Leuchturmfinanzierungen

Was ist 2013 passiert

Für die vielen, kleinen Startups, die sich abschuften und mühen, weil sie mal eben 20.000 Euro Funding brauchen, leben die Samwer-Brüder in einem Dagobert Duck’schem Geldspeicher. Es war im Juli 2013, als bekannt wurde, dass die Samwers in nur 15 Monaten rund eine Milliarde Euro eingesammelt hatten. Rund 650 Millionen Euro davon für ihre Portfolio-Unternehmen, rund 450 Millionen für den Berliner Inkubator Rocket Internet selbst. Mag sein, dass es daran liegt, das kaum noch einer mit der Augenbraue zuckt, wenn wieder mal ein Investment in ein Samwer-„Startup“ bekannt wird. Eine Meldung wie die folgende verpufft fast ungehört im großen Startup-Kosmos, obwohl es um eine Wahnsinnssumme geht: Eine Viertelmilliarde US-Dollar gab es Anfang Dezember für die südostasiatische Amazon-Kopie Lazada.

Umso mehr wird aufgejubelt in der Szene, wenn auch nebendran mal Venture Capital fließt. 35 Millionen Dollar für Researchgate, 30 Millionen Dollar für Delivery Hero, 19 Millionen für 6Wunderkinder, 38 Millionen für NumberFour, 15 Millionen für die iLiga-Macher von Motain. Zunehmend kommt das Geld von internationalen Investoren, Deutschland ist plötzlich interessant. Oder anders: Einige Firmen aus Deutschland sind plötzlich interessant.

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Denn tatsächlich mühen sich die meisten anderen Startups ab, wenn es um Finanzierungen geht. Das klassische Inkubatoren-Geschäft ist den Bach runtergegangen, stattdessen gibt es zahlreiche Accelerator-Programme, bei denen Gründer zwar etwas lernen können, aber höchstens mal 25.000 Euro bekommen – und dafür im Zweifel auch noch Anteile abgeben müssen. Auch bei Business Angels müssen junge Startups oft zu viele Anteile abgeben – oder machen es aus Unerfahrenheit heraus. Was später wiederum zur Schelte von Risikokapitalgebern führt. So wie bei Neil Rimer von Index Ventures, der deutschen Gründern 2013 deswegen gehörig die Leviten las.

So geht es 2014 weiter

Die Schere wird weiter auseinander gehen. Einerseits wird es die großen Finanzierungen geben, vielleicht sogar einige Börsengänge, vor allem wenn sich die Befürworter eines eigenen Tech-Segments für Startups an der Deutschen Börse durchsetzen sollten. Andererseits wird viel Klein-Klein die Szene bestimmen. Wobei letzteres nicht das Schlechteste sein muss, solange die eigene Idee auch zu einem vernünftigen Business wird und die Erwartungen nicht zu hoch sind. Nicht immer geht es allein um schnelles Wachstum und den Exit.

Niemand wird zum Beispiel aus einem Kinderbuch-Abo ein Multi-Million-Dollar-Business bauen, aber vielleicht ein funktionierendes Geschäft, mit dem eine kleine Truppe finanziert werden kann. Die große Chance ist weiterhin mit einem guten Geschäftsmodell langfristig ein kleines, mittelständisches Unternehmen aufzubauen, das den Dagobert Duck’schen Geldspeicher gar nicht braucht.  So wie es die Gründer von Sociomantic vorgemacht haben, die ohne Finanzierung mit ihrem B-to-B-Modell vom Hidden Champion zu einem der neuen Stars in der deutschen Startup-Szene geworden sind.

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