Es ist ein – Zuckerberg!

Wir sollen groß denken. Ganz groß. Das steht in jedem Buch über Startups, man hört es von jedem Podium und in Seminaren. Einvernehmliches Nicken allerorten. Kein Problem. Wird gemacht. So ganz einfach ist das aber in Deutschland nicht. Das haben wir mal wieder nach Veröffentlichung des Briefes von Mark Zuckerberg an seine neugeborene Tochter Max gelernt. 99 Prozent seiner Facebook-Aktien, die rund 45 Milliarden Dollar wert sind, will er in eine Stiftung einbringen. Und mit dieser Stiftung die Lösung der ganz großen Probleme der Menschheit angehen. In Deutschland wurde bereits Sekundenbruchteile nach Veröffentlichung des Briefes diskutiert, ob dieser Schachzug nur ein cleveres Steuersparmodell darstellt oder einfach nur überheblicher Wahnsinn ist.

Hier ein Beispiel, für das die Autorin in der Zwischenzeit allerdings herbe Kritik einstecken musste:

Oder hier auf Facebook:

Wir haben uns angeschaut, wofür Zuckerberg seine Milliarden eigentlich einsetzen will. Und da stehen so einige Punkte auf dem Programm, die eine Lektion in großem Denken und Inspiration für Unternehmer sein können:

  • Aktivierung des menschlichen Potentials.
  • Wie können wir in Zukunft 100 Mal mehr erfahren und lernen als heute?
  • Wie können wir Krankheiten heilen, länger leben und ein gesünderes Leben führen?
  • Können wir die Welt vernetzen, sodass jeder Zugang zu allen Ideen, Menschen und Möglichkeiten hat?
  • Gelingt es uns, mehr saubere Energie zu nutzen und Dinge zu erfinden, die wir uns heute noch nicht vorstellen können, um die Umwelt zu schützen?
  • Gelingt es uns, einen neuen Gründergeist zu kultivieren, damit jeder sein Business aufbauen kann, um Frieden und Wachstum zu sichern?
  • Jeder Mensch sollte Zugang zu diesen Möglichkeiten haben. Egal, wo und unter welchen Umständen er geboren ist.
  • Kann unsere Generation Armut und Hunger beseitigen?
  • Können wir friedvolle und verständnisvolle Beziehungen zwischen Menschen aller Nationen unterstützen?

Zuckerberg gehört offenbar zu den unverbesserlichen Optimisten und schreibt weiter an seine Tochter: „Wenn unsere Generation richtig investiert, könnte die Antwort auf alle Fragen ein Ja sein.“ Und genau das hat er mit seiner Stiftung vor. Vor allem im Bildungssystem muss sich einiges ändern, wenn es nach dem Facebook-Chef geht: „Unsere Generation hat in Klassenzimmern gelernt, in denen allen die selben Dinge in der selben Geschwindigkeit beigebracht wurden. Egal, wofür man sich interessierte oder was man wirklich brauchte.“ Das müsse sich Zuckerbergs Meinung nach dringend ändern. Personalisiertes Lernen sei durch neue Technologien und das Internet möglich. „Wir beginnen gerade diese Technologie zu bauen und die ersten Ergebnisse sind vielversprechend.“

Für Zuckerberg liegen in der Vernetzung die größten Chancen für die kommenden Generationen. Durch das Internet könnten Hunderte Millionen Menschen aus der Armut entkommen. Neue Jobs und Bildungschancen auch für benachteiligte Regionen und Menschen würden entstehen. Allerdings sei die Hälfte der Menschheit – mehr als vier Milliarden Menschen – noch nicht mit dem Internet verbunden.

Am Ende seines Briefes wird Zuckerberg pathetisch. Aber als junger Vater sehen wir ihm das gerne nach: „Max, wir lieben dich und spüren eine große Verantwortung, dir und den anderen Kindern die Welt als einen besseren Ort zu hinterlassen.“ Aber warum eigentlich nicht? Das könnte doch ein Anspruch für alle Unternehmer, Gründer und Politiker sein. Aber für die deutsche Seele ist Zuckerbergs Brief wohl eine Nummer zu groß gedacht.

Vor ein paar Tagen hatte sich auch Zuckerbergs Mulitmilliardärskollege Bill Gates in Sachen Weltverbesserung gemeldet. Gemeinsam wollen sie eine Allianz für saubere Energie ins Leben rufen. Zusammen mit Unternehmern wie SAP-Mitgründer Hasso Plattner, Alibaba-CEO Jack Ma und Amazon-Gründer Jeff Bezos. Microsoft-Gründer Gates hatte 2010 gemeinsam mit dem US-Investor Warren Buffet die Initiative „The Giving Pledge“ gegründet. Mitglieder verpflichten sich einen Großteil ihres Vermögens an karikative Zwecke zu spenden. Zuckerberg ist Mitglied dieser Initiative. Mit der „Breakthrough Energy Coalition“ sollen jetzt Projekte für erneuerbare Energie in den ärmsten Regionen der Welt gefördert werden. Hier erklärt Gates seine groß gedachten Ziele im Video:

Foto: Zuckerberg / Facebook