Beinahe hätte es ihn nicht mehr gegeben, den Beagle von Txtr. Bereits seit Gründung 2008 werkelte das Berliner Unternehmen rund um Christophe Maire an dem E-Book-Reader, bevor es seinen Fokus auf Software setzte und von den Medien für diesen mutigen Schritt gelobt wurde. Die selben Medien lobten dann allerdings auch die überraschende Nachricht, dass der Txtr Beagle nun doch erscheint. Und das zum Kampfpreis von unter zehn Euro. Gründerszene schaute sich das Berliner Gerät einmal an.

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txtr-beagle Txtr Beagle im Test

Txtr Beagle: Spartanisch aber preiswert

Txtr (www.txtr.com), der Hersteller des Beagle, wirbt vorallem mit dem bisher konkurrenzlosen Geräte-Preis. Knapp zehn Euro soll der laut eigenen Angaben kleinste E-Book-Reader der Welt kosten. Ob diese Preisvorstellung bis zum offiziellen Verkaufsdatum bestehen bleibt, ist natürlich offen. Zum Vergleich: Amazons günstigste Version des Kindle kostet mit 79 Euro momentan bereits das achtfache. Bei einem Blick in den Funktionsumfang des Beagle wird allerdings auch schnell klar, warum dies der Fall ist.

So bietet das Beagle-Display nicht wie das Kindle 6 sondern nur 5 Zoll, besitzt acht statt der 16 Graustufen des Kindles, löst aber gleichzeitig mit 800 mal 600 Pixeln genauso hoch auf. Als Formate werden sowohl PDF als auch ePub unterstützt. Um den Kampfpreis von knapp zehn Euro zu halten, verzichtet der Beagle sowohl auf viel Speicher (der Hersteller wirbt damit, dass auf dem Gerät fünf große Werke Platz finden), wie auf das Vorhandensein von etwa WLAN oder USB-Anschluss und spart an der Prozessorleistung (der Beagle selbst rendert die Bücher nicht in Bitmaps, das tut die App). Die Übertragung von E-Books ist momentan nur über eine Android-App und das langsamere Bluetooth möglich. Windows und iOS sollen in Zukunft folgen.

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txtr-beagle Notwendiges Design: Die leichte Wölbung am unteren Ende des Beagles ist keine ergonomische Entscheidung, sondern dem Batterienfach geschuldet.

Minimalismus pur: Der Beagle im Test

Mit dem Wissen des unschlagbar günstigen Preises im Hinterkopf, muss der Beagle bereits beim Auspacken mit anderen Augen betrachtet werden. Das Material wirkt zwar billig, sitzt aber überall recht fest und erfüllt seinen Zweck. Das Gerät ist angenehm leicht. Der Einsatz von Batterien und damit der Verzicht auf einen Akku ist ungewöhnlich. Da diese aber bis zu ein Jahr lang halten sollen, geht dieser Punkt auch aus ökologischer Sicht noch in Ordnung.

Mit gerade einmal drei Knöpfen auf der Vorderseite ist der Minimalismusgrad des E-Book-Readers sehr hoch. Insgesamt wirkt das Design des Txtr Beagle damit recht modern. Gerade aber dieser Minimalismus macht die Verwendung des Beagles nach Einschalten über den Power-Knopf auf der Rückseite fast zur Qual. Es kann zwischen Büchern hin und her gewechselt werden und in diesen zwischen den einzelnen Seiten vor und zurück gesprungen werden. Mehr Möglichkeiten bietet der Reader tatsächlich nicht.

5 Zoll wirken nicht zu klein

Trotz des niedrigen Preises wirkt das Bild auf dem matten Display sehr klar. Die Auflösung erscheint ausreichend und ist nicht von einem Kindle zu unterscheiden. Lediglich die Schrift wirkt teilweise nicht so fein wie bei Amazons Reader, ist aber dennoch gut bis sehr gut lesbar. Der Seitenaufbau geschieht relativ zügig. Insgesamt wirken die 5 Zoll nicht zu klein. Bücher lassen sich damit ohne Probleme und besonders im Gegensatz zum Betrachten auf den gängigen 4-Zoll-Smartphones gut lesen. Für die Hosentasche ist der Beagle allerdings etwas zu groß.

Die Verbindung von Smartphone zum Beagle klappt über einen leicht versteckten Eintrag in der separaten Txtr-App relativ einfach – wenn auch erst beim zweiten Versuch, was sicherlich der frühen Version sowohl von Gerät als auch App geschuldet ist. Das Aufspielen neuer Bücher über die Android-App funktioniert fast ohne Probleme. Insgesamt wirken lediglich die langsame Bluetooth-Verbindung und einige Software-Ungereimtheiten der aktuellen Version von Beagle und App störend.

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txtr-beagle Sowohl Bilder als auch Texte sehen für E-Ink-Verhältnisse durch acht mögliche Graustufen und eine Auflösung von 800 mal 600 Pixel ansprechend aus.

Fazit: Kaufen: Ja, aber …

Grundsätzlich kann bei einem Preis von zehn Euro nichts falsch gemacht werden. Wer in das Gerät nicht die selben Erwartungen wie etwa in ein Kindle von Amazon legt, wird auch nicht enttäuscht werden. Das Gerät sieht ansprechend aus, liegt besonders durch die Form und das geringe Gewicht angenehm in der Hand und die Qualität des Bildes ist nicht perfekt aber bei weitem ausreichend. Ein Kindle-Killer ist der Beagle nicht – will er wohl aber auch nicht sein. Menschen mit einem höheren Anspruch an Konnektivität und Einstellungsmöglichkeiten lassen allerdings lieber die Finger davon und greifen zu einem Konkurrenzprodukt.