Merkel besucht Bloomy Days

Merkel unterbricht weiter – und stellt dabei Fragen wie ein Investor. „Also Sie haben noch knapp 50 Prozent an dem Unternehmen und den Rest haben die anderen Anteilseigner?“, will sie wissen. „Verdienen Sie auch schon was?“ „Wo kaufen Sie die Blumen?“ Es sind Fragen, mit denen Hardenberg gut umgehen kann, schließlich ist es nicht ihr erster Pitch. Souverän antwortet sie: Bloomy Days sei kurz davor, profitabel zu werden, hätte über 250.000 Blumenpakete versendet und verzeichne ein starkes Wachstum.

Dann will Merkel wissen, ob sie denn einen Strauß bestellen könne – jederzeit, versichert die Gründerin sofort. Natürlich.

Nun geht es zu den Abteilungen: zum Marketing, zum Kundenservice, zur IT.

Merkel schüttelt weitere Hände, guckt auf Bildschirme, stellt weitere Investoren-Fragen. Wohin das Startup die Blumen verschicke, ob sie dort auch heil ankämen, wie sie frisch blieben, wie viele Mitarbeiter hier insgesamt arbeiteten, ob die alle fest angestellt seien. Ob sie Kennziffern hätten, Zielzahlen, an die sie sich halten müssten.

An einem Schreibtisch ganz hinten im Raum sitzen vier Mitarbeiter von SecondHunt, einem Startup für Gebrauchtwaffen und Jagdgewehre. Als Merkel an ihnen vorbeigeht, steht unübersehbar auf ihren Bildschirmen: „SecondHunt grüßt die Kanzlerin!“ Merkel stoppt. Stutzt. Was SecondHunt mache, erkundigt sie sich. Sie erfährt, dass das andere Startup Untermieter bei Bloomy Days ist. „Sie hatten da einfach noch einen Tisch frei und jetzt sitzen sie da?“, fragt Merkel die Gründerin. So ist es. Mit einem „Good Luck“ verabschiedet sich die Kanzlerin von SecondHunt.

Ohne einen Imagefilm von Bloomy Days zu zeigen, will Hardenberg die Kanzlerin nicht gehen lassen.

Mitten im Büro von Bloomy Days steht ein Holzhäuschen, das die Mitarbeiter als Konferenzraum nutzen. Hier sieht Merkel nun den Film, danach gibt es noch ein Gruppenbild mit dem Team in der Küche. Genau 21 Minuten, nachdem Merkel das Büro betreten hat, ist der Besuch zuende. 20 Minuten waren dafür offiziell vorgesehen. Das Startup hat sein Programm genau darauf abgestimmt. Die Kanzlerin verabschiedet sich: „Es hat mir gefallen, weil Sie hier alles so schön selbst machen.“

Alle klatschen. Merkel winkt. Dann verschwindet sie mit ihren Begleitern in Richtung Kamingespräch in die Berliner Nacht.

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Bild: Georg Räth/Gründerszene / Bloomy Days