201608_gruenderszene_top_oder_flop_zipjet
201608_gruenderszene_top_oder_flop_zipjet Der freundliche ZipJet-Kurier findet seinen Weg. Auch bei falschen Adress-Angaben.

Wer hat schon Zeit für die Wäsche? Da gibt es Wichtigeres zu tun – gerade für Gründer. Das Startup muss schnell noch global expandieren, Exel-Tabellen wollen mit Zahlen gefüllt werden und das nächste Instagram-Posting ist auch schon wieder ein paar Tage her. Aber wer kümmert sich jetzt um das frische Hemd für den nächsten Tag? Mutti vielleicht? Die geht inzwischen auch lieber zum Yoga und später zum Pilates. Man könnte natürlich die Reinigung um die Ecke konsultieren. Aber auch das kostet zwei zusätzliche Wege, die von der kostbaren Zeit am Schreibtisch abgehen.

Aber seit einiger Zeit gibt es ja ZipJet und verspricht eine Lösung für die viel beschäftigten Menschen von heute. Die schmutzige Wäsche wird zwischen sechs Uhr morgens und neun Uhr abends direkt am Schreibtisch oder an der Haustür abgeholt und wieder sauber dort abgeliefert. Und das alles zu verabredeten Zeiten und für einen günstigen Preis. Klingt doch nicht schlecht. Wir hier bei Gründerszene haben ja auch den ganzen Tag viel zu tun. Und deshalb haben wir den Reinigungsservice einfach mal getestet.

Onboarding

Die ersten Schritte sind übersichtlich. Nach Eingabe der Postleitzahl wird überprüft, ob der Reinigungs-Service an der gewünschten Adresse zur Verfügung steht. Bei uns in Berlin-Mitte ist alles ok. Außerdem werden noch London und Paris versorgt. Auch nicht schlecht. Es kann also losgehen.

Acht Stunden

Als nächstes entscheidet man sich zwischen drei Angeboten: Lite, Plus oder Express. Die günstigste Variante verspricht eine Reinigung innerhalb von 72 Stunden und die Abholung und Lieferung innerhalb eines Zeitfensters von zwei Stunden. Wer es unbedingt schneller haben muss, zahlt 14,99 Euro Gebühr und erhält seine saubere Wäsche innerhalb von acht Stunden und in einem Zeitfenster von 30 Minuten zurück. Ich entscheide mich für die günstige Variante.

Abhol-, Lieferzeit und Bezahlung

Dann erscheint eine Maske, in der man sich für verschiedene Abhol- und Lieferzeiten entscheiden kann. Ein Blick in den Terminkalender und es kann losgehen. Am Freitag wird abgeholt, am Montag geliefert. Ich wähle jeweils die Zeit zwischen 11 und 13 Uhr. Da sollte ich am Schreibtisch sitzen oder zumindest erreichbar sein. Jetzt müssen noch schnell die Kontaktdaten eingetragen werden. Adresse, Email und Handynummer. Ich entscheide mich für die Zahlung mit PayPal. Kreditkarten werden auch akzeptiert. Dann folgt noch die Bestellübersicht und es kann losgehen.

Preise und Abholung

Kurz vor der verabredeten Zeit erhalte ich eine SMS. Der ZipJet-Fahrer sei „in der Nähe“. Danke. Sehr aufmerksam. Ich krame meine Schmutzwäsche zusammen. Wenige Minuten später klingelt mein Handy. Der Fahrer ist dran. Ich habe offenbar eine falsche Hausnummer angegeben. Jetzt sucht er mich. Ich gebe ihm die richtige Adresse und dann steht er auch schon mit zwei Wäschesäcken im Redaktionsflur.

Jetzt zählen wir erstmal zusammen meine Hemden, die gereinigt werden sollen. Pro Stück kostet das 1,99 Euro. Für Berliner Verhältnisse bewegt sich das im Rahmen. Wenn man sucht, kann man durchaus günstigere Angebote finden. Der Anzug kostet mich 12,50 Euro. Macht zusammen 28,50 Euro. Der Fahrer ist sehr freundlich – und macht sich, nachdem er meinen Bestellzettel ausgefüllt hat, wieder auf den Weg ins Verkehrsgetümmel.

Lieferung und Bezahlung

Am Montag erreicht mich kurz vor der Lieferung erneut eine SMS. Der Fahrer sei in der Nähe, heißt es. Ok. Aber dann kommt eine Mail. Man hätte mich nicht angetroffen. Obwohl ich meine Adresse im System verbessert hatte, ist der Fahrer offenbar erneut zur falschen Hausnummer gefahren. Frische Hemden wird es heute wohl nicht mehr geben. Doch dann klingelt mein Handy. Ich lotse den freundlichen ZipJet-Boten in mein Büro, er übergibt mir die frische Kleidung und ich quittiere die Lieferung. Fertig. Für die nächste Bestellung drückt er mir einen Wäschebeutel in die Hand.

Fazit

Die Hemden und der Anzug sind sauber und gebügelt. So wie man das aus anderen Reinigungen auch gewöhnt ist. Die Abholung und Lieferung funktionierte trotz der falschen Adresse sehr gut. Die sehr freundlichen Fahrer haben durch ein kurzes Telefonat den Fehler im System korrigiert. Die Preise sind auch im normalen Rahmen. Auch für saubere Schuhe will ZipJet jetzt sorgen. Das kostet zwischen 12 und 20 Euro – und erscheint mir eher teuer.

Die Abwicklung per App oder im Browser funktioniert sehr gut und schnell, wenn man erstmal angemeldet ist. Auch die kurze Liefer-Erinnerung per SMS hat mir gut gefallen. Die Quittung kommt per Mail, wenn alles erledigt ist. Ich würde den Service wieder in Anspruch nehmen. Allerdings befindet sich auf meinem Weg zur Redaktion eine nette kleine Reinigung. Der Inhaber kennt mich und wir unterhalten uns gerne ein paar Minuten über das, was im Viertel passiert. Ich werde ihm wohl trotz ZipJet treu bleiben.

Foto: Frank Schmiechen