Wollen Zalando vom Online-Laden zur Fashion-Plattform umbauen: Zalando-Gründer David Schneider (links) und Robert Gentz (Mitte); hier im Gespräch mit Tech.eu-Macher Robin Wauters

Hier stimmt einfach alles – das war wohl die wichtigste und womöglich die einzige Botschaft, die Zalando auf dem heutigen „Playday“ zu vermitteln hatte. Warum auch die Gunst der Stunde nicht nutzen: Die Zahlen stimmen, und selbst der Börsenkurs hat sich bemerkenswert ruhig durch das Markt-Chaos der vergangenen Monate bewegt.

Kurz und knapp präsentierte Geschäftsführer Rubin Ritter in Berlin noch einmal die Geschäftszahlen: Zalando machte 2015 knapp drei Milliarden Euro Umsatz, wuchs um ein Drittel, verdiente 110 Millionen Euro Ebit, verweist auf 18 Millionen aktive Kunden und ist mit einem Anteil von 60 Prozent an Smartphone- oder Tablet-Besuchen eine „mobile“ Company – auch wenn mobil eher gestöbert aber nicht gekauft wird.

Okay, durchatmen. Und weiter mit den Zahlen: 10.000 Mitarbeiter hat das Unternehmen und wächst nach Umsatz zwei bis dreimal schneller als der Markt. Für alle, die es immer noch nicht kapiert haben: „Wir verdoppeln die Company alle drei Jahre“, betonte Ritter.

Aber das ist eigentlich das alte Zalando. Der Modeversender, dem viele wegen der hohen Retourenzahlen einst ein frühes Ende vorhersagten – und damit ganz offensichtlich falsch lagen.

Das neue Zalando soll eine Plattform sein, kein Laden. „Wir wollen Marken und ihre Kunden miteinander verbinden“, so klingt das etwas aufwändiger verpackt. Der Charme dieses Modells: Insgesamt sollen die Kosten sinken, weil die Anbieter ihre Waren zwar über Zalandos Plattform verkaufen, sich um alles andere aber selbst kümmern müssen. Wenn Ritter sagt, „wir sorgen für die Reichweite“, dann kommt ihm und seinem Unternehmen zugute, dass sowohl die Hersteller als auch die (Offline-)Ladenketten es verschlafen haben, eine nennenswerte Präsenz im Internet aufzubauen.

Neue Geschäftsmodelle mit dem stationären Handel

Mit den Läden, also denen aus Stein und Mörtel, sieht sich Zalando auch gar nicht im Wettbewerb. Als Plattform soll Zalando ihnen „ganz neue Geschäftsmodelle ermöglichen“. Das würde dann natürlich auch für Zalando Vorteile haben. Vielleicht schon nach 30 Minuten, bestimmt aber noch am selben Tag könnten die bestellten Waren bei den Kunden sein, das ist zumindest der Plan beim Berliner Vorzeige-Digitalunternehmen.

Rubin Ritter

Der Kampf um schnellere Lieferzeiten, insbesondere um die berüchtigte letzte Meile, hat längst begonnen – in allen möglichen Bereichen von Essen (siehe Deliveroo versus Foodora) über Elektronik (Amazon-Drohnen) bis hin zu, richtig, Mode. Hier will Zalando zukünftig punkten, die notwendige Logistik für die Strecke davor hat das Unternehmen längst gemeistert – ein Lernprozess, bei dem die guten Sitten in den Logistikzentren teilweise auf der Strecke blieben.

Eigene Kuriere um die letzte Meile zu überbrücken will Zalando aber erst einmal nicht einstellen. Stattdessen setzt das Unternehmen auf Kooperationen. Etwa mit dem Startup Liefery aus Neu-Isenburg, das testweise bereits Pakete ausliefert und Retouren bei den Kunden abholt.

Kundennähe durch Curated Shopping

Dann wäre da noch die Kundennähe, also im übertragenen Sinne. Die soll durch Angebote wie Curated Shopping, bei dem Zalando-Mitarbeiter die Kunden virtuell „einkleiden“, erzeugt werden. Ebenfalls denkbar: Weitere Shops und Angebote, die auf bestimmte Kundengruppen zugeschnitten sind. Mit Fleek wurde etwa gerade erst ein speziell auf die jüngere Zielgruppe abgestimmter mobiler Shop gestartet.

Expansion also in alle Richtungen – nur nicht geografische. „Wir haben derzeit keine Ambitionen über die EU hinaus zu expandieren“, betonte Zalando-Mitgründer Robert Gentz heute in Berlin. Zumindest nicht mit dem Kernangebot. Bei Dienstleistungs-Angeboten wie etwa dem Online-Advertising, bei dem sich das Berliner Unternehmen etwa durch den Zukauf des Hamburger Startups Metrigo vor einem Jahr deutlich gestärkt hatte, könne das anders sein. Eigene Geschäfte wie den Zalando Outlet Store werde es dagegen nicht großflächig geben. „Wir sind und bleiben ein Online-Unternehmen“, so Gentz.

Bild: Alex Hofmann / Gründerszene