Berlin Data


Ist Berlin noch Startup-Hauptstadt? Das fragte vor kurzem das Startup-Barometer der Beratungsgesellschaft Ernst & Young und prognostizierte einen dramatischen Rückgang der Risikokapital-Investitionen für 2016. Nun legt der Venture-Capital Report 2016 der Technologie Stiftung Berlin Zahlen vor, die ein differenzierteres Bild erlauben. Dafür haben die Verfasser der Studie das Risikokapital deutschlandweit und speziell für Berlin untersucht.

War 2015 nur ein besonders fettes Jahr?

Für die Hauptstadt hat das Venture Capital mittlerweile eine systemrelevanten Größe erreicht. Zwei Milliarden Euro flossen 2015 als Risikokapital. Deutlich mehr als die 1,5 Milliarden Euro, die das Land Berlin als öffentliche Investitionen in die Wirtschaft steckt. Die Investitionen der Berliner Wirtschaft in Innovationen lagen bei drei Milliarden Euro.

Zudem hat das Risiko-Investitionsvolumen stark zugenommen: Zwischen 2014 und 2015 wuchs es in Berlin um satte 100 Prozent. Auf die Hauptstadt entfallen damit gut zwei Drittel des in Deutschland investierten Geldes. Für 2016 scheint sich die Summe des Kapitals jedoch wieder bei einem mit dem Jahr 2014 vergleichbaren Wert einzupendeln.

Vieles deutet darauf hin, dass 2015 außergewöhnlich gut verlaufen ist und sich die Geldgeber 2016 wieder zurückhalten. Zudem gab es 2015 mit Rockets Investition in Delivery Hero einen starken Sondereffekt. Aber auch ohne diese 496 Millionen Euro wäre Berlins VC-Volumen noch um 54 Prozent gestiegen.

Berlin: Wenige frühe Investitionen, aber hohes Wachstum

Wirklich spannend wird es jedoch bei einem Blick auf die Finanzierungsrunden. Betrachtet man allein die Anzahl der Finanzierungen, zeigt sich, dass Berlin bei den frühen Investitionen relativ wenig zu vermelden hat. Im Vergleich zu Deutschland kommt Berlin 2015 nur bei B-Serie Finanzierungen überhaupt über 50 Prozent hinaus. Allerdings gehen knapp zwei Drittel des Wachstums zwischen 2014 und 2015 allein auf Berlin zurück.

Das bemerkenswerteste Wachstum findet sich in Berlin jedoch bei der Betrachtung des Investitionsvolumens. Und das insbesondere bei den sehr teuren, späten, internationalen Expansionen sowie den B- und C-Serien. Hier zeigt sich teilweise eine Verdoppelung des Kapitals seit 2014.

Was bedeutet das nun für Gründer?

In Berlin haben Startups statistisch höhere Chancen, größere Beträge in späteren Finanzierungsphasen einzusammeln als im Rest Deutschlands. Bei C-Serien brachte der Berlin-Bonus 2015 statistisch 48 Prozent mehr Kapital pro Finanzierung. Ob Berliner Startups nun aber im späteren Verlauf erfolgreicher beim Einsammeln von großen Beträgen sind oder es erfolgreiche Startups für die späteren Investitionsrunden nach Berlin zieht, verrät die Statistik nicht. In den frühen Seed-Finanzierungen und A-Serien zeigt sich für 2015 nur ein leichter Berlin-Bonus von 9 Prozent bei den eingesammelten Geldern pro Investition. Starten kann man also durchaus auch in der mecklenburgischen Provinz.

Sollten Gründer übrigens international expandieren wollen, führt kein Weg an Berlin vorbei. Zwar gingen 2015 nicht einmal die Hälfte aller Expansions-Investitionen auf das Konto der Hauptstadt – dafür aber 77 Prozent des eingesetzten Kapitals.

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