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taxiproteste london uber shareconomy Protestwelle: In London gehen Taxifahrer im Juni gegen Uber auf die Straße

Uber, Airbnb und die Shareconomy 2014

Im Startup-Kosmos ist die Sharing Economy (oder kurz: Shareconomy) kein neuer Trend. Tauschbörsen, Carsharing, Unterkunftsvermittlung – solche Modelle boomen seit Jahren. Und trotzdem ist die Shareconomy 2014 Gesprächsthema wie nie zuvor, erfolgreich wie selten – und umstrittener denn je.

Das Jahr steht zu Beginn noch im Zeichen der Debatte um die Unterkunftsplattform Airbnb und die „Zweckentfremdung“ von Wohnungen. Die Kritik: Airbnb-Nutzer wandelten wegen des besseren Verdiensts normale Wohnungen in Ferienwohnungen um und sorgten so für einen Wohnungsnotstand, etwa in Berlin. Dort hatte das Land Ende 2013 mit einem Zweckentfremdungsverbot reagiert, das zu Beginn umstritten ist, bei Inkrafttreten im Frühjahr 2014 aber schon keine große Debatte mehr entfacht: weil das Gesetz vergleichsweise zahnlos geblieben war, und weil der Anteil gewerbsmäßiger Airbnb-Vermieter wohl doch nicht so groß zu sein scheint.

Im Vergleich mit der zweiten großen Shareconomy-Debatte 2014 erscheint die Airbnb-Diskussion jedoch fast wie ein Randthema: Das US-Mobilitäts-Startup Uber schafft es in diesem Jahr immer wieder in die Schlagzeilen. Uber rollt 2014 eine beispiellose globale Expansionswelle aus, angeheizt durch Milliarden Dollar Risikokapital; auch in Deutschland werden mit dem Mitfahrdienst UberPop und der Taxivermittlung UberTaxi zwei neue Dienste gelauncht; und fast überall auf der Welt löst Uber kontroverse Diskussion aus oder stößt auf heftige Gegenwehr.

Auch in Deutschland fürchten Taxifahrer um ihr Geschäft. Sie organisieren Demos, klagen vor Gericht, üben Druck auf Politiker aus – mit Erfolg: Vor allem die Gerichte machen Uber das Leben schwer, in mehreren Städten ist der Dienst mittlerweile faktisch abgeschaltet. In vielen weiteren Ländern gehen Gerichte oder Regierungen gegen das Startup vor, dazu schafft sich Uber aber auch seine eigenen Probleme: mit beispiellos arrogantem Auftreten, entrückten Ideen wie dem Vorschlag eines Managers, kritische Journalisten mit Schmutzkampagnen zu überziehen, oder wegen kriminellen Fahrern, die das Image von Uber immer weiter beschädigen.

Spätestens mit Uber ist die Zeit, in der die Shareconomy bedingungslos gefeiert wurde, vorbei. Nutzer, Beobachter und Politiker realisieren, dass die meisten Unternehmen in diesem neuen Wirtschaftszweig normale, profitorientierte kapitalistische Einheiten sind – einzig mit der Ausnahme, dass ihre Produkte und Geschäftsmodelle Konsum effizienter organisieren (können). Dazu gehört auch, dass die disruption von Shareconomy-Startups natürlich genauso Verlierer in der Old Economy produziert wie in anderen Branchen.

Auch die meisten Nutzer beteiligen sich nicht aus idealistischer Selbstlosigkeit an der Shareconomy – sie motiviert in der Regel, dass ein Dienst billiger, besser oder einfacher verfügbar ist, oder dass sie selbst Geld damit verdienen können. Der New Yorker VC Fred Wilson bilanziert in einem Blogeintrag über die Tech-Trends 2014:

„The ’sharing economy‘ was outed as the ‚rental economy‘. Nobody is sharing anything. People are making money, plain and simple. Technology has made renting things (even in real time) as simple as it made buying things a decade ago. Uber and Airbnb are the big winners in this category but there are and will be others.“

Die Shareconomy hat viel von ihrem ursprünglichen Zauber verloren. Ihre Unternehmen jedoch sind so erfolgreich wie nie.

Weitere Startup-Trends des Jahres 2014 finden sich in der folgenden Übersicht.

Bild: NamensnennungWeitergabe unter gleichen Bedingungen Bestimmte Rechte vorbehalten von David Holt London