youtailor shitstorm 2014

YouTailor weiter im Shitstorm

Wie geht es eigentlich YouTailor? Im Sommer machte der Berliner Online-Maßschneider zuletzt Schlagzeilen, weil sämtlichen Mitarbeitern gekündigt werden musste, tausende unbearbeitete Bestellungen aufliefen, Gehälter einbehalten und Bücher schlecht oder gar nicht geführt worden waren – und Kunden wegen nicht gelieferter Ware einen Shitstorm auslösten. Das 2008 in Wien gegründete und 2009 nach Berlin übergesiedelte Startup hat eine wechselvolle Geschichte, stand schon 2012 zwei Mal kurz vor der Pleite.

Und in diesen Tagen macht in Berlin das Gerücht die Runde, YouTailor sei insolvent. Was ist da dran? Wie geht es YouTailor?

Tatsächlich läuft seit Anfang Dezember beim Amtsgericht Charlottenburg ein Insolvenzeröffnungsverfahren gegen die YouTailor-Trägergesellschaft M2M Fashion – das allerdings schon wieder so gut wie erledigt sei, wie sowohl die Geschäftsführung als auch der vorläufige Insolvenzverwalter beteuern.

Die Erklärung der YouTailor-Chefin Claudia Sterrer-Pichler: Die alte, bis zum Frühjahr amtierende Geschäftsführung habe Sozialversicherungsbeiträge nicht fristgerecht überwiesen – daher habe eine Krankenkasse einen Insolvenzantrag gestellt. YouTailor habe die Beiträge aber schon lange beglichen, daher sei „dieser Sachverhalt längst gegenstandslos“.

Und sonst? Wie kommt YouTailor voran, kann das Unternehmen seine Altlasten bewältigen?

„Dem Unternehmen geht es wirtschaftlich gut“, erklärt Sterrer-Pichler gegenüber Gründerszene. „Wir haben große Pläne mit YouTailor.“ Der Backlog, also der Produktionsrückstau, sei mittlerweile aufgeholt. Im Sommer waren noch über 3.000 bestellte Hemden nicht beim Kunden angekommen. In den vergangenen dreieinhalb Monaten habe YouTailor 5.000 Hemden produziert und ausgeliefert, so Sterrer-Pichler.

Ein Blick auf die Facebook-Seite von YouTailor zeigt allerdings: Noch immer warten offenbar massenhaft Kunden auf ihre Ware – und zeigen sich erbost über den Kundenservice. So lesen sich zum Beispiel die drei jüngsten Kommentare unter dem letzten YouTailor-Eintrag von Mitte Oktober:

  • 14. Dezember: „Ich warte seit 17.4.14 auf meine bezahlte Ware, sieht so Kundenzufriedenheit aus?“.
  • 6. Dezember: „Leider ist nur eines von drei Hemden angekommen. Das rosafarbene. Wo sind die anderen beiden? In der Bestellung resultiert der ganze Auftrag als geliefert! Das stimmt nicht.“
  • 4. Dezember: „Was soll das? Ein Witz? Seit mehr als den versprochenen maximal 40 Tagen warte ich auf meine Bestellung vom 22.09.!!!, also seit mehr als neun Wochen. Wo bleibt die Bestellung?“

Auf seiner Website verspricht YouTailor noch immer eine „schnelle Lieferung in 6-8 Wochen“. Noch im August kündigte Sterrer-Pichler gegenüber Gründerszene an, die versprochene Lieferzeit auch garantieren zu können – offenbar ohne Erfolg. Nun sagt die YouTailor-Chefin: Ab dem 1. Januar könne ihr Unternehmen „eine Lieferfrist von vierzig Tagen garantieren“.

Außerdem soll eine neue Premiumlinie sogar eine Lieferung innerhalb von zehn Tagen möglich machen. Sterrer-Pichler erzählt weiter munter vom Aus- und Aufbau des krisengeplagten Unternehmens: So sei der Einstieg ins Vollgeschäft mit Maßanzügen und Maßschuhen geplant. Und: YouTailor sei noch 2014 „voraussichtlich in der Lage, schwarze Zahlen zu schreiben“. Das allerdings hatte das Startup im August schon für „spätestens Anfang September“ angekündigt.

Bild: © panthermedia.net / Michael Hellmann