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Locomore musste im Mai Insolvenz anmelden

Das Startup Locomore wollte die Deutsche Bahn mit alternativen Angeboten wie Themenabteilen und Bio-Essen herausfordern. Doch der Erfolg blieb aus. Da der Zug unter der Woche nicht ausreichend ausgelastet war, musste der Bahnbetreiber schon im Mai überraschend Insolvenz anmelden

Nun soll ein tschechisches Familienunternehmens Interesse an dem Berliner Unternehmen angemeldet haben, berichtet das Handelsblatt. „Wir haben ein Angebot abgegeben“, so Peter Köhler, Chef des Bahnbetreibers Leo Express. An den Mitarbeitern und Lieferanten wolle auch der neue Besitzer festhalten, heißt es in dem Bericht. Das 2009 gegründete Unternehmen Leo Express wird Forbes zufolge auf einen Unternehmenswert von 167 Millionen Euro geschätzt. Eigenen Angaben nach hat Leo Express im vergangenen Jahr zwischen Prag und Ostrava 1,5 Millionen Fahrgäste befördert.

Die Umsätze von Leo Express lagen 2014 bei rund 6,7 Millionen Euro, 2016 bei 13,5 Millionen Euro, so Köhler gegenüber dem Handelsblatt. Unterm Strich will das Unternehmen einen Gewinn (Ebitda) von einer Million Euro gemacht haben. Neben den Bahnverbindungen, die mit neuen Zügen aufgestockt werden sollen, verkauft das Unternehmen auch Tickets für Fernbusse. Die Linien nach Deutschland werden beispielsweise von Flixbus ausgeführt.

Mit Locomore würde das tschechische Unternehmen Zugang zum deutschen Fernverkehrsmarkt bekommen. Kurz vor der Insolvenz verriet Locomore-Gründer Derek Ladewig NGIN Mobility, dass eine weitere Strecke zwischen Berlin und Köln geplant sei.

Neben Leo Express sollen auch andere Interessenten Angebote für das insolvente Startup abgegeben haben. Wann diesbezüglich eine Entscheidung fällt, sei aber noch ungewiss, heißt es von Locomore-Insolvenzverwalter Rolf Rattunde. Die Verbindungen zwischen Berlin und Stuttgart fielen noch bis Ende Mai aus, so das Unternehmen. Neue Tickets können online vorerst nicht mehr bestellt werden. Ob alle bereits gebuchten Fahrten im Juni stattfinden werden, ist bisher nicht bekannt gegeben worden.

Wir haben Locomore-Gründer Derek Ladewig im April während einer Fahrt begleitet und uns den Zug zeigen lassen:


Bild: Gründerszene