Cruise Automation und der Nachrüstsatz für das autonome Fahren.

Eigentlich sollte jeder in Zukunft sein Auto mit dem Bausatz von Cruise Automation in einen autonom fahrenden PKW verwandeln können. Nun hat General Motors das Startup aus San Francisco gekauft. Laut des Magazins Re/Code beträgt der Preis eine Milliarde Dollar. Überraschend hoch – hat das Unternehmen in den bisherigen Finanzierungsrunden doch erst um die 20 Millionen US-Dollar erhalten. Geldgeber waren unter anderem Y Combinator und Spark Capital.

Hinter Cruise Automation steckt Kyle Vogt, einer der Mitgründer der Gaming-Plattform Twitch, die Ende 2014 für 970 Millionen Dollar an Amazon verkauft wurde. Der studierte Computerwissenschaftler und Elektroingenieur hatte Cruise Automation erst 2013 gegründet und zunächst aus eigenen Mitteln finanziert.

Mit Andrew Gray stellte Vogt einen Senior-Manager von Tesla ein, der dort für die Entwicklung des Autopiloten zuständig war. Zusammen entwickelten beide ein kompaktes Nachrüst-Kit für das autonome Fahren. Mittels eines kleinen Sensorenpakets soll sich jedes Fahrzeug nachträglich für knapp 10.000 Dollar in ein autonom fahrendes Auto verwandeln.

Dass eine solche Entwicklung das Interesse der Autoindustrie weckt, ist verständlich. Doch das erklärt nicht den hohen Kaufpreis. Die Sensoren, die Cruise Automation für sein Kit verwendet, stammen aus den üblichen Zulieferquellen wie Bosch, Delphi, Magna oder Continental. Das selbst entwickelte Kit ist zudem bisher nicht über den Status eines Prototypen hinaus gekommen und dürfte kaum die Milliarde Dollar wert sein, die GM nun investiert hat.

Dan Ammann, Präsident von General Motors, deutete an, dass Cruise Automation ein Durchbruch bei der Software-Entwicklung für autonome Fahrzeuge gelungen sei. Eines der bisherigen größten Probleme autonomer Fahrzeuge ist nicht das Erkennen der Umwelt, sondern die Interpretation von Ereignissen während der Fahrt. Alle bisherigen Systeme stoßen bei komplexen Fahrsituationen noch an ihre Grenzen und übergeben die Kontrolle dem Fahrer. Dies gilt vor allem für das Fahren in der Stadt.

In einer Pressemitteilung erklärt Ammann: „Diese Akquisition wird den Zeitplan für die Markteinführung autonomer Fahrzeuge deutlich beschleunigen.“ Die Software, die Kyle Vogt und sein Team entwickelt haben, soll nun schnellstens in die Fahrzeuge von General Motors integriert werden.

Der hohe Kaufpreis zeigt, dass das Rennen um das erste, komplett autonom fahrende Auto im vollen Gange ist. Bisher sind Audi, BMW, Daimler und vor allem Tesla die einzigen Hersteller, die pilotierte Fahrzeuge auf dem Markt haben. Google experimentiert seit Jahren mit selbstfahrenden Autos, Apple soll ebenfalls in diese Richtung forschen.

Bild: Cruise Automation