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VC-Landschaft mit Problemen

Die deutsche Venture-Capital-Landschaft steht noch immer vor einigen großen Hürden. Mittlerweile gibt es zwar zahlreiche Business Angels, die auf der Suche nach guten Ideen sind und gerade in Berlin werden auch sehr junge Unternehmen gefördert. Dennoch sind einfach zu viele VCs hier, die zu wenig unternehmerische Erfahrung mitbringen.

Denn viele Gründer machen dies zum ersten Mal und haben noch kein Startup gegründet oder ausreichend Wissen diesbezüglich aufgebaut. Jene Gründer brauchen Unterstützung und Mentoren, die anfangs beratend zur Seite stehen. Das ist nur ein Grund, warum die VC-Szene noch immer zu kämpfen hat.

Deutsche Firmen als Vorreiter

Einige wenige VCs stechen für mich jedoch hervor, mit neuen Fonds und jungen, motivierten Partnern setzen sie sich in Szene und wollen langfristig etwas verändern. Ein gutes Beispiel dafür sind Earlybird Ventures. Sie haben es geschafft, internationale VCs für ihre wirklich guten Projekte zu gewinnen, was immer ein gutes Zeichen dafür ist, dass Investoren ihren Fonds vertrauen. Gleichzeitig werden deutsche Firmen immer stärker: SoundCloud, ResearchGate, Wooga, 6Wunderkinder – Sie alle schreiten mit gutem Beispiel voran und spielen eine zunehmende Rolle auf dem internationalen Markt.

Wie interessant gerade Unternehmen wie SoundCloud und ResearchGate mittlerweile sind, merken wir immer dann, wenn diese eine neue Finanzierungsrunde ankündigen. Wir erwarten daraufhin weitere Exits und Übernahmen. Das ist zwar noch nicht mit den USA zu vergleichen, aber sorgt immer für einen großen Wirbel innerhalb der deutschen VC-Landschaft.

Allerdings gibt es in Deutschland einfach zu wenig lokale Käufer für Startups aus dem Tech-Bereich. Auch Börsengänge gibt es in Deutschland bisher noch keine. Die Welle der US-amerikanischen Börsengänge schwappt wahrscheinlich einfach über Deutschland hinweg und zudem sind die Wunden aus den Jahren 2000 und 2001 noch zu tief.

Der große Einfluss der Vereinigten Staaten

Ein anderes Beispiel dafür, dass deutsche VCs gute Gelegenheiten schlichtweg verpassen ist Trufa. Das Heidelberger Analyse-Unternehmen hat kürzlich 4,5 Millionen Dollar von Accel Partners eingesammelt. Sie haben in der Seed-Runde Geld von den führenden internationalen VCs erhalten, aber haben es kaum versucht, auch mit den deutschen VCs zu sprechen. Hier wurden schlichtweg die „einheimischen Perlen“ übersehen und schon sind die US-VCs ins Spiel gekommen.

Den gleichen Fehler habe ich bei SoundCloud gemacht. Ich habe eine viel zu niedrige Bewertung angeboten (Das ist ein typisch deutsches Verhalten.) und wurde von Doughty Hanson leicht aus dem Spiel gebracht. Später kam Kleiner Perkins als Investor dazu und mittlerweile sind nur deutsche Business Angels beteiligt, aber kein deutscher Fonds.

Rocket Internet wiederum haben in der Vergangenheit alles richtig gemacht. Und dabei spreche ich nicht von den vergangenen fünf oder sechs Jahren, sondern vielmehr 15 Jahren. Die Samwer-Brüder haben einige Zeit in den USA verbracht, dort den Markt kennen gelernt und sind zurückgekommen und haben ihre Erfahrungen direkt umsetzen können. So einige VCs sollten eifersüchtig auf ihren Erfolg sein! Das gleiche gilt für die SoundCloud-Gründer: Nach einiger Zeit in den USA haben sie erst ihren Shop in Berlin eröffnet. Es schien, als kämen sie aus dem Nichts, aber sie haben unglaublich viele Hände geschüttelt, bevor sie ihre Idee in die Praxis umsetzten.

Karriewege bei VCs

Nur wenige der VCs eröffnen Karrierewege für die eigenen Leute. Wenn man sich nur mal Großbritannien ansieht, wird das schnell klar: Da mussten gerade einige junge VCs ihre Firmen verlassen, um sich woanders hocharbeiten zu können oder ihre eigenen Fonds umzusetzen. Ich denke da an Sean Seton-Rogers, Sitar Teli, Hussein Kanji, Paul Fisher und Max Niederhofer – um nur einige zu nennen.

Das gleiche passiert innerhalb der VCs derzeit in Deutschland, so hat Earlybird Ventures frühzeitig und clever agiert, indem sie Ciarán O’Leary zum Partner gemacht haben, bevor er sich etwas anderes gesucht hat. Viele VCs ermöglichen ihren jüngeren Angestellten kaum Karrieremöglichkeiten und laufen daher Gefahr, diese wohlmöglich zu verlieren. Gerade Berlin hat zwar die besten Voraussetzungen, sich zur führenden Gründermetropole Europas zu entwickeln, muss aber im internationalen Venture-Capital-Bereich durchaus noch aufholen.

Bild: Panthermedia/Torsten Schon