Vimeda-Gründer und Geschäftsführer Tobias Teuber

Die Gründer der erfolgreichen Lauf-App Runtastic glauben an Tobias Teubers Idee. Sie sind neben einigen weiteren Investoren an dem Startup des ehemaligen Groupon-Managers beteiligt. Das Geschäft: Bluttests unter eigener Marke online verkaufen. Das Ziel der Vimeda-Tests: Die eigene Fitness, Leistungsfähigkeit oder Ernährung verbessern.

Um die eigenen Tests anbieten zu können, hat Teubers Team in den vergangenen Monaten hart gearbeitet. Die Technologie macht das Startup zwar nicht selbst, sie kommt von einem Labor-Partner. Doch es blieben genug Herausforderungen im streng regulierten Gesundheitsmarkt. Denn: „Die Tests sind als Medizinprodukt zertifiziert“, erklärt der Gründer.

Viele Schritte sind nötig, um eine solche Zertifizierung zu bekommen. Zunächst musste Teuber mithilfe von Anwälten und Medizinproduktberatern verstehen, welche rechtlichen Anforderungen er für sein Business überhaupt erfüllen muss. Nachdem er einen Katalog festgelegt hatte, galt es, die Anforderungen umzusetzen. Beispielsweise müssen Mitarbeiter geschult und Dokumentationspflichten eingehalten werden. Weitere Voraussetzungen sind eine hohe Datensicherheit und ein gutes Qualitätsmanagement. „Insgesamt ein sehr aufwendiges und teures Verfahren“, erklärt Teuber. „Es hat aber gleichzeitig positive Effekte, da es sensibilisiert und diszipliniert.“

Nicht nur die Siegel, auch das Design der Test und die Aufbereitung der Inhalte für die Homepage sind teuer. Für die Finanzierung hat Vimeda daher Ende 2015 in seiner Serie-A-Finanzierung einen Millionen-Betrag eingesammelt, wie das Startup jetzt verrät. Im April 2015 gaben Investoren bereits einen sechsstelligen Betrag in der Seed-Runde, mit dem das Portal gestartet wurde.

Insgesamt gibt es mittlerweile acht Test-Kits für verschiedene Zwecke, die zwischen 39 und 499 Euro kosten – je nach Umfang. „Die Ergebnisse sind wissenschaftlich untermauert“, erklärt Teuber. „Vertrauen zu schaffen, ist in unserem Geschäft entscheidend.“ Für die Entwicklung der Tests und der Empfehlungen hat der Gründer mit verschiedenen Chemikern, Labor- und Sportmedizinern zusammengearbeitet und für sein Startup einen wissenschaftlichen Beirat aufgestellt. Darin sitzen erfahrene Köpfe aus der Medizin und Ernährungsberatung. „Die Produkte richten sich vor allem an gesunde Menschen, die eigenverantwortlich ihre Gesundheit stärken wollen“, sagt Teuber. Zum Beispiel an Kunden, die leistungsfähiger werden möchten und als Ziel haben, einen Marathon zu laufen. Oder auch Muskeln aufbauen wollen.

Der Gründer möchte mit seinem Konzept auf den Trend zum Selbst-Tracking aufspringen. „Wir zählen unsere Schritte, wir beobachten unseren Schlaf – aber wir verstehen noch nicht, was in unserem Körper passiert.“ Dass Zahlungsbereitschaft dafür durchaus bestehen kann, zeigt zum Beispiel der boomende Absatz von Smartwatches oder auch der enorme Erfolg des Münchner Startups Freeletics, in dessen App Sportler ihre Workouts und ihre Fortschritte festhalten können.

Bestellt der Kunde einen Test, um beispielsweise den Vitamin-D-Gehalt des eigenen Bluts zu prüfen, wird das entsprechende Set mit Bedienungsanleitung nach Hause geschickt. Es beinhaltet alle Utensilien, um wenige Tropfen Blut aus einem Finger zu entnehmen und die dann ins Labor zu schicken. Dort werden bestimmte Biomarker des Bluts analysiert: Das sind Parameter anhand derer biologische Prozesse im Körper gemessen werden. Sie werden auch herangezogen, um Krankheiten zu diagnostizieren.

