„Wir wollen ein Zeichen dafür setzen, dass Deutschland ein tolerantes und offenes Land ist, und gleichzeitig ein gemeinsames und motivierendes Signal für Integration, Mitmenschlichkeit und Toleranz senden“ – ungewöhnlich warme Worte von Oliver Samwer. Doch wenn es für den guten Zweck ist, gibt sich auch der sonst so raue Rocket-Chef zahm.

Denn gemeinsam mit 35 weiteren Konzernen engagiert sich Rocket Internet für die bundesweite Initiative „Wir zusammen“, die die Integration von Flüchtlingen in Deutschland voranzutreiben möchte. Die Idee kommt von Ralph Dommermuth, Chef von United Internet. Er und seine Frau Judith Dommermuth finanzieren über ihre Stiftung die bundesweite Initiative, die am Mittwoch offiziell startete.

„Wir zusammen“ soll als Plattform dienen, auf der Unternehmen ihre Integrationsprojekte für Flüchtlinge vorstellen können. Es geht als nicht um Geld- oder Sachspenden, sondern um konkrete Hilfsaktionen. Auf der Seite heißt es, die teilnehmenden Firmen wollten „den gesellschaftlichen Wandel positiv mitgestalten und dazu beitragen, dass das Klima in Deutschland von Offenheit und gegenseitigem Verständnis geprägt wird.“ Mit der Übersicht soll das Engagement der Mitarbeiter gewürdigt und andere Unternehmen zu eigenen Integrationsprojekten ermutigt werden.

Neben Rocket Internet beteiligen sich 35 weitere deutsche Konzerne an „Wir zusammen“ – etliche großen Namen finden sich in der Übersicht. Darunter: Adidas, die Deutsche Bank, ThyssenKrupp, die Deutsche Post, Siemens, RWE oder die Lufthansa. Sie alle präsentieren auf der Homepage, welche Initiativen von ihrer Firma oder den Mitarbeitern gestartet wurden. Die Unternehmen bieten zum Beispiel Praktikums- und Ausbildungsplätze oder Sprachkurse an. Doch bei einigen Unternehmen sind die Aktionen und Versprechen nicht besonders umfangreich, die FAZ nennt sie gar „kümmerlich“. Ein guter Anfang ist es aber allemal.

Rocket Internet beispielsweise gibt an, folgende Projekte zu unterstützen:

  • An der Initiative Refugees-On-Rails, die Flüchtlinge mit IT-Kursen und Hardwarespenden unterstützt, beteiligt sich Rocket Internet mit gespendeten Laptops und „regelmäßigen Vorträgen“ von Rockets IT-Experten.
  • Am „Rocket Donation Day“ im vergangenen Herbst haben Mitarbeiter des Unternehmens Geld- und Sachspenden wie Nahrung, Kleidung, Spielzeug, Möbel und Hygieneartikel für Flüchtlingsunterkünfte in Berlin gesammelt.
  • Außerdem startet Rocket eine Aktion mit dem Titel „Marathon for Refugees“. Mit ihrer Teilnahme am Berliner Halbmarathon im April 2016 werben mehr als 20 Rocket-Mitarbeiter für eine Crowdfunding-Kampagne zugunsten der Khan Academy, die ein kostenloses Ausbildungsangebot mit Lehrvideos und Übungen für Millionen monatliche Benutzer betreibt.
  • Die Kiron University, die Flüchtlingen ermöglicht, ohne Formalitäten ein Online-Studium zu absolvieren, hat ebenfalls Unterstützung erhalten. Anders als auf der Seite angegeben half aber nicht Rocket Internet der Kiron University beim Start, sondern ausschließlich deren Kommunikationsagentur RCKT, wie eine Sprecherin betont. Vier Monate lang habe eine Vollzeitkraft das Projekt bei technischen und kommunikativen Fragen unterstützt.

In dem sogenannten „Patenschaftsversprechen“ schreibt Oliver Samwer, die Initiative liefere zwar noch „keine deutschlandweite Lösung für die Flüchtlingskrise“, sei aber ein „Baustein“ – und zudem „ein Appell an alle, sich der historischen Herausforderung zu stellen und Verantwortung zu übernehmen, jeder nach seinen Möglichkeiten.“

Bild: Bestimmte Rechte vorbehalten von Libertinus