Dass Zalando Schwierigkeiten mit nicht zahlenden Kunden hat, ging bereits aus dem aktuellen Halbjahresbericht hervor. Darin sprach der Berliner E-Commerce-Riese von „einem höheren Niveau von betrügerischem Handeln“ – ohne auf weitere Details einzugehen.

Nun berichtet das Handelsblatt, dass Zalando Anzeige wegen Betrugs erstattet hat: Ein Jahr lang, bis Juni 2015, lieferte der Händler 962 Pakete in den saarländischen Ort Lebach, überwiegend in das dortige Flüchtlingslager. Wert der Waren: Mehr als 180.000 Euro; bezahlt wurden die Bestellungen nicht. Die Staatsanwaltschaft habe Ermittlungen aufgenommen.

Demnach lebten etwa 40 der Verdächtigen noch in Lebach, knapp 60 seien – so glaubt es die Staatsanwaltschaft – bereits in ihre Heimatländer zurückgekehrt. Weitere 335 Lieferungen in das Flüchtlingslager seien bisher nicht zugeordnet worden, da die Namen der angeblichen Kunden nicht im Melderegister erfasst seien. Staatsanwalt Christoph Rebmann vermutet gegenüber dem Handelsblatt, es könnte sich um erfundene Namen oder nicht registrierte Personen handeln.

Der saarländische Innenminister Klaus Bouillon sprach bereits Ende September im Landtag über die Zalando-Anzeigen und kommentierte: „Das heißt, der ein oder andere ist durchaus clever und weiß, das System zu nutzen.“ Zalando sagte dazu gegenüber dem Handelsblatt, man kommentiere generell keine Betrugsfälle. Aber: „Wir empfinden die Äußerung des Ministers hier auch als sehr unangebracht.“ Es hieß weiter, man investiere „stetig in ein ausgefeiltes Sicherheitssystem“, das dabei helfen solle, „Betrugsversuche möglichst frühzeitig zu erkennen“. Auf Nachfrage von Gründerszene gab Zalando keine weiteren Informationen.

Im Zusammenhang mit den erhöhten betrügerischen Aktivitäten, die Zalando im Halbjahresbericht erwähnte, hatte das Unternehmen bereits die Bewertung der Forderungen aus Lieferungen und Leistungen aus früheren Perioden überprüft. Daraus resultierte ein zusätzlicher Wertminderungsbedarf in Höhe von 18,5 Millionen Euro.

Bild: Zalando