus dem Boden, fraglich ist jedoch, ob Kunden – nur weil sie einen Überblick über ihre Versicherungen haben wollen – gleich den bewährten Ansprechpartner in Versicherungsfragen wechseln würden. Wir wollen mit unserem Plattform-Ansatz noch weiter gehen und eine ganzheitliche Lösung, die den digital-affinen Kunden mit einem Vergleichsportal oder mit der Beratungskompetenz der Finanzberater verbindet, schaffen.

Und wie akquiriert ihr die Berater?

Da über 25 Prozent aller Finanzberater Zugriff zu der Beratungstechnologie von Fundsaccess haben, fällt es uns relativ leicht, den Zugang zu den Beratern über die Pools zu finden. Zu Beginn werden wir dieses Netzwerk nutzen, um den Kunden eine möglichst große Anzahl an Beratern quer über die Republik zur Verfügung zu stellen.

Könnt ihr euch vorstellen, euren Plattform-Ansatz entsprechend noch zu erweitern und weitere Dienste zu integrieren – also auch mit anderen Fintechs zusammenzuarbeiten, die solche Financial Services entwickeln und anbieten?

Ja, die Vision besteht ja gerade in der Vernetzung, da wird es erst richtig interessant und da wollen wir hin: zu einer intelligenten Lösung, die unabhängig ist. Es gibt noch unzählige Ideen, wie man die Plattform erweitern kann und wir sind technologisch dazu auch in der Lage – aber wir fokussieren uns jetzt natürlich erst einmal auf unseren Launch.

Wie wollt ihr Vertrauen schaffen und die Sicherheit der Daten gewährleisten?

Zum einen hosten wir die Daten bei einem deutschen Hochsicherheitszentrum, dadurch ist die Sicherheit der Daten über außerordentlich hohe Standards geschützt. Wir verschlüsseln alle Daten und haben eine klassische Zweifaktor-Authentifizierung. Außerdem wollen wir über unsere Außenwirkung Vertrauen schaffen. Wir haben die AG als Rechtsform gewählt und damit eben auch maximale Dokumentationspflichten. Darüber hinaus kommunizieren wir vollumfänglich transparent, wie unser Geschäftsmodell aussieht.

Welche Zielgruppe wollt ihr adressieren?

Vom Alter her würde ich das relativ offen lassen wollen. Wir richten uns grundsätzlich an die digital Souveränen, die an Effizienz orientiert sind.

Danke für das Gespräch.

Bild: Treefin