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Containerschiffe im Hamburger Hafen

Frachtversand – das klingt neben Buzzwords wie Virtual Reality oder E-Mobility wie ein Wort aus analoger Vorzeit. „Digital Freight Forwarder“ hört sich da schon etwas aufregender an – es geht um die Logistik von Schiffscontainern. Mit dem Slogan wirbt das Berliner Startup FreightHub, eine neue Gründung der Heilemann-Brüder, wie Deutsche Startups berichtete.

Die Geschäftsidee des Startups ist nicht ganz neu. Der Vorreiter stammt aus den USA und hat höchst prominente Investoren angezogen – zum Beispiel Hollywood-Star Ashton Kutcher, Peter Thiels Founders Fund und Google Ventures. Das Venture heißt Flexport und wurde von TechCrunch als „unsexiest trillion-dollar startup“ betitelt. Das Frachten-Startup will den Datenschatz einer der umsatzstärksten Industrien heben, die noch nicht allzu viel von der Digitalisierung mitbekommen hat.

Dafür hat das 2013 in San Francisco gegründete Unternehmen eine Plattform geschaffen, über die Kunden ihre gesamte Logistik verwalten können: Von der Buchung bis zur Dokumention von Frachtverschiffungen können alle Abläufe über Dashboard, Verwaltungs- und Tracking-Tools verfolgt werden. Der deutschen Verkehrs-Zeitung zufolge habe das Unternehmen bereits über 600 Kunden, vornehmlich aus den USA, und wolle nun mit einem Büro in Amsterdam den europäischen Markt angreifen.

Direkte Konkurrenz also für das neue Heilemann-Venture. Es bietet einen vergleichbaren Service wie FreightHub, auch die Bedienoberfläche ist dem US-Startup ähnlich. Die Seite ist bereits online, der Launch soll in den nächsten Wochen stattfinden. Äußern wollte sich Ferry Heilemann, laut der Unternehmensseite in der Rolle als Managing Director, zu seinem neuen Projekt auf Nachfrage von Gründerszene nicht.

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Screenshots von Flexport (oben) und FreightHub

Erst im April dieses Jahres hatten sich die beiden Startup-Geldgeber Heilemann Ventures und Earlybird zusammengeschlossen. Kurz darauf entdeckte Digital Kompakt, dass unter der „Deep Blue Ocean Internet GmbH“ ein Logistik-Startup gegründet wurde. Laut Handelsregister ist neben den Heilemanns auch Erik Muttersbach als Mitgründer beteiligt und übernimmt die Funktion des CTO bei FreightHub. 2011 hatte er das Cloud-Computing-Startup Cloudnumbers gegründet. Der dritte Gesellschafter ist Michael Wax, jetzt COO und früher Mitgründer des Münchner Sensoren-Startup Konux.

Der Hype um das US-Startup Flexport dürfte die Gründer in Deutschland motiviert haben, sich in den Speditionsmarkt zu begeben. Laut TechCrunch hat Flexport knapp 27 Millionen US-Dollar Funding eingesammelt und das Volumen der transportierten Güter in diesem Jahr bereits um den Faktor 16 gesteigert. Da bleiben die Heilemanns nicht die einzigen, die dem Unternehmen nacheifern. Auch Rocket Internet scheint seit kurzem ein Konzept für eine Speditionsfirma zu testen.

Rocket gründet leise Instacargo

Offiziell äußert sich Rocket dazu auf Nachfrage von Gründerszene nicht. Die Anzeichen sind allerdings eindeutig: Das Venture mit dem Namen Instacargo soll laut Handelsregister ein „Dienstleistungsunternehmen als Spediteur“ betreiben und dafür eine „Online-Plattform für Beratung, Organisation und Vermittlung von Speditionsdienstleistungen und Transporten aller Art“ bereitstellen. Ausgeschlossen seien dabei Dienstleistungen im Güterkraftverkehr.

Als Geschäftsführer ist derzeit Daniel Gion Otto Presser-Velder eingetragen, laut LinkedIn Chief Logistics Officer bei Rocket Internet. Eine Webpräsenz ist noch nicht zu finden. Es ist unklar, wie weit fortgeschritten die Pläne für das Startup sind.

Update, 27. Juli, 9.45 Uhr: Eine simple Internetseite ist jetzt online: Instacargo.de. Weitere Informationen sind dort allerdings noch nicht verfügbar.

Dieser Artikel erschien zuerst am 26.7.16 um 9.30 Uhr.

Und auch, wie weit sie noch gehen werden. Einige der aktuelleren Startup-Konzepte stampfte Rocket schnell wieder ein, beispielsweise das Makler-Startup Vendomo oder den Second-Hand-Marktplatz Sparklist. Die neue erklärte Devise von Rocket-Chef Oliver Samwer: „Wir scheitern oft, aber wir scheitern nicht mit hohen Verlusten in den Unternehmen“. Funktioniere ein Geschäftsmodell nach einem halben Jahr nicht, dann lasse man es. „Die Fähigkeit muss man haben, das zu erkennen und loszulassen“.

Titelbild: Sean Gallup