Google ist ein entscheidender Durchbruch bei der Forschung an künstlicher Intelligenz (KI) gelungen. Ein Programm des Webkonzerns besiegte den europäischen Meister im Brettspiel Go, das Maschinen besonders schwer beherrschen können. Damit sind Maschinen nun bei einem Spiel erstmals besser, das lange Zeit als eine letzte Domäne menschlicher Dominanz galt.

Den Sieg der Software AlphaGo gegen den menschlichen Go-Meister verkündete Google am Mittwoch im eigenen Unternehmensblog. Zeitgleich publizierte „Nature“ einen Artikel über die Software – neben „Science“ das renommierteste Wissenschaftsjournal der Welt.

Die Regeln des vor allem in Japan beliebten Strategiespiels mit schwarzen und weißen Steinen sind relativ einfach. Ziel des Spiels ist es, mit seinen eigenen Steinen das Spielbrett zu beherrschen, indem die Steine des Gegners umzingelt und so geschlagen werden. Doch anders als beim Schach, bei dem in der Regel jeder Zug rund 20 Entscheidungsmöglichkeiten bietet, sind es in einem typischen Go-Spiel rund 200.

Mehr mögliche Go-Positionen als Atome im Universum

Laut DeepMind, so der Name der Google-Firma, die AlphaGo entwickelt hat, gibt es mehr mögliche Positionen in Go als Atome im Universum. Das macht das Spiel für Computerprogramme so schwer beherrschbar.

Es lassen sich nicht wie beim Schach binnen Sekunden Millionen von möglichen Zügen vorausberechnen. Daher gilt die Beherrschung von Go als eine der Königsdisziplinen bei der Forschung an künstlicher Intelligenz.

Die Beherrschung von Schach durch Computerprogramme ist dagegen geradezu ein Kinderspiel. Der damalige Schachweltmeister Garri Kasparow wurde von dem IBM-Computer Deep Blue bereits 1996 in einer Partei und ein Jahr darauf in einem Wettkampf aus sechs Partien geschlagen.

Facebook hinkt hinterher

Kurz vor Googles Erfolgsmeldung hatte Facebook-Chef Mark Zuckerberg ebenfalls am Mittwoch auf dem sozialen Netzwerk geschrieben, dass das KI-Team von Facebook seit vergangenem Jahr ebenfalls an einer Go-Software arbeitet. „Das uralte Spiel Go ist eines der letzten Spiele, bei dem menschliche Spieler die beste künstliche Intelligenz noch immer schlagen“, schrieb er.

The ancient Chinese game of Go is one of the last games where the best human players can still beat the best artificial…

Posted by Mark Zuckerberg on Tuesday, January 26, 2016

Die von Facebook veröffentlichte Software, die ebenfalls in einem wissenschaftlichen Papier näher beleuchtet wird, kann demnach nur fortgeschrittene Amateure besiegen. Gegen professionelle Go-Spieler ist sie noch chancenlos.

Sowohl Google als auch Facebook investieren massiv in Forschung an künstlichen Intelligenz – ebenso wie die Tech-Firmen Amazon, Apple und Microsoft. Das Gebiet ist unter anderem für die Analyse großer Datenmengen, automatisierte persönliche Assistenten wie Google Now oder Apples Siri und autonomes Fahren wichtig.

Immer wieder zeigt sich dabei der Vorsprung von Google gegenüber der Konkurrenz. Der Webkonzern scheint nicht nur die besten Forscher in dem Gebiet zu haben, er verfügt auch über riesige Datenmengen wie Suchanfragen aus dem Web, Youtube-Videos oder Bilder, um seine Software zu trainieren.

Im März wird der Go-Weltmeister herausgefordert

Im Gespräch mit der britischen BBC bezeichnete Zoubin Ghahramani, Informatikprofessor an der Universität Cambridge, Googles Software AlphaGo als „großen Durchbruch“ auf dem Gebiet der künstlichen Intelligenz, der weitreichende Folgen haben wird. Der von Google entwickelten Software liege das Prinzip des „bestärkenden Lernens“ zugrunde, bei dem eine Maschine durch ständiges positives oder negatives Feedback mit der Zeit lernt, welche Handlungen sinnvoll sind.

„Facebook sind einige recht spektakuläre Ergebnisse in anderen Bereichen der künstlichen Intelligenz gelungen, aber meiner Meinung nach hat Google sie bei dieser besonders wichtigen Herausforderung geschlagen“, sagte Ghahramani. Im März will Google AlphaGo dann in Seoul gegen den Südkoreaner Lee Sedol antreten lassen, der derzeit als bester Go-Spieler der Welt gilt.

Und Google DeepMind will noch in eine andere, bisher von Menschen beherrschten Domäne vordringen: das Beherrschen von Computerspielen auch mit 3-D-Grafik. Ganz ohne menschliche Hilfe war das Maschinen bisher nicht möglich.

Dieser Artikel ist zuerst auf Welt.de erschienen.

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