Um die Beziehungen zu den amerikanischen Verlagen zu pflegen und die Dienste für US-Kunden zu verbessern, baut das in Berlin ansässige E-Reading-Unternehmen Txtr eine dauerhafte Präsenz in New York auf. Auch wenn das Startup einen Strategieschwenk ins B2B-Geschäft vollzogen hat, bleibt der E-Book-Markt weiterhin stark umkämpft.

Txtr: erste US-Verlage an Bord

Einen guten Monat nachdem das Unternehmen mehrere Partnerschaften mit größeren europäischen Verlagen abgeschlossen hat, kündigt Txtr (www.txtr.com) heute die ersten Abschlüsse mit wichtigen US-Verlagen an. So gewannen die Berliner als erste US-Partner die Verlagshäuser Hachette Book Group USA, John Wiley & Sons und Penguin Group USA für ihr international operierendes E-Book-Netzwerk. Entsprechende Verträge über den Verkauf und das Marketing von eBooks in verschiedenen Regionen der Vereinigten Staaten seien bereits unterzeichnet, hieß es von Txtr gegenüber Gründerszene.

Die Verkäufe werden über die eBook-Shops abgewickelt, die entweder unter dem Txtr-Markennamen operieren oder aber von dem Startup als White-Label-Lösung betrieben werden. Zur Leitung der anstehenden Aufgaben hat Txtr Dan Vidra als Vice President America verpflichtet, der zuletzt über zwölf Jahre als internationaler Verlags-Executive bei Simon & Schuster arbeitete. In Kürze sei die Eröffnung eines Büros in New York geplant.

Neufokussierung auf das B2B-Segment

Bemerkenswert an Txtr ist insbesondere dessen erfolgtes Umschwenken beim Geschäftsmodell. Zunächst hatte sich das Startup auf Hardware fokussiert: Ein eigener eBook-Reader sollte an den Markt gebracht werden, der in Verbindung mit einer Content-Plattform die Digitalisierung der Buchwelt hätte mit etablieren können.

Doch dann kamen Apples iPad und Amazons Kindle. Zwar wird das Konsumentengeschäft noch weiter betrieben und selbst die Reader-Pläne wurden noch nicht ganz aufgegeben, doch das Unternehmen aus Berlin hat seinen Fokus auf den B2B-Bereich umgeschwenkt: Unternehmen, die digitalen Content vertreiben wollen, können von Txtr sowohl eine umfangreiche eBook-Datenbank als auch die entsprechende Shopsoftware und -Abwicklung erwerben. Mit Asus@Vibe konnte im vergangenen Jahr schnell ein erster Use-Case präsentiert werden, weitere Hardware-Hersteller folgten.

E-Book-Geschäft hart umkämpft

Damit hat sich Txtr zwar erst einmal vom direkten Wettbewerb mit Amazon, Apple & Co. abgekoppelt und eine nahezu unbearbeitete Nische für sich gefunden. Allerdings bleibt der E-Book-Markt auf allen Ebenen weiterhin stark umkämpft. Und letztlich wird sich Txtr trotzdem gegen die Marktgrößen verteidigen müssen. Im US-Markt erwartet das Unternehmen zudem mit der renommierten Buchhandlung Barns & Noble ein weiterer Wettbewerber, der mit dem Reader Nook eine vollständige E-Book-Lösung anbietet.

Mit den nun erfolgten Abschlüsse hat sich Txtr im US-Markt zumindest auf den Radar gebracht. Nicht zuletzt dürfte der Schritt auch von den Anforderungen der Hardware-Partner getrieben sein, immerhin sind die USA einer der größten E-Book-Märkte der Welt. Aber auch die Ambitionen des Berliner Startups sind nicht gering: Hinter Amazon und Apple will man sich dauerhaft als „Nummer drei“ etablieren. In Europa sei man diesem Ziel schon recht nahe, kommentierte das Unternehmen gegenüber Gründerszene.

Gegründet wurde Txtr im Jahr 2008 unter anderem von Andreas Steinhauser und Frank Rieger. Bereits vor einem Jahr hatte der US-amerikanische Post-it-Konzern 3M für eine nicht genannte Summe ein Paket von 43 Prozent an dem Startup übernommen und ist seitdem größter Gesellschafter. Das zweitgrößte Paket hielt Stand Januar 2012 mit knapp einem Fünftel Christophe Maire, CEO und weiterer Mitbegründer des Jungunternehmens.