SCALE11 - Viscopic

Früher wurden Techniker aus allen Teilen der Welt eingeflogen, um für neue Maschinen geschult zu werden. Künftig bleiben sie, wo sie sind, und setzen nur eine AR-Brille auf. Das jedenfalls ist das Ziel von Viscopic.

Techniker zu schulen beinhaltet weit mehr, als nur die eigentliche Schulung durchzuführen. Vor allem für mittelständische und große Unternehmen bedeutet es enormen Organisationsaufwand, hohe Reisekosten und langwierige Terminfindungsprozesse. Das Münchner Startup Viscopic will dem nun Abhilfe verschaffen – und so nicht nur Betrieben beim Kostensparen helfen, sondern ihnen auch größtmögliche Flexibilität bieten. Die Idee: Schulungen werden nicht am realen Objekt durchgeführt, also beispielsweise an teuren Anlagen, sondern im virtuellen Raum. Per Datenbrille, der Microsoft Hololens etwa, interagieren die Nutzer mit einem maßstabsgetreuen 3-D-Modell.

Trainingssimulationen in der erweiterten Realität

Marco Maier ist einer der drei Gründer von Viscopic. Vor seinem Studium an der TU München arbeitete er selbst als Servicetechniker, reparierte Maschinen und leitete Schulungen für andere Techniker. Dass in diesem Bereich noch Luft nach oben war, ließ ihn nicht los. Im Rahmen eines Uniseminars analysierte er zusammen mit zwei Kommilitonen, wie Virtual und Augmented Reality im industriellen Bereich aktuell genutzt werden, wo es Probleme und Chancen gibt. Ein Ergebnis: Im Bereich Remote-Service setzt sich AR immer mehr durch, auch 3-D-Anleitungen sind keine Seltenheit mehr. Doch immersive Trainingssimulationen per Mixed Reality führen noch ein Nischendasein.

Erstes großes Projekt für die Deutsche Bahn

Ein Gründerstipendium war 2016 für die Drei der Ansporn, das Thema auch außerhalb der Uni zu verfolgen. Unterstützt vom Deutsche Bahn Accelerator startete das erste größere Projekt für die DB Netz AG. Anhand eines holografischen 3-D-Modells können die Techniker des Unternehmens heute einen neuen Weichenantrieb studieren, ohne ihn physisch vor sich zu haben. Mit Gesten lässt sich das virtuelle Objekt explorativ erkunden, die Funktionsweise interaktiv erlernen. „Der Anwender kann beispielsweise Schrauben und Platten per Handstreich entfernen und die einzelnen Arbeitsschritte beim Tausch einer Welle durchgehen“, erklärt Maier. Dazu können auch mehrere Kollegen gemeinsam am gleichen Modell arbeiten. Jeder Datenbrillenträger sieht, was die anderen auch sehen. Befinden sie sich dann noch im gleichen Raum, können sie auch physisch interagieren – Mixed Reality also. Ebenso möglich ist es, per Datenbrille aus der Ferne an einem entsprechenden Training teilzunehmen.

Holographischer Roboter

Mit den Mixed-Reality-Lösungen lassen sich beispielsweise Anlagenschulungen vereinfachen.

Augmented oder Virtual Reality: Je nach Anwendungsfall

Bevor es an die Entwicklung des interaktiven Modells geht, berät Viscopic das Kundenunternehmen, ob für seinen Anwendungsfall die erweiterte Realität (AR) oder VR besser eignet ist. Von der gewünschten Immersion bis zur freien Bewegung im Raum sind dabei zahlreiche Anforderungen zu beachten. Doch egal, welches Medium am Ende genutzt wird: Der Kunde erhält eine Software für die Datenbrille, mit der er Trainings frei skalierbar aufsetzen kann.

Zwar legt Viscopic den Schwerpunkt auf technische Schulungen. Doch die Technologie hat auch Potenzial für andere Geschäftsbereiche: „Vertriebler beispielsweise können ihren Kunden mit Mixed Reality ganz genau zeigen, wie eine Maschine oder ein Motor funktioniert“, sagt Maier. Dieses „Eintauchen“ erreicht Menschen auch auf einer emotionalen Ebene.

Wichtige Kontakte knüpfen auf der SCALE11

Nach nur einem Jahr steht das Startup heute bereits finanziell auf eigenen Beinen. Die Vorbereitung für eine Wachstumsfinanzierung läuft. Enorm wichtig in dieser Phase sind für die Gründer Messeauftritte – so auch die Präsenz auf der SCALE11, der Startup-Area auf der CeBIT. Sie ermöglicht es Gründern, ihre Geschäftsidee vor interessierten Messebesuchern zu präsentieren und sich mit erfahrenen Branchenvertretern auszutauschen. Innovative Entrepreneure erhalten hier in der vielleicht wichtigsten Phase ihrer Unternehmensgeschichte wertvolles Feedback.

„Es bringt wenig, die Möglichkeiten unserer Technologie einem Interessenten am Telefon oder über das Internet vermitteln zu wollen. Das muss man ausprobieren und erleben“, so Maier. „Und genau das ist auf der Messe möglich.“ Wenige Monate nach der Gründung konnte Viscopic auf der SCALE11 so bereits Kunden akquirieren und Sichtbarkeit für die eigene Marke schaffen. „Wir werden definitiv wiederkommen“, schließt Maier.

 

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Bilder: SCALE11