Das Team von Jetlite: David Rommerskirchen, Felix Priebe, Lena Schauerte und Achim Leder  (von links)

Jetlag ist nicht nur auf Urlaubsreisen lästig. Besonders Dienstreisenden macht die Zeitverschiebung das Leben schwer. Wenn es nach einem Startup aus Hamburg geht, dann sollen Müdigkeit und Kopfschmerzen nach langen Flügen bald der Vergangenheit angehören. Das Team um Achim Leder setzt dazu auf ein spezielles Beleuchtungsprogramm in der Flugzeugkabine, das die Ausschüttung des Schlafhormons Melatonin reguliert.

Leder ist studierter Wirtschaftswissenschaftler und 37 Jahre alt. Nach seinem Studium arbeitete der Castrop-Rauxeler fünf Jahre als Lobbyist und Vertriebsleiter in der Luft- und Raumfahrtbranche und kam anschließend über seine Doktorarbeit auf die Idee zu Jetlite.

Für eine Studie ließ er 32 Versuchspersonen in drei Durchläufen je zehn Stunden in einem Test-Flugzeug ausharren. Während die Kontrollgruppe Standardbeleuchtung ausgesetzt war, erhielt die Testgruppe ein von ihm entwickeltes Beleuchtungsprogramm mit hohem Blauanteil am Morgen und einem höheren Rotanteil am Abend. Während die Kontrollgruppe mit den typischen Jetlag-Symptomen zu kämpfen hatte, konnten die Personen in der Testgruppe schneller und tiefer schlafen und waren bei Ankunft wacher. Zusammen mit einigen Studenten entwickelte Leder darauf hin einen Algorithmus, der das optimale Beleuchtungsprogramm für verschiedene Flugrouten errechnet.

Heute – vier Jahre später – ist die marktreife Version des Programms fast fertig. Leder verspricht, dass es das Gefühl von Jetlag deutlich verringern könne. „Bei einer Zeitdifferenz von sechs Stunden, wie Hamburg-New York, fühlt der Körper nur noch drei Stunden“, so der Gründer.

Seine Beleuchtung könne in jedem modernen Flugzeug umgesetzt werden, das LED-Beleuchtung an Board hat, sagt Leder. Auch ältere Modelle könnten bald nachgerüstet werden, denn nach zehn Jahren bekomme jedes Flugzeug einen so genannten Retro-Fit, bei dem auch das Lichtsystem ausgetauscht wird. Mehrere Fluggesellschaften sollen bereits ihr Interesse an dem Produkt von Jetlite bekundet haben. Mit Airbus arbeitet Leders Unternehmen bereits zusammen, das Startup ist Teil des Airbus-Accelerators BizLab. Im Herbst soll es den ersten Live-Test geben.

Noch ist dem Gründer nicht klar, wie genau er sein Startup monetarisieren möchte. Möglich wären ein Abo-Modell oder eine einmalige Pauschale, so Leder. Das ist aber noch Zukunftsmusik: „Obwohl ich ein Professoren-Gehalt beziehe, leben wir alle auf studentischem Niveau. Ich finanziere den Rest meines vierköpfigen Teams quer“, erzählt der Gründer. Kontakte zu Geldgebern und auch Kunden erhofft er sich auf dem ILA-Startup-Day Anfang Juni in Berlin aufbauen zu können.

Bild: Jetlite