Wie üblich: Viel Gedränge, aber wenig Revolutionäres auf der IAA

Das sei doch alles Quatsch, ein Hype, der nicht zu rechtfertigen sei. Porsche-Chef Matthias Müller lässt seinen Frust über das autonome Fahren freien Lauf. Programmierer würden entscheiden, wie ein Unfall ausgehen wird, schimpfte er weiter. Die Tirade des Sportwagenbauers ist verständlich. Wie viel Spaß macht es schon, sich in einem Porsche autonom durch die Lande fahren zu lassen? Doch der Wutausbruch von Müller offenbart noch zwei andere Dinge. Zum einen ist es offenbar noch nicht in jeder Vorstandsetage angekommen, dass sich die Branche verändert. Zum anderen ist die Ablehnung gegenüber neuen Technologien noch sehr tief verankert.

Und vielleicht ist das auch der Grund, warum auch in diesem Jahr auf der IAA wieder so getan wird, als sei nichts passiert. Die deutschen Hersteller präsentieren jedenfalls wenig Überraschungen und mehr SUVs und Luxuswagen, als in den Jahren zuvor.

Von BMW kommt der neue 7er BMW, der es endlich mal wieder schaffen soll, der S-Klasse den Rang abzulaufen. Daimler reagiert mit einem S-Klasse Coupé Cabrio und zwei neuen SUVs, GLC und GLE. Bei VW hat man gerade wenig Neuigkeiten zu vermelden, also schiebt man den SUV von Bentley nach vorne. Ein Monstrum mit knapp 600 PS für mehr als 200.000 Euro. Audi zeigt die Studie eines neuen Autos. Es wird, Überraschung, ein SUV, aber einer, der dem Tesla einheizen soll. Also ab 2018. Porsche hat auch eine Studie in Sachen E-Fahrzeug, aber mehr als eine Studie ist es eben nicht. Immerhin, Opel zeigt noch ein echtes Volksauto. Der neue Astra soll in der Mittelklasse verlorenes Terrain einnehmen.

Natürlich sind sich die Hersteller ihrer ökologischen Verantwortung bewusst. Die Motoren verbrauchen jetzt durch die Bank weg weniger. Ob sie allerdings weniger verbrauchen, weil man einen neuen Trick bei der NEFZ-Verbrauchsmessung gefunden hat, ist eine andere Frage. Auch wird man jede Menge neuer Plugin-Hybride sehen. Vor allem deswegen, weil die Hybriden den Flottenverbrauch vor den strengen Augen der EU senken. Kein Wunder, dass fast alle Hersteller die komplizierte Technologie einsetzen, quer durch alle Modellpaletten.

Will man Zukunftstechnologien sehen, muss man zu Continental, Bosch oder ZF gehen. Gerade Bosch hat in den letzten Jahren massiv in die Vernetzung der Fahrzeuge investiert und sucht Möglichkeiten, wie man auch alte, analoge Fahrzeuge zu einem „Connected Car“ aufrüsten kann. Auf dem Stand von Bosch kann man einige spannende Ideen finden.

Das große Elektroauto mit 500 km Reichweite ist ebenso wenig zu sehen, wie der Kleinwagen für die Stadt mit 250 km Reichweite. Doch halt: Nissan hat den aufgebesserten Leaf im Gepäck, der genau das kann. Bei den deutschen Herstellern sucht man so etwas aber vergeblich. Immerhin bekommt das Thema „New Mobility“ auf der IAA in diesem Jahr eine eigene Halle. Da dürfen Startups und anderen Unternehmen präsentieren, wie ihre Vorstellungen der automobilen Zukunft aussehen.

Die IAA und die Hersteller feiern sich auch in diesem Jahr mal wieder selbst. Die großen Herausforderungen, die die Branche in den nächsten zehn Jahren vor massive Herausforderungen stellen wird, werden nur am Rande auf den Panels angeschnitten. Dabei ist die Bedrohung für die Industrie sogar vor Ort: Google hat zum ersten Mal einen eigenen Stand auf der IAA. Noch ist der Stand klein, aber auf der IAA 2017 wird das vermutlich anders aussehen.

Bild: IAA