Einige Tage später kann der Kunde die Ergebnisse online einsehen. Dazu bietet Vimeda bestimmte Vorschläge an, wie ein Ergebnis verbessert werden kann – zum Beispiel durch bestimmte Nahrungsmittel. Sollten Werte außerhalb der Norm liegen, weist das Startup darauf hin, dass ein Arzt konsultiert werden sollte.

Künftig sollen Kunden direkt eine Einkaufsliste aus den Vorschlägen erstellen können, die unter ihren Biomarker-Ergebnissen angezeigt werden. Mit Filtern wählen Nutzer außerdem, ob sie beispielsweise vegan, vegetarisch oder Nahrungsmittel mit hohem Proteingehalt essen wollen. Auch wird angezeigt, welches Essen sich eher nicht eignet, wenn man gesünder leben will.

Die Tests, die Vimeda anbietet, können natürlich auch beim Arzt gemacht werden. Teuber aber sagt, nach der Gebührenordnung für die Messung von Biomarkern, an die sich Ärzte halten müssen, sei Vimeda günstiger – vorausgesetzt der Patient ist gesund und die Analysen werden ihm nicht verschrieben. Allerdings würden die Tests kaum vom Arzt angeordnet, so Teuber. Man untersuche vor allem Parameter, die für Leistungssteigerung, Vitalität und Langlebigkeit relevant seien – wie Amino- und Fettsäuren, Vitamine, Mineralien, Hormone und Enzyme. Nur zum Teil gebe es Überschneidungen, zum Beispiel bei Cholesterin.

„Unsere Visualisierung der Ergebnisse und die Empfehlungen bieten großen Mehrwert“, sagt Teuber. So detailliert würden Ärzte ihren Patienten in der Regel nicht die Ergebnisse eines Bluttests beschreiben. Bei Vimeda sieht der Überblick über eine Analyse zum Beispiel so aus:

In drei Kategorien sieht der Nutzer, wie bestimmte Werte eingeschätzt werden. Klickt er auf die
Marker, erhält er genauere Informationen und Tipps zur Ernährung.

Ursprünglich war Teubers Startup mit einer etwas anderen E-Commerce-Plattform unter gleichem Namen gestartet: Zunächst wurden über Vimeda Selbsttests aller Art verkauft: Schwangerschafts-, Allergie- oder auch Nahrungsmittelunverträglichkeitstests. Das Portal gibt es auch heute noch, es heißt jetzt aber Vimedics. „Auf Vimedics kommen die Kunden wegen ihrer Symptome“, erklärt Teuber. „Das heißt, sie haben Beschwerden, fühlen sich unwohl und wollen die Ursachen dafür herausfinden.“ Zwei Portale zu betreiben sei viel Arbeit. Aber die Erkenntnisse aus dem Vertrieb über Vimedics würden beispielsweise sehr dabei helfen, zu verstehen, an welchen Tests besonderes Interesse bestehe, erklärt der Gründer.

Um mit dem Vertrieb der eigenen Vimeda-Tests zu beginnen, musste Teuber sich bereits vor dem Start intensiv mit dem stark regulierten Medizinmarkt auseinandersetzen. Alle Regeln zu beachten hat viel Geld gekostet, wie Teuber zum Start von Vimedics vergangenes Jahr im Interview erzählte. Damals wie heute steht das Startup vor einer Herausforderung: „den Markt entwickeln“, sagt Teuber. Derzeit teste sein Team diverse Marketingkanäle, um zu verstehen, welche für das Startup am besten funktionieren. Dabei, so Teuber, sei er ganz KPI-getrieben. „Das Bauchgefühl liegt ja meist richtig, sagen wir mal in 80 Prozent der Fälle“, sagt Teuber. „Das reicht aber nicht. Wir wollen 100 Prozent.“

Bild: Vimeda