Nachdem es der Online-Versender Zalando bereits in den vergangenen Wochen und Monaten meisterlich verstanden hat, die Gunst der Investoren für sich zu gewinnen, folgt nun eine weitere kräftige Kapitalzufuhr: Der schwedische Geldgeber Kinnevik erwirbt für 287 Millionen Euro weitere zehn Prozent an dem E-Commerce-Unternehmen – und wird mit nunmehr 35 Prozent zum größten Investor.

Zalando Kinnevik 287 Millionen

Kinnevik nun größter Zalando-Investor

Wer hätte es gedacht: Nachdem in den vergangenen Monaten die US-Investmentbank J.P. Morgan dem bisherigen Samwer’schen Haus- und Hoffinnanzierer Investment AB Kinnevik (www.kinnevik.se) den Rang abzulaufen schien, legt dieser nun bei Zalando (www.zalando.de) nach. Stattliche 287 Millionen ist das nun erworbene Paket von zehn Prozent einer Pressemitteilung zufolge wert. Abgegeben werden die Anteile von den Mit-Investoren Holtzbrinck Ventures (www.holtzbrinck-ventures.com), Tengelmann und Rocket Internet (www.rocket-internet.de), die dem Schuh- und Fashionshop aber weiterhin treu bleiben.

Nach der neuesten Investition hält das schwedische Investmenthaus demnach mittlerweile ein Paket von 35 Prozent der Anteile, 26 Prozent direkt und neun über seine Beteiligung an Rocket Internet selbst. Eine Option für weitere drei Prozent hat sich Kinnevik zum Preis von 100 Millionen Euro ebenfalls gesichert. Sie steht unter der Bedingung, dass der Samwer-Inkubator eine Dividende auf die bestehende Beteiligung zahlt. Beachtlich ist dabei die rechnerische Bewertung, die sich auf knapp drei Milliarden Euro belaufen würde – mögliche Vorteile für den Großinvestor einmal außen vor gelassen, denn kolportiert wurden zum Teil sogar Werte bis zu vier Milliarden Euro.

Meisterliches Capital-Raising

Das Einsammeln von Kapital hat Zalando in den vergangenen Wochen und Monaten meisterlich berherrscht. So wurde zunächst die US-amerikanische Großbank J.P. Morgan an Bord geholt, die sich mit vergleichsweise geringen 1,3 Prozent an dem Berliner Unternehmen beteiligte – was sicherlich in erster Linie als ein Buhlen um den bevorstehenden Börsengang gewertet werden darf. Gleichzeitig engagierte sich J.P. Morgan weltweit bei weiteren Rocket-Unternehmen, vornehmlich bei Klonen des eigenen Zalando-Modells wie etwa dem brasilianischen Dafiti.

Zuletzt bediente sich das Vorzeigeprojekt aus dem Hause Rocket Internet auch bei Fremdkapitalgebern: Die Commerzbank, die Sparkasse Mittelthüringen und die KfW Bankengruppe stellen der Zalando GmbH eine langfristige Finanzierung in Höhe von immerhin 40,7 Millionen Euro zur Verfügung, mit der der Innenausbau des ersten eigenen Logistikzentrums teilfinanziert werden soll. Der Grundstein für die 78.000 Quadratmeter große Halle in Erfurt war bereits im Dezember 2011 gelegt worden. Zudem in der Finanzierung enthalten war eine Betriebsmittellinie, mit der zusätzlich das operative Geschäft finanziert werden soll.

Kostenintensiver Expansionskurs

Bereits zur Jahresmitte hatte das Unternehmen einen Umsatz von einer halben Milliarde Euro gemacht – stichhaltigere Angaben zu den Ertragszahlen ist Zalando allerdings bis heute schuldig geblieben. Allem Anschein nach verschlingt der rasante Expansionskurs des Unternehmens genau wie das mitunter kostenintensive Geschäftsmodell weiterhin erhebliche Mittel, wodurch die Aussicht auf Gewinne wohl in weiter Ferne liegen dürfte. Dem Vernehmen nach soll die Anzahl der Mitarbeiter längst über der gerne zitierten Zahl von 1.000 Angestellten liegen – möglicherweise sogar deutlich.

Vor Kurzem hatte das Berliner E-Commerce-Unternehmen zudem bekannt gegeben, auch in Mönchengladbach ein eigenkonzipiertes Logistikzentrum zu errichten, um seine europäischen Vertriebsaktivitäten zu stärken. Zalando ist nach eigenen Angaben mittlerweile in vierzehn europäischen Märkten aktiv. Seit September sind die Seiten in Polen und Norwegen online.