Deposit Solutions 38
Deposit Solutions 38 Zinspilot-Gründer Tim Sievers

Was den Deutschen früher der Strumpf voller Geld unter dem Kopfkissen war, ist heute das Tagesgeldkonto. Es zählt hierzulande zu den beliebtesten Anlageformen. Kein Wunder, gilt es doch als besonders sichere und stabile Komponente im Anleger-Portfolio. Ein Vergleich von verschiedenen Tagesgeldkonten lohnt sich, wenn man die besten Zinsen ergattern will – und den bietet unter anderem das Hamburger Unternehmen Deposit Solutions mit der Plattform Zinspilot.

Das Startup ermöglicht es Sparern, mit nur einem Konto ein Portfolio aus Tages- und Festgeldern unterschiedlicher Banken zu führen. So sollen die Anleger von höheren Zinsen bei verschiedenen Banken in Europa profitieren können. Eine einzelne Anmeldung für jedes Konto ist dann nicht mehr nötig – der Account von Zinspilot reicht. Insgesamt 15 europäische Banken kooperieren mit dem Startup, darunter die Hanseatic Bank und die Fimbank.

Abgesehen vom Service für Privatkunden bietet das Startup seine Plattform auch Banken an. Es ist eine B2B-Lösung für Hausbanken, die ihre Kunden auch von höheren Zinsen anderer Banken profitieren lassen wollen. Unter anderem kooperiert die Deutsche Bank mit dem Unternehmen.

Das Konzept überzeugte auch Investoren: Seit der Gründung im Jahr 2011 sammelte Deposit Solutions Risikokapital in Höhe von insgesamt 25 Millionen Euro ein. Erst vor Kurzem schloss das Startup eine weitere Finanzierungsrunde über 15 Millionen ab. Unter anderem erhöhte der PayPal-Mitgründer und Facebook-Investor Peter Thiel seinen Anteil. Bei dem Investment wurde Deposit Solutions mit rund 110 Millionen Euro bewertet. Heute arbeiten 70 Menschen für das Unternehmen, es sitzt in Hamburg, London und Zürich.

Im Interview erzählt Deposit-Solutions-Gründer Tim Sievers, was er mit dem neuen Geld vor hat und warum er mit Peter Thiel über viel, aber nicht über Politik spricht.

Tim, was haben Banken davon, wenn sie mit euch zusammen arbeiten?

Mit unserer Technik können Banken ihren Kunden Einlagenprodukte – also Tages- und Festgeldkonten – mit den besten Konditionen bieten, auch wenn sie von Drittbanken stammen. Die Bank hält dadurch die Beziehung zum Kunden. Und die Anlagebank profitiert von den Einlagen, die sie vermittelt bekommt. Die sind oft kleinteilig und dadurch stabil, was gut ist fürs europäische Bankensystem.

Wie garantiert ihr euren Kunden, dass ihr Erspartes sicher ist?

Im Ernstfall ist die Einlagensicherung des Herkunftslands der Bank für die Entschädigung von Anlegern verantwortlich. Deshalb arbeiten wir zurzeit nur mit Banken mit einem Länderrating von A oder besser zusammen. Darin unterscheiden wir uns von Mitbewerbern, die auch deutlich schlechtere Bewertungen zulassen. 

Also würdet ihr beispielsweise nicht mit einer italienischen Bank kooperieren?

Im Moment haben wir keine. Für die Zukunft würde ich das nicht ausschließen, Vielfalt ist schließlich auch ein Wert, den unsere Kunden schätzen. Aber die Kunden können sich darauf verlassen, dass wir ihnen das dann transparent anzeigen und keine Bank mit einem Länder-Rating von BB oder schlechter zulassen werden. Das sind in Europa aktuell Kroatien, Zypern und Griechenland. Der Gedanke bei Tages- und Festgeldkonten ist ja gerade, dass diese Anlageform sicher ist.

Warum braucht ein Konzern wie die Deutsche Bank euch, um so eine Technik zu entwickeln und macht das nicht einfach selbst?

Weil es nicht so trivial ist, wie man denkt. Wir haben über drei Jahre lang an den Prozessen und der Technik getüftelt, bis wir eine Version hatten, die marktreif ist. Meine Erfahrung ist, dass Banken dankbar für eine schlüsselfertige Lösung sind. Sie können die dann sofort ihren Kunden anbieten. Und sie können wählen, ob sie Zinspilot auf ihrer Webseite einbinden oder eine White-Label-Lösung haben möchten wie die Deutsche Bank.

Was ist für euch wichtiger: Zinspilot oder das B2B-Geschäft mit den Banken?

Die Deutsche Bank hat zehn Millionen Kunden. Mit Zinspilot haben wir jetzt 30.000 aktive Nutzer. Es kommen zwar jeden Monat mehr als 3.000 dazu, aber Zinspilot müsste schon sehr wachsen, um schnell zehn Millionen Kunden zu erreichen. Deshalb haben wir von Anfang an auch auf die Zusammenarbeit mit Banken gesetzt. Aber klar, auch Zinspilot ist wichtig. Am Kundenzuwachs sehen wir, dass unser Geschäftsmodell gut ankommt. Seit Beginn des Jahres konnten wir auf der Plattform 700 Millionen Euro an Einlagen vermitteln, die Tendenz ist steigend – alleine im Juni waren es über 140 Millionen.

Wie seid ihr an Peter Thiel als Investor gekommen?

Er wurde mir im vergangenen Jahr bei einer Veranstaltung in Wien vorgestellt und ich bekam die Gelegenheit, ihm von unserem Geschäftsmodell zu erzählen. Er war sofort sehr interessiert daran. Eigentlich sollten wir nur für einen kurzen Kaffee zusammenkommen, aber dann dauerte das Gespräch über eine Stunde. Kurz danach meldeten sich seine Investmentteams bei uns. Die haben dann unser Konzept ganz genau überprüft. Das war natürlich eine Riesensache für uns.

Und was für ein Mensch ist er so?

Er ist ein cooler Typ und sehr, sehr schlau. Er kennt sich in der digitalen Wirtschaft extrem gut aus und hat einen guten Instinkt dafür, welche Unternehmen das Potenzial haben, groß zu werden.

Thiel ist bekannt dafür, dass er Donald Trump im US-amerikanischen Wahlkampf unterstützt. Habt ihr darüber mal gesprochen?

Nein. Ich spreche mit ihm nicht über Politik, sondern nur über unser Unternehmen. Ich schätze seinen Rat als Unternehmer und Investor.

Verstehe, du willst dich hier nicht zu sehr aus dem Fenster lehnen.

Ich will mich hier gar nicht aus dem Fenster lehnen.

Was macht ihr jetzt mit dem neuen Investment?

Wir werden damit unsere technische Plattform weiterentwickeln und unser Geschäft in andere Länder expandieren. Erste Märkte sind die Schweiz und Großbritannien. Außerdem haben wir Zinspilot bisher fast gar nicht aktiv beworben und wollen unsere Marketingaktivitäten zukünftig ausweiten.

Vielen Dank für das Gespräch, Tim!

Bild: Zinspilot