Twitter will auch zu einer Multimedia-Plattform werden.

Twitter steigt mit 70 Millionen Dollar bei SoundCloud ein. Na, da haben sich ja zwei schwierige Patienten gefunden.

Der Kurznachrichtendienst Twitter ist in den vergangenen Monaten nicht gerade vom Erfolg verwöhnt worden. In Deutschland ist Twitter nie so richtig im Mainstream angekommen. An der Kompliziertheit der Plattform kann es eigentlich nicht liegen. Snapchat, das gerade bei jungen Leuten durchstartet, wirkt auf den ersten Blick viel rätselhafter. Instagram hat sich zu einer wichtigen Plattform für die Werbewirtschaft entwickelt. Ein Geschäftsmodell ist bei Twitter nach all den Jahren immer noch nicht erkennbar, das Nutzerwachstum hat sich verlangsamt und versprochene Verbesserungen lassen auf sich warten.

Die Musikstreaming-Plattform SoundCloud kämpft seit Monaten mit dem Urheberrecht, musste sogar Accounts von populären DJs löschen. Dabei ist der Dienst gerade für seine DJ-Sets, Remixe und Mashups bekannt und beliebt. Seit dem Gründungsjahr 2007 ist es außerdem nicht gelungen, profitabel zu werden. Deshalb soll der Dienst Ende des Jahres zahlungspflichtig werden. Allerdings lehnen laut einer Umfrage 75 Prozent der Nutzer diese Pläne ab. Denn viele Musiker und DJs mögen gerade das Independent-Feeling von SoundCloud und die Möglichkeit, ihre Musik kostenfrei unter die Leute zu bringen. Eine Plattform für kommerzielle Musik ist SoundCloud nie gewesen.

Die Finanzspritze von Twitter in Höhe von 70 Millionen Dollar kann SoundCloud helfen, den geplanten Abo-Service SoundCloud Go auszurollen, der allerdings auch noch nicht so richtig überzeugen kann. Auf der anderen Seite könnte Twitter seine Nutzer mit einem Musikstreaming-Angebot länger auf der Plattform halten. Auch wenn es nicht so leicht vorstellbar ist, wie Musikstreaming auf Twitter integriert werden sollte. Experimente mit dem eigenen Musikdienst Twitter Music wurden jedenfalls im März 2014 wieder eingestellt.

Man wird das Gefühl nicht los, dass sich mit Twitter und SoundCloud zwei angeschlagene Partner gefunden haben, die sich gegenseitig nicht richtig weiterhelfen können, weil sie genug Probleme mit ihrem eigenen Kerngeschäft haben. Keine guten Aussichten für beide Firmen in den kommenden Monaten.

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